Die Studenten und Intellektuellen gingen fortan in den Untergrund, veranstalteten
Literaturabende und Theateraufführungen in abgedunkelten Privatwohnungen,
stets von der Angst begleitet, entdeckt zu werden. In dieser Zeit wurde der junge
Karol auch zur Zwangsarbeit in einem Steinbruch verpflichtet . Und Karol Wojtyla
wurde auch Zeuge der Judenverfolgung und des Holocaust. 1940 entstand 30
Kilometer von Krakau entfernt das Konzentrationslager Auschwitz, in das
innerhalb der nächsten zehn Monate auch die 40.000 Krakauer Juden deportiert
wurden. Fast die gesamte Familie seines Freundes Jerzy Kluger starb in den
Gaskammern. “Die Judenvernichtung war für mich auch eine persönliche
Erfahrung”, erklärte Karol Wojtyla später als Papst. (Hesemann*, S.34)
Am 1. November 1946 empfing Karol Wojtyla im Geheimen die Priesterweihe
von Kardinal Adam Sapieha. Zum Weiterstudium wurde er von diesem nach Rom
 geschickt, wo er die nächsten zwei Jahre über die Glaubensdoktrin des heiligen
 Johannes vom Kreuz promovierte. Nach Polen zurückgekehrt, wurde Karol
Wojtyla zuerst Seelsorger in einem kleinen Dorf und dann Vikar in der großen
Krakauer Pfarrei St.Florian, wo er bald für seine  Predigten bekannt wurde.
Über sein Wirken als junger Priester, das schon damals im besonderen Maße
der Jugendarbeit gewidmet war, siehe Details ....
Ab 1953, im Alter von 33 Jahren, wirkte Karol Wojtyla dann als Moraltheologie in
Krakau, wo er Vorlesungen über soziale Ethik hielt. 1956 bekam er den Lehrstuhl
für Ethik an der Universität Lublin - der einzigen katholischen Universität des
Ostblocks. Professor Wojtyla war bei den Studenten sehr beliebt. Nicht nur wegen
seiner Vorlesungen, sondern auch wegen der Einkehrtage, die Karol Wojtyla gerne
mit Bergsteigen und Kanufahren verband. Mittelpunkt seiner Ethik war der
konkrete Mensch, für dessen Würde er - auch später als Papst - immer
leidenschaftlich eintrat. “Die letzte Begründung für eine solche Ethik konnte nur
religiös, metaphysisch sein: Weil die Extistenz eines jeden Menschen von Gott
gewollt ist und in jedem Menschen Gott lebt, besitzt jeder eine unantastbare
Würde, muss auch das ungeborene, behinderte, schwach und brüchig gewordene
Menschenleben absolut respektiert werden.” (Feldmann**, S.28)  
Karol Wojtyla stimmte aber auch mit dem deutschen Philosophen Max Scheler (mit
dem er sich  auch in seiner Habilitation auseinandersetzte) überein, der den
Menschen als “Geistwesen” und daher “sich selber als Lebewesen und der Welt
überlegenes Wesen” definierte. “Vielleicht fand er in dieser Philosphie den
Schlüssel zu seiner eigenen Biographie. Es gelang ihm, sich als aktives geistiges
Wesen, nicht als passives Opfer widriger Umstände zu sehen.(Hesemann*, S.44)
Am 28. September 1958 wurde Karol Wojtyla mit erst 38 Jahren zum Weihbischof
von Krakau und Titularbischof von Ombi geweiht. Als solcher nahm er auch am
Zweiten Vatikanischen Konzil (1962 - 1965)  aktiv teil; sein Hauptaugenmerk lag
dabei auf den Gebieten Religionsfreiheit und einer zeitgemäßen
Verkündigung der kirchlichen Lehre, die die Konzilsdokumente Dignitatis
humanae und Gaudium et Spes behandeln.
Am 13. Januar 1964 folgte Karol Wojtyla Erzbischof Eugeniusz Baziak im Amt des
Erzbischofs von Krakau. Sein Episkopat in Krakau war vor allem durch eine
„sanfte“ Konfrontation mit dem kommunistischen Regime Polens geprägt. Sein
Beharren auf dem Bau der Arka Pana, einer Kirche in der neuen Arbeiterstadt
Nowa Huta und seine Predigten, in denen er oft die freie Ausübung der Religion für
alle Polen forderte, zeigten ihn als unerschrockenen Antikommunisten.
1965 war er maßgeblich an dem Hirtenbrief der polnischen Bischöfe an ihre
deutschen Amtsbrüder beteiligt, in dem zur Versöhnung zwischen beiden Völkern
aufgerufen wurde. Auch dies machte ihn zum Objekt scharfer Attacken der
kommunistischen Machthaber.
1967 nahm Papst Paul VI. den mittlerweile 47jährigen Krakauer Erzbischof als
jüngstes Mitglied in das Kardinalskollegium auf. Während sein Lebensstil einfach
blieb - nach Aussage eines Freundes “besaß er nichts, als nur drei schwarze,
zerschlissene Talare, vier rote, die Ski, die Paddel für das Boot; alles, was er
bekam, verschenkte er wieder. Er aß nur wenig, rauchte nicht und trank nur ganz
wenig Wein” - , begann er nun viel zu reisen. In den Jahren seit dem Konzil reiste
er fünfzig Mal aus Polen aus, besuchte dreißig Mal Rom und Italien, außerdem
Belgien, Luxemburg, Frankreich, Deutschland, die DDR, die Tschechoslowakei,
aber auch das Heilige Land, Kanada, die USA, Australien, Papua-Neuguinea,
Neuseeland und die Philippinen. “Wojtyla lebte ständig mit gepackten Koffern”,
heißt es nicht ganz unzutreffend in einer Akte der Staatssicherheit der DDR, die
anlässlich seiner Papstwahl angefertigt wurde. Um sich überall heimisch zu fühlen,
hatte er mittlerweise ein gutes Dutzend Sprachen gelernt.
Auch in seiner Diözese war er viel unterwegs. Er besuchte jede einzelne Pfarrei bis
in den letzten Bergdörfern der Tatra, feierte Messen, ging auf Friedhöfe, sprach mit
den Menschen. Jeder, der zu ihm ins Erzbischöfliche Palais kam, wurde
vorgelassen; Verwaltungsaufgaben delegierte er, die Menschen waren ihm
wichtiger. Verzögerungen und Verspätungen wurden dafür in Kauf genommen. Er
war so beliebt, dass er es sich erlauben konnte, dem kommunistischen Regime die
Stirn zu bieten. Er unterstützte Oppositionelle und empfahl ihnen, bei Verhören
durch die Geheimpolizei zu erklären, sie folgten nur “den Anweisungen des
Erzbischofs von Krakau!” (Hesemann*, S.49ff.
In dieser Zeit hörte Karol Wojtyla aber auch mit der aktiven wissenschaftlichen
Arbeit nicht auf, er publizierte 1969 ein philosophisches "Credo" seines eigenen
Personalismus in der Monographie "Person und Tat" und nahm an verschiedenen
polnisch-italienischen philosophischen Kongressen und Konferenzen teil.
Im Zuge der kirchlichen Bemühungen um eine deutsch-polnische Aussöhnung
besuchte Wojtyla 1974 die Bundesrepublik Deutschland und zelebrierte mit
Kardinal Döpfner am 19. September eine Heilige Messe im Karmelitinnenkloster
Heilig Blut am Rande der KZ-Gedenkstätte Dachau.
Am 16. Oktober 1978 wurde Karol Wojtyla schließlich völlig
überraschend zum Papst gewählt. Mit nur 58 Jahren war er
der jüngste Papst seit Pius IX. und er war der erste nicht-
italienische Papst seit Hadrian VI. (1459).  
Seine Amtszeit als Johannes Paul II. dauerte bis zu seinem
Tod am 2.April 2005. In diese mehr als 26 Jahre fielen welt-
geschichtlich das Ende des Kalten Krieges, der Zusammen-
bruch des Kommunismus in Osteuropa mit der Entstehung
neuer Nationalstaaten sowie die Kriege in Afghanistan, im
ehemaligen Jugoslawien und im Irak. Papst Johannes Paul II.
sprach während seines Pontifikats unter anderem auch 48 der
im Konzentrationslager Dachau inhaftierten Priester selig.
 
 
Quellenangabe:
   *) Michael Hesemann / Arturo Mari, “Johannes Paul II. - Erbe und Charisma”,
       St.Ulrich-Verlag, 2011 Augsburg
   **) Christian Feldmann, “Johannes Paul II. - Der Jahrhundertpapst”,
        Herder Verlag, 2005/2011 Freiburg im Breisgau
     Karol Wojtyla als Priester, Bischof
                       und Kardinal
Karol Wojtyla als
   junger Priester
 Karol Wojtyla war als
Priester für seine Predigten
bekannt und ein unerschro-
ckener Antikommunist
 Bischof Wojtyla besuchte jede
einzelne Pfarrei und die Berg-
dörfer der Tatra und er sprach
auch mit den Menschen
 Kardinal Wojtyla mit seinem
Vorgänger, Papst Paul VI.
Karol Wojtyla als Papst Johannes Paul II.
und oberster Hirte der Kirche