Mit dem Ende des Krieges in Syrien und dem Sieg Assads sind
auch die geheimen geostrategischen Pläne der “Weltverschwö-
rer” (”Tiefer Staat”, Schattenregierung, globale Finanzelite)
gescheitert. Geostrategieexperte Thierry Meyssan, der die An-
fänge des Konflikts, der mit dem sogenannten “Arabischen
Frühling” - genau genommen aber schon mit dem Jugoslawi-
enkrieg begonnen hat - als Dritten Weltkrieg bezeichnet,
schreibt dazu:
“Wenn man den Krieg in Syrien nicht als ein Ereignis an sich betrachtet,
sondern als Höhepunkt eines globalen Konflikts eines Viertel-Jahrhun-
derts, muss man sich bezüglich der Folgen der bevorstehenden Beendi-
gung der Feindseligkeiten Fragen stellen. Seine Beendigung zeugt von
der Niederlage einer Ideologie, diejenige der Globalisierung und des
Finanzkapitalismus. Die Völker, die das nicht verstanden haben, vor
allem in Westeuropa, stellen sich selbst abseits vom Rest der Welt.
Der erste Weltkrieg endete mit der Niederlage der deutschen, russischen,
österreichisch-ungarischen und osmanischen Reiche. Die Einstellung der
Feindseligkeiten war geprägt durch die Entwicklung einer internationalen
Organisation, des Völkerbundes (fr. SDN), der mit der Abschaffung der Ge-
heimdiplomatie und der Beilegung von Konflikten zwischen den Mitglieds-
staaten durch ein Schiedsgericht betraut war.
Der zweite Weltkrieg endete mit dem Sieg der Sowjetunion über das Nazi-Reich
und das japanische Kaiserreich des Hakkô ichi’u, gefolgt von einer Verfolg-
ungsjagd zwischen den Alliierten, um die Überreste der besiegten Koalition zu
besetzen. Dieser Weltkrieg gebar eine neue Struktur, die Organisation der Ver-
einten Nationen (UNO), zuständig für die Unterbindung von neuen Kriegen
durch die Festlegung des Völkerrechts, mit einer doppelten Legitimierung: der
Generalversammlung, wo jeder Staat eine Stimme hat, unabhängig von seiner
Größe, und einem Führungskomitee der fünf großen Sieger, dem Sicherheits-
rat.
Der Kalte Krieg war nicht der dritte Weltkrieg. Er wurde nicht durch die Nieder-
lage der Sowjetunion beendet, sondern durch ihren Zusammenbruch. Ihm folg-
te nicht die Schaffung neuer Strukturen, sondern die Integration der Staaten
der UdSSR in bereits bestehende Organisationen.
Der dritte Weltkrieg startete in Jugoslawien, wurde in Afghanistan weiterge-
führt, im Irak, in Georgien, in Libyen, im Jemen, um in Syrien sein Ende zu
finden. Sein Schlachtfeld ist begrenzt auf den Balkan, den Kaukasus und das,
was jetzt der "Erweiterte Nahe Osten" genannt wird. Er kostete unzähligen
Muslimen oder Christlich-Orthodoxen das Leben, ohne allzu sehr auf die west-
liche Welt überzugreifen. Er ist nun seit dem Putin-Trump-Gipfel von Helsinki
im Begriff zu enden.
Der ursprüngliche Plan, der die Erhebung der muslimischen Welt gegen die
orthodoxe Welt vorsah, hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. Es hat keinen
"Krieg der Zivilisationen" gegeben. Der schiitische Iran hat sich gegen die
NATO, der er in Jugoslawien diente, gewendet und hat sich mit dem orthodo-
xen Russland verbündet, um das multireligiöse Syrien zu retten.
Wir müssen unsere Augen für die Geschichte öffnen und uns auf den Morgen
eines neuen Welt-Systems vorbereiten, wo manche unserer Freunde von
gestern unsere Feinde geworden sind, und umgekehrt.
In Helsinki waren es nicht die Vereinigten Staaten, die ein Abkommen mit der
Russischen Föderation getroffen haben. Es war nur das Weiße Haus. Denn der
gemeinsame Feind ist eine transnationale Gruppe, die die Macht in den Verei-
nigten Staaten ausübt. Eingedenk dessen, dass sie die USA vertritt und nicht
der gewählte Präsident, hat sie sich darüber hinaus nicht geniert, Präsident
Trump sofort des Verrats zu beschuldigen.
Dieser transnationalen Gruppe war es gelungen, uns weiszumachen, dass die
Ideologien tot und die Geschichte zu Ende sei. Sie hat die Globalisierung, d. h.
die angelsächsische Vorherrschaft durch die Verbreitung der Sprache und der
amerikanischen Lebensart, als Folge der Entwicklung der Verkehrstechnik und
Kommunikation dargestellt. Sie versicherte uns, dass ein einzigartiges politi-
sches System für alle Leute, die Demokratie, (d.h. die "Regierung des Volkes,
durch das Volk für das Volk") ideal sei, und dass es möglich wäre, sie jeder-
mann mit Gewalt aufzuzwingen. Schließlich stellte sie die Bewegungsfreiheit
der Personen und des Kapitals als die Lösung aller Arbeits- und Investitions-
Probleme dar.
Diese Behauptungen die wir alle im Alltag akzeptieren, halten jedoch dem
Nachdenken keine Minute stand.
Hinter diesen Lügen hat diese transnationale Gruppe systematisch die Macht
der Staaten erodiert und große Vermögen angesammelt.
Das Lager, das als Sieger aus diesem langen Krieg hervorgeht, verteidigt
stattdessen die Idee, dass die Menschen, um ihr Schicksal zu entscheiden,
sich in Nationen organisieren müssen, die entweder durch ein Land, oder eine
Geschichte, oder durch ein gemeinsames Projekt bestimmt sind. Dieses Lager
unterstützt deshalb die nationalen Volkswirtschaften gegen das transnationale
Finanzwesen.
Wir haben gerade die Fußball-WM erlebt. Wenn die Ideologie der Globalisie-
rung gewonnen hätte, hätten wir nicht nur unsere Nationalmannschaft unter-
stützen müssen, sondern auch alle anderen Länder, basierend auf ihrer Mit-
gliedschaft in gemeinsamen supranationalen Strukturen. Beispielsweise hätten
die Belgier und Franzosen einander durch wehende Fahnen der Europäischen
Union unterstützen sollen. Aber niemand kam auf diese Idee.
Hier begreifen wir die Kluft zwischen der uns aufgedrängten, von uns brav
nachgeplapperten Propaganda einerseits und unserem spontanen Verhalten
andererseits. Trotz allen Anscheins hat der oberflächliche Sieg des Globalis-
mus nicht verändert, was wir sind.
Es ist natürlich kein Zufall, dass Syrien, wo vor mehreren Tausend Jahren die
Idee des Staates ausgedacht und ausgeführt wurde, das Land ist, wo dieser
Krieg endet. Weil es ein wirklicher Staat ist, der nie aufgehört zu funktionieren,
konnte Syrien, sein Volk, seine Armee und sein Präsident, der größten, aus 114
Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen bestehenden Koalition der Geschichte
widerstehen.
Doch die westliche Presse unterstützt weiterhin die transnationalen Fin-
anzeliten und versucht die Aktion von Präsident Trump zu diskreditieren.
Diese Haltung macht es schwer, die unternommenen Fortschritte in Rich-
tung Frieden in Syrien zu verstehen. Thierry Meyssan kommt auf die
Vereinbarungen zurück, die während der letzten fünf Monate getroffen
wurden und auf die raschen Fortschritte am Boden:
“Mit Vorsicht und Entschlossenheit setzen die Russische Föderation und
Präsident Trump nun der weltweiten Vorherrschaft der transnationalen Inter-
essen entschieden ein Ende.
Am 16. Juli in Helsinki gingen die Präsidenten Putin und Trump viel weiter. Sie
besprachen die Frage des Wiederaufbaus, d. h. die Kriegsreparationen. Donald
Trump ist gemäß Thierry Meyssan gegen die puritanische Ideologie, den
Finanz-Kapitalismus und den daraus resultierenden Imperialismus.
Er glaubt zu Recht, dass sein Land nicht die Folgen der Verbrechen seiner
Vorgänger übernehmen müsse, denen auch sein Volk zum Opfer gefallen war.
Er behauptet, dass diese Verbrechen auf Veranlassung und zum Wohle der
transnationalen Finanzeliten begangen worden seien. Er denkt daher, dass
diese zahlen müssten, selbst wenn niemand genau weiß, wie man sie dazu
zwingen könnte.
Die beiden Präsidenten haben auch vereinbart, die Rückkehr der Flüchtlinge
zu erleichtern. Dabei kehrte Donald Trump die Rhetorik seines Vorgängers um,
wonach sie wegen der "Unterdrückung durch die Diktatur" geflohen wären und
nicht wegen der Invasion der Dschihadisten.
Während im Süden des Landes die Dschihadisten ihrerseits vor den syrischen
und russischen Truppen flohen und einige verzweifelte Daesh-Einheiten unvor-
stellbare Grausamkeiten begingen, unternahmen der russische Minister für
auswärtige Angelegenheiten, Sergei Lavrov, und der Russische Stabschef,
Valeri Gerassimow, eine Europa- und Nahost-Tournee.
Jedem ihrer Gesprächspartner teilte die russische Delegation einige Be-
schlüsse des Helsinki Gipfels mit. Sie vermieden dabei, von den einzelnen
Staaten Rechenschaft über ihre Rollen während des Krieges zu verlangen und
riefen sie stattdessen zur Hilfe auf, den Krieg zu beenden: Abzug der Sonder-
einheiten, Ende des geheimen Krieges, Abschaffung der Hilfen für die Dschi-
hadisten, Rückkehr der Flüchtlinge, Wiedereröffnung der Botschaften. Die
Delegation betont insbesondere, dass jeder ohne Ausnahme beim Wieder-
aufbau werde teilnehmen können.
Sofort nach der Abfahrt der Delegation ließen Bundeskanzlerin Angela Merkel
und Präsident Emmanuel Macron unbedarft das Pentagon befragen, um zu
wissen, ob es wahr sei, dass Präsident Donald Trump einige transnationale
Unternehmen (KKR, Lafarge usw.) zahlen lassen wollte - einfach nur um Ärger
jenseits des Atlantik zu schüren -. Diese Haltung des Präsidenten Macron, ehe-
maliger Führungskader einer Bank, ist umso bedauerlicher, als er darauf be-
stand, seinen guten Willen mit 44 Tonnen humanitärer Hilfe für die Bevölker-
ung in Syrien zu zeigen, die durch die russische Armee geliefert werden sollte.
Im Nahen Osten wurde die Reise der russischen Delegation durch die Medien
besser behandelt. Lawrow und Gerassimow konnten die Schaffung von fünf
Kommissionen für die Rückkehr der Flüchtlinge bekannt geben.
Jede Kommission, in Ägypten, im Libanon, in der Türkei, im Irak und in Jorda-
nien, besteht aus Vertretern des Gaststaates und russischen und syrischen De-
legierten. Niemand hat gewagt, die üble Frage zu stellen: Warum eine solche
Kommission nicht mit der Europäischen Union aufgestellt wurde?
Es blieb die Sorge der Israelis, den Abzug der iranischen Militärberater und der
proiranischen Milizen, einschließlich der Hisbollah aus Syrien zu erreichen.
Premierminister Benjamin Netanyahu ist mehrmals nach Moskau und Sotschi
gefahren, um sein Anliegen vorzubringen. Man erinnert sich, wie Gerassimow
sich über die besiegten Israelis lustig machte, als sie den Abzug des irani-
schen Siegers forderten. Lawrow zog sich seinerseits diplomatisch hinter die
grundlegende Ablehnung zurück, sich nicht in die syrische Souveränität ein-
mischen zu wollen.
Russland hat das Problem nun gelöst: die russische Militär-Polizei hat die UN-
Truppen entlang der israelisch-syrischen Demarkationslinie, von der sie vor
vier Jahren vertrieben worden waren, neu installiert. Während der ganzen Zeit
waren sie durch Al-Kaida ersetzt, die von Tsahal (IDF) unterstützt wurde.
Russland hat außerdem auch auf der Rückseite der Demarkationslinie, auf syri-
schem Gebiet, acht militärische Beobachtungsposten eingerichtet. Somit kann
Moskau den Vereinten Nationen und Syrien garantieren, dass die Dschihadis-
ten nicht zurückkommen werden, und Israel, dass der Iran es nicht von Syrien
aus angreifen wird.
Israel, das sich bisher auf die Niederlage der Arabischen Republik Syrien
konzentrierte und seinen Präsidenten "Metzger" nannte, hat plötzlich durch die
Stimme seines Verteidigungsministers, Avigdor Liberman, zugegeben, dass
Syrien Sieger des Konflikts sei und dass Präsident Al - Assad sein recht-
mäßiger Führer sei. Um seinen guten Willen zu demonstrieren, hat Liberman
eine Gruppe von Daesch, die er bisher heimlich unterstützte, bombardieren
lassen.
Quelle und gesamter Artikel siehe http://www.voltairenet.org/article202244.html
sowie http://www.voltairenet.org/article202320.html
„Die Abenddämmerung des Krieges“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen
: Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 3. August 2018, www.voltairenet.org/article202244.html
„Wie Putin und Trump dem Krieg gegen Syrien ein Ende setzen“, von Thierry Meyssan, Übersetzung
Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 7. August 2018,
www.voltairenet.org/article202320.html