“Es folgt keine typisch sowjetische Scheidung mit lautstarkem Streit,
Teilung des Hausrats und gegenseitigen Beschuldigungen. Es gibt
überhaupt keine offizielle Scheidung. Sie leben einfach getrennt.
Sie haben ihre Firma, in der Oleksandr seiner Frau noch eine Zeit lang
Hilfsdienste leistet. Sie haben ihre Tochter Jewgenia, die von beiden Eltern
gleichermaßen geliebt wird.
Später kommen gemeinsame Gerichtsprozesse hinzu, vor denen Oleksandr
nach einem Jahr Untersuchungshaft nach London flieht, in die Nähe der
Tochter, die bereits zuvor zum Studium dorthin gegangen ist.
Ab Mitte der Neunzigerjahre lassen sie sich nur noch selten zusammen in
der Öffentlichkeit sehen - einmal gemeinsam auf der Anklagebank vor
Gericht und dann bei Jewgenias Hochzeit im Herbst 2005 in Kiew, wo
Oleksandr die Tochter und Julia ihren Bräutigam Sean Carr zum Altar führt.
So sind in der eheamaligen Sowjetunion viele Ehen zerbrochen. Meist
verlassen erfolgreiche Männer ihre Frauen und wechseln zu einer
attraktiveren, teuren Geliebten. In diesem Fall hat sie den ersten Schritt
getan, ohne für Oleksandr gleichwertigen Ersatz zu finden.
Wenn sie auf ihn zu sprechen kommt, dann nur in elegischem Ton.
Oleksandr bleibt für sie einer der duldsamsten Menschen auf der Welt, dem
sie kein ruhiges Familienleben bieten konnte. Das Scheitern ihrer Ehe nennt
Julia mit einem Anflug von Fatalismus den Preis für ihren Entschluss,
Politikerin zu werden.”
 
Quelle: Dmitri Popov/Ilia Milstein, “Julia Timoschenko - die autorisierte Biografie”,
               2012 Redline Verlag, S.73ff.