Es gibt viel widersprüchliche Literatur zu Vladimir Putin - und wie er an die
Macht gekommen ist.  Eines kann man aber mit Sicherheit sagen: Putin verdankt 
seinen Aufstieg zum Präsidenten der Russischen Föderation vor allem zwei
Männern: dem ehemaligen Leningrader Bürgermeister und liberalen Reform-
politiker Anatoli Sobtschak  - und letztendlich natürlich Boris Jelzin, der Putin 1999
zu seinem Nachfolger nominiert hatte.  Und - was ebenfalls viele nicht wissen - 
Putin hat einige Zeit in der ehemaligen DDR gelebt - und er ist im Grunde seines
Wesens sehr “westlich” gesinnt ist ...
Um seine Herkunft und Kindheit gibt es einige Rätsel (dazu später mehr). Sicher
ist jedenfals , dass Vladimir Putin in der Millionenstadt Leningrad  (der  ehe-
maligen Hauptstadt Russlands, die 1991 wieder in ihren ursprünglichen Namen
Sankt Petersburg unbenannt wurde,                       
)  aufgewachsen ist. Er soll
schon in jungen Jahren eine Agententätigkeit als Berufsziel gehabt haben.
Beeinflusst hätten ihn dabei vor allem patriotische Agentenfilme und -bücher. 
So soll er sich als Schüler der neunten Klasse nach eigenen Angaben in der
Leningrader KGB-Zentrale um Aufnahme beworben haten -  erhielt aber den Rat,
es zunächst mit einem Jurastudium zu versuchen.
So absolvierte Putin ein Studium der Rechtswissenschaften an der
Universität Leningrad.  Anschließend wurde er tatsächlich beim KGB  
der UdSSR aufgenommen, wo er schließlich in die angesehene ersten
Hauptabteilung des KGB (Außenabwehr)                              
kam.
1985 wurde er in die DDR nach Dresden                   
gesandt. Ein 
ehamliger Kollege Putins, Oberst Adjanow, sagte Jahre später  über diese
Zeit, dass Putin weder ein “Superspion” war, noch für den GRU, den
Aufklärungsdienst des Generalstabs, spioniert habe. Und er sei auch
nicht nebenbei Direktor eines Kulturhauses in Leipzig gewesen, um von
dort das sowjetische Spionagenetz in der Bundesrepublik zu steuern: 
„Quatsch, dafür hatte er als Major gar nicht den erforderlichen Rang",
plaudert Adjanow. Außerdem wäre das „absolut unsinnig" gewesen,
dieses Netz von der DDR aus zu führen. „Das wäre dem Versuch gleich
gekommen, einen Spionageapparat auf dem Mond zu leiten", versichert
der ehemalige KGB-Offizier, siehe Details ....
Putin selbst sagte über seine Zeit als KGB-Agent in Dresden, dass er
damals bereits von seinem Beruf enttäuscht war. Er hatte keine aufsehen-
erregende Karriere gemacht und seine Träume, die er als Kind und
Jugendlicher von der Tätigkeit eines Agenten hatte, hatten sich nicht
erfüllt, siehe Details .... 
Ende der 1980er Jahre war die KGB-Karriere des 37jährigen Majors
praktisch zu Ende. Doch nicht nur wegen dem Fall der Berliner Mauer.  
Grund dafür war vor allem auch Putins Freundschaft mit einem DDR-
Bürger  namens Klaus Zuchold: „Sie tranken zusammen Bier, trieben
Sport, plauderten über dies und jenes. Und dann stellte sich Ende 1989
heraus, dass Zuchold nicht nur für die Stasi arbeitete, sondern auch für
den BND. Zuchold gab dem westdeutschen Geheimdienst die Namen
von fünfzehn Mitarbeitern der Geheimdienste der UdSSR preis, die er von
niemand anderem als Putin erfahren hatte.” (Belkowski*, S.57), siehe Details ....
Putin rettete nur der nahende Zerfall der UdSSR. Er wurde aus Dresden
abkommandiert und bekam eine offenkundig erniedrigende Tätigkeit
zugewiesen – als Assistent des Prorektors Juri Moltschanow an der
Leningrader Universität: „Sein Arbeitsplatz war nun ein schmaler Tisch in
einem kleinen Zimmer für drei Personen an der Leningrader Universität.
Mit ihm im Raum saßen ebenfalls rangniedere und halb verabschiedete
Offiziere des Geheimdienstes.“ (Belkowski*, S.67)
Belkowski schreibt über diese Zeit in Putins Leben folgendes: „Mit Putins
Karriere war es praktisch vorbei. Der Mann zählte 37 Jahre und war Major.
Unter sowjetischen Verhältnissen, bei denen ein faktischer Rausschmiss aus
den Staatssicherheitsbehörden einem Wolfspass gleichkam, hatte er nichts
mehr zu erwarten. Zu Hause saß eine zänkische, zutiefst vom Schicksal und
den fehlenden Zukunftsaussichten ihres Mannes enttäuschte Ehefrau
Ljudmila, die bis dahin praktisch keiner Arbeit nachgegangen war, weil sie
sich fast ausschließlich um die Erziehung der in der DDR zur Welt
gekommenen Töchter Maria und Jekaterina kümmerte, ohne eine eigene
Karriere anzustreben. Putins Gehalt war miserabel, deshalb war er gezwun-
gen, sich als Fahrer etwas dazuzuverdienen, und zwar mit dem unange-
sagtesten sowjetischen Auto überhaupt – einem Saporoschez des
ukrainischen Herstellers SAS (Belkowski*, S. 68)
Doch dann kam es zu einer schicksalhaften Wende: Anatoli Sobtschak,
frisch gewählter Vorsitzender des Leningrader Stadtsowjets (= Gouverneur,
Bürgermeister)  suchte einen Assistenten für sein Empfangszimmer mit
Aufgaben im Personenschutz (Sobtschak fürchtete sich nach eigenen Angaben,
sein Vorzimmer zu betreten, „wo ihn theoretisch ein Irrer mit einem Beil oder eine
exaltierte Verehrerin mit einem Glas Schwefelsäure in der Hand erwarten
konnten.“). Es soll der Rektor Merkurjew gewesen sein, der Putin empfahl,
woraufhin dieser die Frage mit seiner Tschekistenleitung abstimmte und
beim KGB kündigte (viele Putin-Kritiker glauben, dass Putin nie gekündigt
sondern weiterhin für den KGB gearbeitet hätte, was aber in Anbetracht seines
Mißerfolges als Agent ziemlich unwahrscheinlich ist)
Putin wurde jedenfalls im Sommer 1990 Mitarbeiter im Empfangsbüro des
Leningrader Bürgermeisters. Und Anatoli Sobtschak musste mit der Arbeit
seines neuen Mitarbeiters sehr zufrieden gewesen sein.
Denn bereits 1992 wurde Putin Vorsitzender des Komitees für Außen-
beziehungen bei der Stadtverwaltung von Sankt Petersburg, 1993
stellvertretender Bürgermeister und 1994 erster Stellvertreter des
Bürgermeisters und praktisch Sobtschaks rechte Hand. 
Dazu muss man wissen, dass Sobtschak ein Reformpolitiker war, eine
Kultfigur des demokratischen Lagers, siehe Details ….
Sobtschak war also ein Demokrat, der gemäß Belkowski alles ablehnte, was
mit dem KGB zu tun hatte. Belkowski hält es daher für äußerst unwahr-
scheinlich, dass Putin damals seinem politischen Vater Anatoli Sobtschak
geholfen hat, einen Kontakt zu den Organen des KGB herzustellen, die im
Juli 1991 angeblich die nördliche Hauptstadt kontrollierten, wie dies heute
vielfach behauptet wird, siehe Details ….
1996 kam es zu Neuwahlen in St.Petersburg, wobei Putin Sobtschaks
Wahlkampfstab leitete.  Die Wahl des Gouverneurs war für den Mai
angesetzt und niemand in Sobtschaks Lager zweifelte an seinem Sieg. Doch
kurz vorher fiel Sobtschak beim damaligen Präsidenten Boris Jelzin in
Ungnade, siehe Details ...
So kam es, dass Anatoli Sobtschak – entgegen allen Erwartungen -  die Wahl
zum Bürgermeister verlor. Und die alleinige Verantwortung für diese
ungeheuerliche Niederlage musste der formelle Leiter des Wahlkampfstabs,
Vladimir Putin, auf sich nehmen.
Doch das war nicht alles. Es kamen zu dieser Zeit noch zwei weitere 
Schicksalsschläge dazu: seine Datscha bei St.Petersburg brannte ab, darüber
hinaus hatte seine Ehefrau Ljudmila einen schweren Autounfall, siehe
Details. …
 
So kam es, dass Putin beschloss Sankt Petersburg zu verlassen und einen
Neuanfang in Moskau zu starten.
Er musste also wieder einmal von vorne beginnen. Es gab jedoch in Moskau
einige liberale Politiker und auch einflussreiche Geschäftsleute, die er aus
seiner politischen Tätigkeit in Sankt Petersburg kannte, wie zum Beispiel
Alex Kudrin, der ebenfalls (von 1993 – 1996) Stellvertreter des Petersburger
Bürgermeisters Sobtschak war (1997 wurde er von Jelzin zum stellver-
tretenden  Finanzminister ernannt, unter Putin wurde er in seinem Amt
bestätigt und war daraufhin bis 2011 russischer Finanzminister                      
Kudrin wiederum hatte gute Kontakte zu Tschubai, der 1996 der
Wahlkampfleiter für die Präsidentenwahl für Boris Jelzin war (Tschubai
war ebenfalls ein sehr einflussreicher Politiker                       
).  
So kam es, dass Putin schließlich als Mitarbeiter in das Präsidialamt von
Boris Jelzin kam.  Das Leben hatte wieder einen Sinn, die berufliche Karriere
war noch nicht zu Ende - sondern sollte erst so richtig beginnen. Denn auch
Boris Jelzin war von Vladimir Putin sehr angetan. Gemäß Belkowski hatte
sich Jelzin immer einen Sohn gewünscht – und nun hatte er ihn gefunden,
siehe Details ….
Auch für die Familie von Jelzin, die in den letzten Jahren seiner
Regentschaft (als Jelzin aufgrund seiner angeschlagenen Gesundheit und
Alkoholsucht kaum mehr fähig war, eigenständig zu regieren) vor allem
das Sagen hatte, war Vladimir Putin ein würdiger und wünschenswerter
Nachfolger des angeschlagenen Präsidenten, siehe Details ….
 
So kam es, dass Vladimir Putin (trotz seines niederen Dienstranges) 1998
zum Direktor des FSB der Russischen Föderation ernannt wurde und 1999
gleichzeitig zum Sekretär des Sicherheitsrates. 
Belkowski schreibt dazu: „Viele einflussreiche Vertreter der Landeselite,
zum Beispiel der mächtige informelle Anführer des „liberalen“ Lagers
Anatoli Tschubais, stellten sich gegen Putins Kandidatur und versuchten
Jelzin bis zum Schluss zu überreden, auf Stepaschin zu setzen. Aber die
Jelzin-Familie, die Putin endgültig durchgesetzt hatte, erwies sich als
stärker. Ihnen war das Hemd näher als der Rock. (…)  Niemand glaubte,
dass Putin als Nachfolger irgendwelche Chancen habe. Die Mehrheit der
staatlichen und gesellschaftlichen Vertreter äußerte gegenüber den Medien,
Jelzin habe Putins politische Karriere aufgegeben. Seine Entscheidung über
den Nachfolger wurde als trunkenes Gefasel gewertet, das zum Symbol und
Maß der letzten Jahre seiner Herrschaft geworden war.” (Belkowski*,
S.99ff.) 
Doch sie sollten sich irren. Am 31.12.1999 gab Boris Jelzin seinen Rücktritt
bekannt -  und am 14. März 2000 wurde Vladimir Putin das Staatsoberhaupt
der Russischen Föderation, dem flächenmäßig größten Land der Erde – und
er ist es bis heute, 14 Jahre später, .... 
   
 
Universität von Leningrad
KGB Zentrale in Moskau
* Stanislaw Belkowski, “Wladimir - Die ganze Wahrheit über Putin”,
              Redline Verlag, 2014
©  2014 Elisa
Der Marienpalast, Sitz der Sankt Peters-
burger Gesetzgebenden Versammlung
(Sakonodatelnoje Sobranije) im Stadt-
zentrum
Der junge Wladimir
Putin in KGB-Uniform
(Quelle: Wikipedia,
  www.kremlin.ru)
Putin, bereits Präsident, mit seiner Frau
Ljudmila in Dresden,Sept.2001 (Quelle:
Wikipedia, www.kremlin.ru)
Ljudmila Putina in Jugendjahren,
am 28.7.1983 heiratete sie den
damaligen KGB-Offizier V.Putin
(Quelle: Wikipedia, www.kremlin.ru)
Anatoli Sobtschak,
Bürgermeister von
Sankt Petersburg
  (1991 - 1996) 
Boris Jelzin mit Bill Clinton bei einem
privaten Dinner am 13.1.1994
Vladimir Putin bei einer Rede am 2.8.2000
(Quelle: Wikipedia, www.kremlin.ru)