Julija Tymoschenko
Julia Timoschenko (ukr. Julija Volodymyrivna
Tymosenko), ukrainische Politikerin und Ex-
Oligarchin, ist eine der außergewöhnlichsten
und schillerndsten Frauen unserer Zeit. Die
einen verehren sie als Nationalheldin, als un-
beugsame Kämpferin gegen Korruption und Unge-
rechtigkeit. Wie zum Beispiel der Bildhauer Nikolai
Schmatko, der seine “ukrainische Aurora”  nach ihr gestal-
tet hat.
Für andere ist sie hingegen vor allem eine geldgierige
Oligarchin, eine “Gasprinzessin” und ruhmsüchtige Gauklerin,
der es hauptsächlich um Selbstbestätigung und Macht geht.
Wer und wie ist diese bemerkenswerte Frau wirklich? Was verbirgt sich
tatsächlich hinter ihrem attraktiven Äußerem und perfekt gestylten Outfit?
Vielleicht kann uns die Astrologie darüber mehr sagen. Vorher will ich aber
kurz auf Julia Timoschenkos Herkunft und Werdegang eingehen, denn auch
daraus lassen sich einige Schlüsse ziehen.
Julia Timoschenko wurde 1960 in der Großstadt Dnipropetrowsk (früher
Jakaterinoslaw) geboren - eine Stadt, die eine besondere Rolle in der UdSSR
spielte                     
Sie wuchs in einem ganz gewöhnlichen fünftgeschossígen Plattenbau in sehr
ärmlichen Verhältnissen auf und wurde vor allem von ihrer Mutter Ljudmyla
Telegina erzogen, da sich ihre Eltern trennten, als Julia drei Jahre alt war.            
(Ihr Vater trägt übrigens den armenischen Familiennamen Grigjan und jüdischen
Vatersnamen Abramowitsch. Ihre Mutter heißt Telegina wie eine echte Russin. Julia
Timoschenkos Muttersprache ist - so wie bei vielen Ost-Ukrainern - Russisch. Als
Schülerin hieß sie nach dem Vater, als Studentin nach der Mutter, Quelle:
Popov/Milstein*, S.110) 
Julias Wohnblock hieß “Haus des Taxifahrers”, weil man hier die Mitarbeiter
des örtlichen Taxiunternehmens einwies, wo ihr Mutter als Dispatcher
arbeitete. Zu ihren Biografen sagte Julia Timoschenko über diese Zeit: 
“Damit das Geld zum Leben reichte, hat Mama oft  24-Stunden-Dienste
angenommen. Sie musste ihre Mutter und die Familie ihrer Schwester
unterstützten. Ich habe in meiner Kindheit gelernt, was es bedeutete, jede
Kopeke zweimal umdrehen zu müssen. Wir waren ganz allein auf uns selber
angewiesen.” (Popov/Milstein*, S.33)
Während ihre Mutter also den ganzen Tag arbeitete, verbrachte Julia die
meiste Zeit in den offenen Räumen um die Wohnblöcke, wo dichtes Gebüsch
wuchs. Dabei hat Julia nach eigenen Angaben nie mit Puppen gespielt oder
sich mit Mädchen abgegeben: “Die Jungen hatten mehr Freiheiten und die
besseren Einfälle. Das hat mich angezogen. Ich war kein wildes Kind, aber
ihre Spiele haben mir gefallen, Fußball zum Beispiel.” (Popov/Milstein*, S.33ff.)
Julia war eine gute und ehrgeizige Schülerin, sie war aber auch kreativ und
künstlerisch begabt. Zum Schulabschlussball schrieb sie auf jeden ihrer
Mitschüler für die Wandzeitung einen Vers. Und sie liebte Sport, wie sie in
einem Schulaufsatz bekennt: “Ich liebe den Sport. Besonders gern spiele ich
Tischtennis, laufe Schlittschuhe, spiele Volleyball oder Basketball. Ich mag
Musik von Bach, Mozart und Strauß. Dazu moderne Gruppen wie die Beatles,
Manfred Man, Lad Zeppelin und andere.” (Popov/Milstein*, S.35)
Vor allem jedoch liebte sie das Turnen. Als sie es wegen einer Verletzung
aufgeben musste, war das ein erster schwerer Schicksalsschlag, denn eine
berühmte sowjetische Turnerin zu werden, wäre für sie ein Weg aus dem
“Haus des Taxifahrers” in ein “unbeschwertes, wunderbares Leben voller
Applaus,  Blumen und allgemeiner Beliebtheit” gewesen
Doch das Schicksal hatte einen anderen Weg für sie vorgesehen, um zu Geld,
Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung zu gelangen - und zwar in Form
ihres  zukünftigen Ehemannes Olexandr Timoschenko.
Er war die große Liebe ihres Lebens und ermöglichte ihr den ersehnten
gesellschaftlichen Aufstieg. Denn sein Vater, Gennadi Timoschenko, kannte
einflussreiche Dnipropetrowsker wie den späteren Präsidenten Kutschma
oder die künftigen Ministerpräsideten Lasarenko und Pustowoitenko. Und er
erkannte schon bald die außergewöhnlichen Fähigkeiten seiner
Schwiegertochter in geschäftlichen Dingen.
Julia lernte Olexandr kennen, als sie im ersten Semester an der Nationalen
Universität Dnipropetrowsk Wirtschaftswissenschaften studierte. Ein Jahr
später heirateten sie und mit 19 Jahren (am 20. Februar 1980)  bekam sie ihre
Tochter Jewhenija. 1984 schloss Julia Timoschenko ihr Studium mit
Auszeichnung ab und nahm sofort eine Arbeit auf.
Ihre erste Arbeitsstelle war die nach Lenin benannte Maschinenfabrik in
Dnipropetrowsk. Sie begann als Ingenieurin in der Abteilung “Arbeitsorga-
nisation und Löhne” zu arbeiten. Und sie war ein echter Gewinn für das
Unternehmen, wie sich ehemalige Kollegen erinnerten,
Später sagte Julia Timoschenko über diese Zeit: “Meine Familie und auch die
meines Mannes waren durchaus arm zu nennen. So sehr, dass wir manchmal
unserem Kind keinen Fruchtsaft kaufen konnten”,
Doch das sollte sich bald ändern. 1985 rief der neue Generalsekretär Michail
Gorbatschow die Perestroika aus. Die Konvergenztheorie - des
Zusammenfügen des Besten aus Sozialismus und Kapitalismus - wurde
Mode. Was damals jedoch noch niemand wusste - Freiheit und Zerfall dieser
neuen Ära waren bereits vorprogrammiert, siehe ....
Für Julia Timoschenko brachte diese neue Ära völlig ungeahnte und
unverhoffte Möglichkeiten. Sie gehörte zu jenen, die innerhalb von wenigen
Jahren zu der superreichen Elite des Landes, den sogenannten Oligarchen,
aufstieg.
1988 gründete sie ihre erste “Kooperative”. Gennadi Timoschenko leitete
damals den Filmverleih des Gebiets Dnipropetrowsk. Daher war Julia
Timoschenkos erstes Geschäft eine Videothek, die bald satte Gewinne
abwarf,   
Ein Jahr später verließ sie das Leninwerk und stürzte sich mit ihrem
Ehemann in die Komsomol-Wirtschaft. Wie viele andere junge gebildete
Akademiker ihrer Generation, verfiel sie nun dem Rausch des schnellen
Geldes, das aus dem Nichts kam: “Julia Timoschenko, die die neue Situation
rasch erfasste, begriff sofort, dass Geld scheffeln etwas Endlloses sein
konnte, das die Menschen total fesselte,”  
Sie gründete mit ihrem Ehemann das NTTM-Zentrum “Terminal”, das mit Öl
handelte. Diese Firma wurde für die Timoschenkos der Einstieg in das “Big
Business”.  Das wurde möglich durch den Zusammenbruch der Sowjetunion
- der nicht zuletzt durch die Unabhängigkeitserklärung der Ukraine (am
1.12.1991) ausgelöst wurde. Das war letztlich der Todesstoß für das einst so
mächtige Imperium, siehe Details...
Die Unabhängigkeit brachte der Ukraine jedoch nicht den erhofften
Wohlstand. Denn diese war nun total abhängig vom russischen Öl und Gas -
an dessen Kauf und Verkauf sich nun eine kleine “Elite” von Geschäftsleuten,
Politikern und Beamten schamlos bereicherten, während die restliche
Bevölkerung in hoffnungslose Armut versank, siehe ...
Das Ehepaar Timoschenko gründeten die Firma “Ukrainisches Benzin”
(KUB). Diese importierte in Zusammenarbeit mit verschiedenen
Geschäftspartnern in den  Erdölregionen von Baschkirien bis nach Sibiren
Rohöl, Benzin und Petroleum in die Ukraine.  Und KUB wurde bald zum
Alleinversorger der Landwirtschaftsbetriebe des riesigen Gebietes
Dnipropetrowsk mit Treib- und Schmierstoffen.
Dies war nur möglich durch gute Beziehungen zum Gouverneur des
Gebietes,  Pawlo Lasarenko. Als dieser zum stellvertretenden Minister-
präsidenten der Ukraine mit dem Ressort Brennstoff- und Energiekomplex
ernannt wurde, eröffnete dies den Dnipropetrowsker Unternehmern unge-
ahnte Aufstiegsmöglichkeiten. Rechtsnachfolger der Firma “Ukraninisches
Benzin” wurde das ukrainischbritische Gemeinschaftsunternehmen “Ein-
heitliche Energiesystem der Ukraine” (JeESU). Das Stammkapital betrug zehn
Millionen Dollar. Der Wahlspruch des Unternehmens lautete: “Mit Energie
und Glauben für die Wiedergeburt der Ukraine!” Firmenchefin war Julia
Timoschenko, Generaldirektor ihr Schwiegervater und Chef der Abteilung
Transport ihr Ehemann. Als formale Besitzer weiterer Tochterunternehmen
und Strukturen von JeESU fungierten Julias Mutter, Tante und Tochter. 
(Popov/Milstein*, S.75)
Inzwischen war allen klar geworden, dass dieser schwindelerregende Erfolg
vor allem Julia Timoschenkos Fähigkeiten zu verdanken war. So sagte
Gennadi Timoschenko auf einer Konferenz der Partei “Gromada”: “Ich
verehre meine Schwiegertochter. Von ihrem Geist und ihrer Begabung leben
wir alle ...” 
Letztliches Ziel von JeESU war die Monopolisierung auf dem Markt. Und das
gelang schließlich auch. Anfang 1997 kontrollierte Julia Timoschenko bereits
25 Prozent der ukrainischen Wirtschaft. Nach Schätzungen reichte ihr
damaliges Vermögen von 2,5 Milliarden Dollar bis zu 6 Milliarden Pfund
(Schätzung der Londoner Times im Jahr 2005). Julia Timoschenko und ihre
Familie war nun in die superreiche Elite der Oligarchen aufgestiegen.
Doch wie erreicht man das, wie ist der Weg dorthin?  Interessante Einblicke
hierzu gibt der Autor Leo G.Lindner, siehe Details ...
1997, im Alter von 36 Jahren, war Julia Timoschenko somit am Gipfel ihres
unglaublichen Erfolges angelangt -  zumindest was Geld und Karriere betrifft.
Im Privatleben sah es allerings nicht so rosig aus, denn ihre Ehe war dabei
auf der Strecke geblieben. “Oleksandr und ich sehen uns meist nur am
Telefon”, bekannte sie einmal. Außerdem fehlte ihrem Mann, der sich vor
allem für Sport und Malerei interessiert, der Geschäftssinn. Es gab zwar keine
offizielle Scheidung, aber die Ehe bestand nur noch auf dem Papier - das
Ehepaar Timoschenko lebte bereits getrennt, siehe ....
Julia Timoschenko ging nun daran ihren Erfolg und Status abzusichern. Denn
in der Ukraine kann jeder Unternehmer, selbst ein/e Oligarch/in, ein Bürger-
meister, Gouverneur oder Minister hinter Gitter kommen. Wie kann man dem
entgehen? Man geht in die Politik, denn als Abgeordneter genießt man
“Immunität”,
Als für den Wahlkreis Bobrinez 1996 eine Nachwahl zur Obersten Rada, dem
ukrainischen Parlament, ausgerufen wird, zögert Julia Timoschenko nicht
lange und beschließt Politikerin zu werden. Doch das war anfangs schwerer
als gedacht, denn im Licht der Öffentlichkeit fehlte ihr plötzlich die für sie
typische Selbstsicherheit. Doch Julia Timoschenko fand schnell eine Lösung
des Problems. Sie heuerte professionelle Imageberater an - und der Wahl-
kampf verlief tatsächlich im Endeffekt erfolgreich für sie - im Dezember 1996
wurde Julia Timoschenko mit 92,3 Prozent der Stimmen ins Parlament
gewählt,
Den Wahlkampf gewinnt sie - neben dem perfekten “Outfit” - vor allem mit
großzügigen Geldspenden. So stellt die Kanditatin Timoschenko den
frierenden Einwohnern des Gebietes Kirowograd 5000 Tonnen Kohle
kostenlos zur Verfügung,
Julia Timoschenko ist also ins “Rampenlicht der Öffentlichkeit” getreten -
und wird nun endgültig zur “Gasprinzessin” und zum “Mythos”, an der sich
die Geister scheiden. Die einen wünschen ihr viel Glück, nennen sie eine
“gute Fee”, “Lady Ju” oder auch “schaumgeborene Venus.”  Für andere ist
sie eine “Hexe”  und drohen, sie umzubringen, siehe Details ... 
Julia Timoschenko hat nun alles erreicht, von dem sie immer geträumt hatte:
Geld,  Ruhm, Anerkennung, den Jubel der Menge. Doch privat ist es einsam
um sie geworden, vor allem nachdem immer mehr Freunde und Wegge-
fährten und auch ihre Familie aus Sicherheitsgründen ihren Wohnsitz ins
Ausland verlegten. Auch ihre Tochter studierte nun in London. 
Julia Timoschenko beginnt nachzudenken - und vielleicht reift jetzt
tatsächlich der Entschluss in ihr, sich für ihr Land, für demokratischere und
gerechtere Verhältnisse in der Ukraine, einzusetzen? Oder ist doch alles nur
Show und vor allem narzisstische Selbstbestätigung?
Die Politikerin ist jedenfalls geboren - und ihr Einsatz und Kampfeswille wird
sie schließlich im Jahr 2004 am Maidan zur Heldin der “Orangfarbenen
Revolution” machen.
Doch diese bringt letztendlich nicht die erhoffte “Kehrtwende” hin zu mehr
Demokratie. Julia Timoschenko wird zwar im Jänner 2005  Ministerpräsi-
dentin. Sie  liegt jedoch im ständigen Streit mit Präsident Viktor Juscht-
schenko - und schließlich entlässt dieser völlig entnervt sie und die gesamte
Regierung. Bei den Neuwahlen im März 2006 wird der “Block Julia Timo-
schenko” (BJuT) die zweitstärkste Fraktion im Parlament. Viktor Januko-
witsch wird neuer Präsident, Julia Timoschenko Oppositionsführerin.
Im Dezember 2007 wird sie nochmals Ministerpräsidentin.
Im Dezember 2008 verbündete sich Timoschenko erneut mit
Juschtschenko - doch diese Koalition war wiederum von
ständigen Auseinandersetzungen geprägt.
Anfang 2010 kanditierte Julia Timoschenko bei der Präsiden-
tenwahl - diese  gewann jedoch wiederum Viktor Janukowitsch. 
Am 3. März 2010 trat sie als Ministerpräsidentin zurück - und im
Mai wurden mehrere Strafverfahren gegen sie eingeleitet.
Am 11. Oktober 2011 wurde Julia Timoschenko schließlich
wegen Amtsmißbrauch zu einer 7-jährigen Haftstrafe verurteilt,
siehe Details ....
Nach dem nicht unumstrittenen, gewaltsamen Sturz von Präsident
Janukowitsch im März 2014 wurde Julia Timoschenko vorzeitig aus der Haft
entlassen. Sie kündigte an, bei der Präsidentenwahl im Mai zu kanditieren.
Welches Horoskop hat nun diese schillernde Frau?  Wie standen die   
Sterne bei ihrer Geburt  - und wie “tickt” sie wirklich, siehe ....
    
Julia mit Olexandr
Timoschenko (damals
war sie noch brünett)
Julia Timoschenko mit Tochter
Ewgenia und Ehemann Alexander
bei den Gerichtsverhandlungen im
Oktober 2011
Im Nov.und Dez.2004 führte
Timoschenko an der Seite von
Juschtschenko die „orange-
farbene Revolution“ an.
Julia Timoschenko bei einer 
Kundgebung zur Unterstütz-
ung der Auflösung des Par-
laments auf einem zentralen
Platz in der ukrainischen
Hauptstadt Kiew, April 2007
Julia Timoschenko (nun
blond): “gute Fee” oder
“Gasprinzessin”?
Julia Timoschenko - hier
noch mit dunklen Haaren
Die Koalition zwischen den beide Hoff-
nungsträgern der “orangenen Revo-
lution”, Julia Timoschenko und Viktor
Juschtschenko, ist jedoch von ständigen
Auseinandersetzungen geprägt.  
Julia Timoschenko
als junge Geschäftsfrau
Politikerin Julia Timo-
schenko im Jahr 2001  
(nun mit der berühmten
Zopffrisur, die Haare vorerst
in einem warmen Braun)
*) Dmitri Popov/Ilia Milstein, “Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie”
           2012, Redline Verlag
© April 2014 Elisa, alle Rechte vorbehalten