NSA-Spähaffäre: Snowden warnt vor
Totalüberwachung
Whistleblower zieht Bilanz
Snowdens Weihnachtsbotschaft
Ein halbes Jahr war Pause, nun meldet er sich zurück: Edward Snowden hat sich
erstmals nach seinen Geheimdienst-Enthüllungen wieder zu Wort gemeldet.
In einem ausführlichen Interview mit der "Washington-Post" zog er eine positive
Bilanz. "Was meine persönlichen Bedürfnisse betrifft, ist das Ziel erreicht. Ich
habe bereits gewonnen." Er sei persönlich zufrieden, weil Journalisten in der Lage
gewesen seien, die Geschichte über das massenhafte Sammeln von Internet- und
Telefondaten zu erzählen.
Screenshot der "Washington Post" mit Snowden-Interview
Schlimmer als bei George Orwell
Im britischen Sender Channel 4 hielt er außerdem eine Ansprache - eine alternative
Weihnachtsbotschaft, die am Abend ausgestrahlt wurde. Snowden warnte in dem
100-sekündigen Video vor dem Totalverlust der Privatsphäre. Die Überwachung
sei bereits weiter vorangeschritten als von George Orwell in seiner Vision vom
"Big Brother" im Roman "1984" beschrieben. "Wir haben alle Sensoren in unseren
Taschen, die uns verfolgen, wohin wir auch gehen." Die Kinder von heute würden
groß ohne zu wissen, was es bedeute, einen nicht aufgezeichneten oder privaten
Augenblick zu haben.
Die Privatsphäre eines jeden Menschen sei aber wichtig und müsse bewahrt
werden. "Die Diskussionen, die jetzt statt finden, entscheiden darüber, welches
Vertrauen wir in die Technologie und unsere Regierung setzen können", sagte
Snowden weiter und appellierte an die Zuschauer. "Zusammen können wir hier
eine bessere Balance finden und die Massenüberwachung beenden. Wenn die
Regierung wirklich wissen will, was wir denken, dann soll sie uns fragen. Fragen
ist allemal billiger als spionieren."
Nach Angaben der britischen Zeitung "The Guardian" entstand der kurze Film in
Russland in Zusammenarbeit mit der Filmemacherin Laura Poitras, die mit
Snowden bei der Veröffentlichung von Geschichten über die NSA eng
zusammengearbeitet habe. Es handelt sich um den ersten Fernsehauftritt von
Snowden seit seiner Ankunft in Moskau.
Der britische Sender Channel 4 strahlt seit Jahren eine alternative
Weihnachtsansprache aus - gut eine Stunde nach der offiziellen Ansprache von
Königin Elizabeth II. Redner waren beispielsweise 2008 der umstrittene damalige
iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und 1999 und 2004 die fiktionalen
Charaktere Ali G. und Marge Simpson.
J.-P. Marquardt. ARD London
Stand: 25.12.2013 18:23 Uhr
Quelle:
http://www.tagesschau.de/ausland/snowden-interview102.html