Flut zieht Richtung Osten
Hochwasser und kein Ende in Sicht - so könnte man die prekäre Situation in einigen
Bundesländern am Montag beschreiben. Während in Tirol die Aufräumarbeiten
begonnen haben und in Salzburg nach einem ersten Durchatmen die Schäden sichtbar
wurden, herrschten in Ober- und Niederösterreich Hoffen und Bangen.
Denn die Pegel der großen Flüsse - vor allem von Inn und Donau - waren in den
Nachmittagsstunden weiter im Steigen begriffen. Die Lage insbesondere in
Niederösterreich „ist und bleibt angespannt“, sagte der für Katastrophenschutz
zuständige Landesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) nach einer Sitzung des
Landesführungsstabes. Die Pegel seien in den Mittagsstunden leicht unter den
Prognosen gelegen. Dennoch bewege man sich unverändert im Bereich eines 100-
jährigen Hochwassers. Derzeit stehen einige Orte, zum Beispiel Melk, bereits unter
Wasser.
Nachdem bereits am Samstag in Salzburg ein Mann bei Aufräumarbeiten ums Leben
gekommen war, forderte das Hochwasser am Montag ein zweites Menschenleben. In
Mäder in Vorarlberg wurde ein seit Sonntag abgängiger 58-Jähriger tot aufgefunden.
Der Mann hatte am Samstagabend eine Feier besucht, von der er nicht nach Hause
zurückkehrte - mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. Zudem werden zwei Salzburger, eine
junge Frau und ein Landwirt, seit Sonntag vermisst.
Aufräumarbeiten in Tirol in vollem Gange
Im Tiroler Unterland bot sich den Einsatzkräften ein verheerendes Bild, die Schäden
waren zum Teil enorm - insbesondere im arg getroffenen Ort Kössen im Bezirk
Kitzbühel. Zumindest konnte dort die Stromversorgung bis Mittag weitgehend
wiederhergestellt werden. Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kündigte erste
Sofortmaßnahmen an.
Bisher seien an die 100 Hangrutschungen und Muren verzeichnet worden, berichtete
Marcel Innerkofler, Leiter des Landeswarnzentrale. Die Wasserrettung hatte Boote
aus allen Teilen des Landes für das Katastrophengebiet zusammengezogen.
Insgesamt würden zudem 125 Mann des Bundesheeres bei den Aufräumarbeiten im
Bezirk Kitzbühel mithelfen.
Schwere Schäden für Salzburger Landwirtschaft
Fluten und Murenabgänge haben in Salzburg die Landwirtschaft schwer getroffen.
„Was ich von den Fernsehbildern sagen kann, so glaube ich, dass man etwa im
Saalachtal von einem Totalschaden für die betroffenen Bauern sprechen kann. Das
ist so ziemlich das Schlimmste, was einem passieren kann“, sagte am Montag Franz
Wieser, der Sprecher von Agrarlandesrat Sepp Eisl (ÖVP).
Die sehr breit aus den Ufern getretene Saalach habe dort große Steine, Treibholz und
große Mengen Schlamm in den Wiesen zurückgelassen. Es werde lange dauern, bis
die Flächen abgeerntet werden können. Damit werde auch die Futterversorgung für
das Vieh mit Heu ein Problem. Zwischen Saalfelden und Unken sei eine Fläche von
rund 800 Hektar betroffen, sagte Bezirksbauernobmann Hansjörg Kirchner. Rund
600.000 Kilo Heu seien zerstört, „das ist ein Ernteschaden von 180.000 Euro“. Dazu
kämen Aufräumkosten von rund 200.000 Euro.
In Oberösterreich stand vor allem die Gegend um Schärding, wo ein Flutopfer
reanimiert werden musste, im Brennpunkt. „Niemand hat gedacht, dass das Wasser
so hoch wird“, sagte der fassungslose Schärdinger Bürgermeister Franz Angerer
(ÖVP). „Ich habe heute um 5.00 Uhr Dinge gesehen, die mir das Herz zerbrochen
haben.“ Im Machland, das beim Jahrhunderthochwasser 2002 schwer getroffen
worden war, hoffte man, dass die Wassermassen nicht über die Dammkrone klettern
würden.
Quelle: http://orf.at/stories/2185486/2185487/