Syrien rutscht in den Glaubenskrieg
Der Krieg in Syrien entwickelt sich zunehmend zum Kampf zwischen religiösen und
ethnischen Gruppen. Die UN malt ein düsteres Bild von dem Konflikt und warnt eindringlich
vor Waffenlieferungen.
In Syrien kämpfen immer mehr religiöse und ethnische Gruppen immer erbitterter
gegeneinander. Dies geht aus einem UN-Bericht hervor, der in Brüssel veröffentlicht wurde.
"Ganze Religionsgemeinschaft laufen Gefahr, aus dem Land gedrängt oder innerhalb des
Landes getötet zu werden", heißt es in dem Bericht der vom UN-Menschenrechtsrat
eingesetzten Kommission.
"Der Konflikt bekommt einen zunehmend religiösen und ethnischen Charakter", sagte der
Kommissionsvorsitzende, der brasilianische Diplomat Paulo Pinheiro, in Brüssel. "Das haben
wir schon früher gesehen, aber jetzt ist viel deutlicher. Kräfte der Regierung greifen
sunnitische Zivilisten an. Regierungsfeindliche Gruppen attackieren Alawiten oder andere
regierungsfreundliche Minderheiten wie Christen, Armenisch-Orthodoxe und Drusen."
Christen, Kurden und Turkmenen seien jetzt auch in den bewaffneten Konflikt hineingezogen
worden. "Das ist eine neue Entwicklung der vergangenen Monate: In einigen Fällen haben sie
für die Selbstverteidigung zu den Waffen gegriffen." Die Kommission sei "extrem besorgt
über die Anwesenheit ausländischer Kämpfer, von denen einige Verbindungen zu
extremistischen Gruppen haben". Diese Ausländer kämen aus Europa, Amerika und dem
Nahen Osten.
"Dies ist ein Zermürbungskrieg"
"Dieser Bericht ist sehr düster", sagte Pinheiro. Die Menschenrechte würden von beiden
Seiten verletzt, sowohl von der Regierung als auch von den Aufständischen und den
ausländischen Kämpfern. "Dies ist ein Zermürbungskrieg. Alle Seiten sind zunehmend
rücksichtloser geworden. Wir denken, dass in diesem Krieg ein militärischer Sieg unmöglich
ist." Die verschiedenen aufständischen Gruppierungen würden immer stärker. In strategisch
wichtigen Gebieten machten sie den Regierungstruppen die Kontrolle über
Straßenverbindungen, Flughäfen und Ölfördergebiete streitig.
Pinheiro warnte vor Waffenlieferungen an eine der zahlreichen Konfliktparteien. "Wir
glauben, dass Waffenlieferungen nicht zum Ende des Krieges beitragen. Das macht alles nur
schlimmer." Die Untersuchungskommission hatte keinen direkten Zugang zu Syrien, sondern
stützt sich auf Gespräche mit Flüchtlingen und Deserteuren. Manche der
regierungsfeindlichen Gruppen verfügten sogar über Raketen, mit denen Panzer und
Flugzeuge bekämpft werden können. Einige Oppositionsmilizen kooperierten nicht mit der
Freien Syrischen Armee (FSA), sondern stünden unter Kontrolle von Islamisten.
Quelle: http://www.n24.de/news/newsitem_8460252.html