In Österreich bestehen gemäß Dr.Albayati verschiedene Vereine, die in
Verbindung zur Milli Görüs          
und AKP stehen und oftmals durch eine
zumindest als traditionell-konservativ zu bezeichnende Islamauslegung und
–ausübung auffallen: So wollen sie etwa die Verhüllung der Frau durchsetzen
oder eine strikte Geschlechtertrennung im sozialen Alltagsleben. Dass dies zu
einer vermehrten Segregation und Abschottung von Muslimen führen würde,
kümmert sie dabei nicht, im Gegenteil, die Integration von Muslimen in die
Mehrheitsgesellschaft ist in solchen Gruppierungen nicht gewollt.
Die AKP selbst versucht seit Jahren durch ATIB Österreich (Avusturya
Türkiye Islam Birligi, Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale
Zusammenarbeit in Österreich), den Auslandsableger des 1924 gegründeten
Präsidiums für religiöse Angelegenheiten (Dyanet Isleri Baskanligi), und ihre
vielfältigen Lobbyorganisationen in Östereich, die hier lebenden, geborenen
und aufwachsenden türkischstämmigen Muslime zu tief religiösen türkischen
Staatsbürgern mit unmittelbarer Loyalität zur AKP-Türkei zu erziehen. Die
gleiche Tendenz ist im Übrigen auch in Deutschland zu beobachten.
Dieses Ziel hat der damalige türkische Botschafter in Wien, Kadri Ecvet
Tezcan, bei einem Besuch der Islamischen Förderation Wien (IWF) schon im
Jänner 2010 offen ausgesprochen:
 „ …  Die Präsentation über die IWF-Tätigkeiten verdeutlichte die Ent-
wicklung über die letzten zwanzig Jahre, und diesen Fortschritt zu sehen hat
mich sehr bewegt. Möge Allah eure Dienste belohnen und eure Wege ebnen.
Wir leben in Wien. Wir müssen unserer Zukunft – der Jugend – unsere Reli-
gion, Kultur und Traditionen lehren. Denn eine Gesellschaft ohne Religion
kann keine Moral und Ehre haben. Euer Solidaritäts-Projekt, welches ihr
schon seit vier Jahren durchführt, wurde vom ehemaligen Bundeskanzler
Dr.Gusenbauer gelobt, was kann das anderes sein, als eine Zustimmung zu
euren Projekten?“
Hier muss sich die Politik fragen lassen, wie lange man schon desintegrativ
wirkende Einmischungen der AKP-Türkei in den Kernbereich des gesell-
schaftlichen Zusammenlebens in Österreich gefördert und zugelassen hat.
Denn auch wenn der sunnitisch-türkische Islamismus primär ohne Anwen-
dung von Gewalt versucht, seine Ziele zu erreichen, stellt er dennoch eine zu
hinterfragende gesellschaftliche Gefährdung dar, während der sunnitisch-
arabische Islamismus auch eine sicherheitspolitische Gefährdung beinhaltet,
deren Ursprung bis in die Zeit der Gründung der Muslimbruderschaft zu-
rückreicht. Wobei die Muslimbruderschaft in der Öffentlichkeit relativ
unbekannt ist.“
Quelle: Amer Albayati, “Auf der Todesliste des IS - Ein Islam-Insider & Reformer
              als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror”, Seifert Verlag, S.60ff.