Quelle:  Barbara Prammer, “Wer das Ziel nicht kennt, wird den
               Weg nicht finden”, 2011 Styria premium
Barbara Prammer schreibt dazu in ihren Erinnerungen:
„Und schon war ich mitten drin im Politikgetriebe. Das ging ganz rasch und
logisch, etwa über den Kampf für freien Zugang zu den Salzkammergutseen. Die
Ufer waren fast zur Gänze in Privatbesitz und dagegen lehnten wir uns auf. JG-
Bezirksvorsitzender Peter Keppelmüller, Helmut Kapeller, Franz Schwarz waren
die Anführer unserer Clique.
An jedem heißen Sommersonntag rückten wir mit Transparenten, Flugblättern und
einer ordentlichen Portion Aktionismus aus. Es war für mich das erste Mal, dass
ich Politik als etwas Kämpferisches und zugleich Lustbetontes erlebte. Es ging um
ein Thema, das uns persönlich zutiefst betraf, schließlich kämpften wir um
„unsere“ Seeufer. Darüber hinaus eignete sich die Sache ideal zur Solidarisierung.
Immerhin ging es um einen Konflikt zwischen berechtigten öffentlichen Interesse
und privatem Besitzanspruch, um die Frage: „Wem gehören der Attersee oder der
Traunsee?  Das war sozusagen Verteilungskampf, ausgetragen um einem der
schönsten Plätze Österreichs. In der Partei hatten wir als Jugendorganistaion
keinen höheren Stellenwert als heute. Aber wir waren viele und umtriebig, und
damit erzielten wir Aufmerksamkeit.
Solche Erlebnisse sind wichtig, um zu wissen und schätzen zu lernen, wie viel Zeit
und Energie ehrenamtliche politische Aktivität erfordert. So genannte
Quereinsteiger, denen diese persönliche Erfahrung fehlt, haben oft kein Gespür für
den Wert von Basisarbeit. Darum lehne ich es auch ab, wenn idealistische
Parteiarbeit und der Weg durch die verschiedenen Hierarchien des Apparats als
„Ochsentour“ abgetan werden. Es war ja nicht so, dass ich damals, Mitte der
1970er-Jahre, gesagt hätte: Ich mache da jetzt mit, weil ich irgendwann
Nationalratspräsidentin sein möchte. Ich fühle mich daher nach wie vor als eine
unter Gleichen, weil ich „ganz unten“ angefangen habe. Ich möchte diese
Erfahrungen nicht missen.“ (S.32 ff.)
Ohne Hilfe der Eltern wäre das für die ledige junge Mutter natürlich nicht möglich
gewesen: „Wieder waren es meine Eltern, die mich vorbehaltlos unterstützten, als
ich begann, mich politisch zu engagieren. Sie begleiteten mich dabei vom ersten
Moment an, beobachteten und förderten mich. Und sie waren immer stolz auf
mich, bei jedem Schritt, mit dem ich mich weiter entwickelte. Ohne ihre Hilfe
wäre es auch nicht gegangen. Schließlich war ich jetzt allein erziehende Mutter,
berufstätig, politisch umtriebig – und Ottnang hatte zu dieser Zeit noch keinen
Kindergarten. Einen solchen gab es nur im knapp vier Kilometer entfernten
Thomasroith, doch es fehlten die Transportmöglichkeiten. Und so wurde Bertram
liebevoll von meiner Mutter betreut. Nicht zufällig verbindet ihn ein sehr inniges
Verhältnis mit seinen Großeltern.“ (S.37)