„Wir müssen heute sagen, dass der waffenlose Untergang des Kommunismus
wesentlich dem Wirken dieses großen Papstes mit zu verdanken ist. Er hat das
bewirkt durch kein politisches Programm, durch keine politische Aktion. Er hat seine
polnischen Landsleute und die Menschen in den kommunistischen Staaten nicht
aufgerufen, auf die Barrikaden zu sehen, die Waffen zu ergreifen, um die Diktatoren
aus ihren Regierungspalästen zu vertreiben. Nein, er verkündete freimütig und mit
aller inneren Konsequenz die Botschaft von der Gottebenbildlichkeit des Menschen,
der von Geburt an Rechte hat, die nicht erst der Bestätigung durch die Gesellschaft
bedürfen und niemand ihnen vorenthalten darf, sondern die jeder zu respektieren
und zu akzeptieren hat. Es geht um das Recht der Freiheit des Menschen und das
Recht auf Selbstbestimmung, aber auch um die Pflicht zur Solidarität mit allen
Mühseligen und Beladenen.
Mit dieser Botschaft hatte der Papst dem Kommunismus gleichsam den Boden unter
den Füßen weggezogen. Die Menschen lehnten in der überwältigenden Mehrheit
den Kommunismus ab. Dies betraf gerade seine Landsleute in Polen. Sie bekannten
sich zum Glauben an den lebendigen Gott, dem man mehr zu gehorchen hat als den
Menschen. Deshalb verstanden sie ihren päpstlichen Landsmann am besten, und der
Untergang des Kommunismus begann in seiner polnischen Heimat und setzte sich
dann in den anderen Staaten des Ostblocks fort. Es hat in der Weltgeschichte kaum
einen Papst gegeben, der eine solch intensive Außenwirkung in der Welt und bei den
Menschen hatte.“
Nachwort von Joachim Kardinal Meisner, Pattloch Verlag, 2011, S. 87