23. Juli 2013 00:14
Königliche Geburt in London Darauf hat die Welt gewartet
Der Sohn von William und Kate ist geboren: Fans jubeln vor dem Buckingham Palace, wo die Geburt auf
einer goldenen Tafel bekanntgegeben wurde.
Wochen, zäh wie Kaugummi, liegen hinter den Briten. Jetzt dürfen sie endlich
auf den Auslöser ihrer Kamera drücken und die Souvenirs in die Schaufenster
räumen: Das Baby von Herzogin Catherine und Prinz William ist da. Den
kleinen Jungen erwarten ein riesiger Spielplatz und ein öffentliches Leben.
Aufsehenerregendes gibt es in der South Wharf Road im Londoner Stadtteil
Paddington auf den ersten Blick nicht zu entdecken. Modernes Nutzgebäude mit
Fassadenelementen in knalligem 90er-Jahre-Blau auf der einen Straßenseite,
Klinkergebäude hinter schlankem Metallzaun auf der anderen. Geparkte Autos,
Schulkinder in Uniform. 
Schon Anfang Juli besetzten britische Fotografen auf dem Gehweg vor dem Lido-Flügel des St Mary
Hospital die besten Plätze.
(Foto: dpa)
Und trotzdem harrten dort in den vergangenen Wochen etliche Fotografen aus, bei
Tag und Nacht. Hockten auf Trittleitern, schraubten an ihren Teleobjektiven,
justierten die Filmkamera auf ihrem Stativ. Und ließen die elegante Holztür in der
Backstein-Fassade keine Sekunde aus den Augen. Diese Tür führt nämlich zum
privaten Lindo-Flügel des altehrwürdigen St Mary's Hospital - in die Räume, wo am
Montagnachmittag Herzogin Catherine ihr erstes Kind zur Welt gebracht hat.
Um 16.24 Uhr Uhr sei das Kind geboren worden, 3800 Gramm schwer, teilte der
Buckingham Palast mit. Dem Jungen gehe es ebenso wie der Mutter gut.
Mehr als eine Woche nach dem von den Medien auf der Insel errechneten
Geburtstermin am Montagmorgen die erlösende Bestätigung aus dem Kensington-
Palast: "Ihr königliche Hoheit, die Herzogin von Cambridge. ist in einem frühen
Stadium der Wehen ins St Mary's Hospital, Paddington, London, eingeliefert
worden", hieß es in der dürren Mitteilung. Mit einem Privatwagen und durch einen
Nebeneingang gelangte Catherine gegen 5.30 Uhr in den Lindo-Flügel, wo sich
Marcus Setchell um die 31-Jährige bemühte.
Der Gynäkologe, der 18 Jahre lang als Leibarzt in Diensten der Queen stand, hatte
extra seinen Ruhestand verschoben, um sich persönlich um die royale Niederkunft
zu kümmern. Hubschrauberpilot Prinz William verbrachte das Wochenende
gemeinsam mit seiner Frau im Londoner Kensington Palace und war von Anfang an
auf der Entbindungsstation dabei. Auch Kates Mutter Carole war bei der Geburt
dabei. 
Den ersten Hinweis darauf, dass sich das Warten gelohnt und der nervtötende
Zeitvertreib mit Doppelgängern und Straßenkünstlern ein Ende hatte, erhielten
Journalisten und andere Neugierige, als ein Palastbeamter den scharf observierten
Eingang an der South Warf Road verließ. Denn in seiner Tasche trug er ein von
Catherines Ärzten unterzeichnetes Dokument, das die Geburt der Nummer drei in
der britischen Thronfolge bestätigt.
Der Tradition gemäß waren zu allererst die Urgroßmutter des Kindes, Königin
Elisabeth, der britische Premier David Cameron sowie die Generalgouverneure aller
Commonwealth-Staaten über die Geburt informiert worden. Der Rest der Welt und
des Königreichs erlangte in dem Moment endgültige Gewissheit über das freudige
Ereignis, da das besagte Papier in einen goldenen Rahmen gesteckt und auf einer
Staffelei vor dem Buckingham Palast ausgestellt wurde. Und alle Londoner, die
weder vor den Palasttoren noch in den sozialen Netzwerken herumhingen, wurden
spätestens durch die Salutschüsse zu Ehren des Neugeborenen aufgeschreckt: 62
Mal wurden die Kanonen am Tower von London abgefeuert, 41 Mal die im Green
Park nahe des königlichen Palastes.
Viel mehr als auf dem offiziellen Dokument zu lesen ist, dürfte über das Kind erst
mal aber nicht bekannt werden. Bis zur Verkündung des Namens etwa wird sich das
Volk noch mindestens einige Tage (wie einst bei William) oder gar einen ganzen
Monat (wie bei Charles) gedulden müssen. Ginge es nach den Wettanbietern des
Königreichs, hätten sich die künftigen Untertanen des Kindes gut eine Woche vor
dessen Geburt für James entschieden.
Quelle:  http://www.sueddeutsche.de/panorama/koenigliche-geburt-in-london-darauf-hat-die-welt-
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