Kardinal Meisner schreibt dazu: „Am meisten war wohl der Papst er selbst, wenn er
mit Jugendlichen zusammenkam. Dann konnte man am ehesten erkennen, wie er
selbst als junger Christ unter schwierigsten Umständen in der Nazi- und der
Kommunistenzeit mit anderen jungen Christen zusammen war und wie er sich dann
als junger Priester um Jugendliche gesorgt hat, bis in sein bischöfliches Amt hinein.
Er hatte immer ein Herz für die Jugend. Daraus sind die Weltjugendtage von ihm
initiiert worden. Der Papst wusste einerseits, dass junge Menschen noch viel näher
an der Schöpferhand Gottes sind als wir älteren, d.h. , junge Menschen haben einen
kürzeren Draht zu Gott als die ältere Generation. Deshalb ist ihr Drang nach
Sinnsuche auch viel intensiver als bei älteren Menschen. Wenn sie niemand haben,
der sie zu Gott führt, dann kann die Tragik im Leben eines jungen Menschen sehr
groß werden.
Der Papst war überzeugt davon, dass, wer jungen Menschen weniger als Gott gibt,
ihnen immer zu wenig gibt. Weil heute Eltern, Familie, Verwandtschaft,
Nachbarschaft, Schule und Öffentlichkeit den suchenden Jugendlichen kaum noch
Gott geben, war er der Überzeugung, dass er für diese Jugendlichen weltweit etwas
tun müsse. Denn die Jugendlichen waren oft wie metaphysische Asylanten, die
nicht mehr wussten, wo sie hingehören. Er wollte ihnen Gott zeigen und ihnen damit
ein festes Fundament für ihr Leben geben.
Bei den Weltjugendtagen hörte der Papst eigentlich mehr den jungen Leuten zu, als
dass er zu ihnen sprach. Er wollte auf die Sehnsüchte und Erwartungen der jungen
Menschen hören, um ihnen wirksam Orientierung und Hilfe schenken zu können.
Das haben die Jugendlichen gespürt. Sie wussten, dass der Papst nichts für sich
selbst wollte, sondern dass seine größte Sorge war, den Jugendlichen zu einem
großen und glücklichen Legen zu verhelfen.
Nach dem Weltjugendtag 2000 in Rom schrieb ein junger Franzose, dass er vom
Weltjugendtag in Rom als ein anderer Mensch zurückgekehrt ist. Er ist skeptisch
und frustriert nach Rom gekommen und hat dort den Wert seines Lebens in einer
Weise erfahren, dass er zum ersten Mal Gott dafür gedankt hat, dass er ihn ins
Dasein gerufen hat. Er hat nämlich zum ersten Mal erlebt, dass ein anderer um ihn
geweint hat. Das war etwas ganz Neues in seinem Dasein. Er hatte noch nie erlebt,
dass er anderen Menschen so wichtig und wertvoll ist, dass sie um ihn Tränen
vergießen.
Bei einer Katechese erzählte der Papst, dass er selbst eine sehr schwere Jugendzeit
gehabt habe. Seine Jugend war überschattet durch die Okkupation der Nazis und
dann später der Kommunisten. Aber – so sagte er – die Welt, in die er die
Jugendlichen dann wieder zurückschicken muss, ist noch schwieriger als seine
Welt damals. Das erfüllte ihn mit so viel Mitleid, dass ihm die Tränen kamen.
Und dieser junge Franzose war tief ergriffen, indem er sich sagte: Was muss ich für
einen großen Wert haben, dass der große Papst um mich, um uns, Tränen vergießt?
Dabei redete der Papst den Jugendlichen nicht nach dem Mund, sondern er redete 
Gott nach dem Mund um der Jugendlichen willlen, und das spürten sie. Auch wenn
er ihnen Dinge sagen mussste, die für sie schmerzlich waren, hörten sie dem Papst
zu und bemühten sich, seinen Wegweisungen zu folgen. 
Quelle: Alexander Kissler/Kardinal Meisner “Der Jahrhundertpapst sel.Johannes Paul II.”,
                 Pattloch Verlag 2011, S.91 ff.