“In unserer Verwandtschaft arbeiteten fast ausnahmslos alle Männer – von den
Großvätern über den Vater bis zu den Onkeln – im Bergbau.  Dadurch bekamen
wir Kinder die Härte dieses Berufes unmittelbar mit, wenn Großvater und Vater
schmutzig, völlig durchnässt und erschöpft von der Arbeit heimkamen. Sie
betraten das Haus über den Keller und wuschen sich in  der Waschküche. Im
Kohlerevier wurden erst später Duschen eingerichtet. Bis dahin wurden die
Bergmänner im Sommer wie im Winter auf Lastautos nur notdürftig gegen die
Witterung geschützt, so genannten „Schichtwägen“, zur Arbeit und wieder nach
Hause transportiert.
Es gab in der Gegend mehrere Stollen: in Thomasroith, Holzleithen, Kohlgrube,
Geboltskirchen, Ampflwang – alles Orte mit langer Bergbaugeschichte. Unser
Vater war im Laufe der Jahre in nahezu allen tätig. Die Arbeit unter Tag war
beschwerlich und gefährlich, die Angst vor der Unberechnbarkeit des Berges
allgegenwärtig und bedrückend, jedoch kaum einmal Gesprächsthema. Über die
Unglücke und die Todesfälle redeten die Bergmänner nicht gerne. Die Gefähr-
lichkeit des Berufes des Vaters war meinen Eltern jedoch stets bewusst. Auch
wenn sie einmal gestritten hatten, verabschiedeten sich die beiden voneinander
immer versöhnt. Es hätte ja das letzte Mal sein können. (….)
Umso mehr wussten die Männer, dass sie aufeinander angewiesen waren, wenn sie
in den Berg einfuhren. Das sorgte für ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl,
das auch in einem intensiven Vereinsleben zum Ausdruck kam. Jeder Ort hatte
seinen Bergknappenverein, und viele von ihnen existieren noch immer. (…)
Bergleute waren in der Regel „Rote“. SPÖ und Bergleute gehörten untrennbar
zusammen, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Und die Bergleute waren zu
100 Prozent gewerkschaftlich organisiert, auch das war klar“´.
Wichtigster Wirtschaftsbetrieb, größter Arbeitgeber und in mehrfacher Hnsicht
dominante Größe in  der Region war die Wolfsegg-Trauntahler Kohlenwerks AG
(WTK). Der Betrieb wurde 1911 als Zusammenschluss der Kohlenbergbauern des
Hausruck gegründet.”
Quelle:  Barbara Prammer, “Wer das Ziel nicht kennt, wird den
               Weg nicht finden”, 2011 Styria premium, S.22ff.