Die Rede selbst machte erheblichen Eindruck und wurde zum theologischen
Fanfarenstoß. Es schien, als habe der Kardinal das theologische Programm für das
gesamte Konzil verkündet.
Kurz danach wurde Frings zur Privataudienz bei Johanens XXIII. geladen, der ihn
begeistert begrüßte: „Ich habe diese Nacht Ihren Vortrag in Genua gelesen und
wollte Ihnen meinen Dank sagen.“ Als der Kardinal ihn darauf hinwies, dass der
Vortrag nicht von ihm, sondern von einem gewissen Joseph Ratzinger stammte,
winkte der Papst ab. Auch er müsse sich Text erarbeiten lassen; es käme daher nur
darauf an, die richtigen Berater zu finden.
Von diesem Moment an war klar, dass Ratzinger auch weiterhin Frings‘
Mitarbeiter, quasi sein „bestes Pferd im Stall“, sein würde. Der Kardinal aber
wurde vom Papst zum Mitglied des zehnköpfigen Konzilspräsidiums ernannt. Als
solches bekam er alle Entwürfe und Vorschläge übersandt, die von den einzelnen
Kommissionen im Vorfeld erarbeitet wurden und auf dem Konzil den Bischöfen
nur noch zur Abstimmung vorgelegt werden sollten. Einen nach dem anderen
legte er Ratzinger zur Begutachtung vor.