“Videotheken waren ein Markenzeichen der Perestroika wie die ersten
ausländischen Wagen auf den Straßen des Landes, die ersten
Pachttoiletten, die ersten spontan entstehenden Märkte, auf denen man
alles kaufen konnte - vom getragenen Büstenhalter über Uhren und eine
Playboy-Ausgabe aus dem vergangenen Jahr bis hin zu amerikanischen
Zigartetten, die es seit der Moskauer Olympiade von 1980 nicht mehr gab. 
(...)
Eine Videothek des Jahres 1989 muss man sich als engen Raum mit
einem einzigen Fernsehgerät vorstellen, das auf einer Konsole hoch über
den Köpfen der Zuschauer schwebte wie ein Starkasten. Oder mit einem
Projektor vor einer schmutzig weißen zerknitterten Leinwand. Die
Dutzende Male von Kassette zu Kassette überspielten Filme hatten eine
katastrophale Qualität. (....) In einem solchen Raum ohne Lüftung
drängten sich 15 bis 20 Zuschauer. Die ganze Werbung war ein
handgeschriebener Zettel an der Tür. Die Filme wurden willkürlich in
Genres wie Thriller oder Comedy eingeteilt. Das taten die Veranstalter,
die in der Regel nicht durch besondere Bildung glänzten. “Aerotischer
Film” war noch einer der rührendsten Fehler.” 
Quelle: Dmitri Popov/Ilia Milstein, “Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie”,
            2012 Redline Verlag, S.52ff.