In ihrer Autobiographie schreibt Barbara Prammer dazu folgendes:
“Mit dem Einstieg in das Berufsleben wurde ich auch politisch aktiv. Das begann
damit, dass mich Josef Gärber, der damalige Kassenamtsleiter des Gemeindeamtes
– er war zugleich Personalvertreter -, vom ersten Tag an förderte. Er hatte mich ins
Herz geschlossen und sofort für die Gewerkschaft angeworben, nachdem aus dem
befristeten Dienstverhältnis ein unbefristetes geworden war. Ihm gelang es auch,
dass ich der SPÖ beitrat, nicht meinem Vater. Vom Vater wollte ich mich
sozusagen nicht politisch zähmen lassen. Das war nicht politisch begründet,
sondern die natürlich Auflehnung der Tochter. Josef Gärber meldete mich auch
bald für die Gewerkschaftsschule an, was ungewöhnlich und für ihn vermutlich gar
nicht so leicht durchzusetzen war. Diese Schulungen absolvierten üblicherweise
ältere Kolleginnen und Kollegen, um sich auf den nächsten Karrieresprung
vorzubereiten. Für eine Frau in meinem Alter waren sie eigentlich nicht
vorgesehen, doch es klappte, und ich weiß das bis heute zu schätzen.
Es war in der Folge eine sehr intensive und anstrengende Zeit: Unterricht fand
zwei Mal in der Woche, dienstags und donnerstags, am Abend nach der Arbeit
statt sowie einmal im Monat einen ganzen Samstag – und das zwei Jahre lang.
Doch die Mühen lohnten sich, denn wir bekamen eine profunde Ausbildung, von
Rhetorik über politische Bildung bis hin zu grundlegenden Sozialversicherungs-
und Rechtsfragen. So wurde unser Blick für Zusammenhänge geschärft. Diese
meine erste politische (Aus-)Bildung war letztlich auch für meine spätere
Studienwahl ausschlaggebend.”
Quelle:  Barbara Prammer, “Wer das Ziel nicht kennt, wird den
               Weg nicht finden”, 2011 Styria premium, S.31