Angelo Giuseppe Roncalli wurde 1881 als Sohn einer einfachen Bauernfamilie in
Bergamo/Norditalien geboren.
Nach seiner Ausbildung in Bergamo und Rom und der Erlangung der Doktorwürde
wurde er 1904 zum Priester geweiht und arbeitete nun als Sekretär des Bischofs
von Bergamo. Bei ihm lernte er großzügiges Denken, pastorale Sensibilität und
gewann Einblick in liturgische, ökumenische und soziale Probleme.
1918 leistete er Militärdienst als Sanitäter, dann als Soldatengeistlicher.
1919 wurde er Spiritual am Seminar in Bergamo, ab 1921 wirkte er an der
Neuorganisation der päpstlichen Kongregation für die Glaubensverbreitung in
Italien mit.
1925 wurde Roncalli zum Bischof geweiht und war als apostolischer Visitator,
dann als Gesandter des Vatikanstaates in Bulgarien mit Sitz in Sofia tätig.
Ab 1933 übte er dieses Amt in der Türkei und in Griechenland mit Sitz in Ístanbul 
aus.
Es kam nun zu Spannungen mit Rom, weil Roncalli in der Frage
der Haltung zu Christen anderer Konfessionen abweichende Auf-
fassungen vertrat, ebenso in der Frage des Verhältnisses zur
faschistischen Regierung in Italien. Das Erleben der Orthodoxie 
schuf in ihm erhöhtes Verlangen nach Einheit der Kirchen.
Die Erfahrung des radikalen Laizismus in der Türkei Atatürks weckte seine
Sensibilität, zugleich wurde ihm in der Türkei der Eurozentrismus der katholischen
Kirche deutlich.
Ab 1937 residierte er in Athen, unterstützte die Bevölkerung gegen die deutsche
Besetzung und half Juden zur Flucht aus dem von der deutschen Wehrmacht
besetzten Griechenland und aus Ungarn.
1945 wurde Roncalli zum vatikanischen Nuntius (der Apostolische
Nuntius ist der Botschafter des Staates Vatikanstadt in einem Land. Zugleich
vertritt er den Papst als Kirchenoberhaupt gegenüber den Ortskirchen dieses
Landes) in Paris ernannt, wo er Erfahrungen mit französischen Marxisten
machen konnte sowie die Auseinandersetzungen um Kolonialismus und
 den Algerien-Krieg erlebte.
1953 wurde Roncalli zum Kardinal und Patriarchen von Venedig ernannt.
Pontifikat
Am 28. Oktober 1958 wurde er im elften Wahlgang des Konklave im Alter von
77 Jahren zum Papst gewählt - offenbar als Kompromisskandidat, wählbar für die
konservativen Anhänger seines Vorgängers, Pius XII., wie für die gemäßigten
Reformer.
Überraschend nahm er den Namen Johannes an, der seit 1415 nicht mehr gewählt
worden war - wobei er mit der Wahl der Zählung als 23. zum Ausdruck brachte,
dass der zur Zeit des drei-Päpste-Schismas von 1410 bis 1415 regierende und auf
dem Konzil von Konstanz abgesetzte Johannes XIII. kein rechtmäßiger Papst war;
er wolle die kirchengeschichtlich umstrittene Frage nicht entscheiden, erklärte er.
Schon 30 Tage nach seiner Wahl kündigte er die Einberufung des 2. Vatikanischen
Konzils an, das er am 11. Oktober 1962 eröffnete.
Eine Woche zuvor hatte er als erster Papst seit 1870 den Vatikan verlassen und
eine Wallfahrt zum Grab von Franziskus nach Assisi unternommen.
Das überraschend einberufene Konzil sollte die römisch-katholische Kirche durch
Modernisierung (Aggiornamento) in Lehre und Organisation reformieren und die
Begegnung der getrennten christlichen Kirchen sowie den Dialog mit anderen Re-
ligionen fördern; Bereitschaft zur Barmherzigkeit und Ablehnung der Unglücks-
propheten waren Stichworte seiner Eröffnungsansprache.
Während seine Vorgänger sich als Gefangene im Vatikan betrachteten, verstand
Johannes XXIII. sich wirklich als Bischof von Rom: er besuchte die Gemeinden,
gab sich leutselig - ich bin Josef, euer Bruder, stellte er sich schon in seiner
Krönungsansprache und dann immer wieder vor, bescheiden und in Anlehnung an
den nachsichtigen und hilfsbereiten Joseph in Ägypten (1. Mose 45, 4).
Aufsehen erregte sein Besuch im römischen Staatsgefängnis, wo er die Häftlinge
tröstete mit der Erzählung von seinem Onkel, der auch (wegen Wilderei) im
Gefängnis eingesperrt war. Er schaffte den Fußkuss und die bislang vorgeschriebe-
nen drei Verbeugungen bei Privataudienzen ab und erhöhte in einer seiner ersten
Amtshandlungen die zuvor schäbigen Gehälter der Angestellten. Er forderte, mehr
von der Barmherzigkeit als von der Strenge Gebrauch zu machen.
In der Kurie  (als römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich
kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und
Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist
für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan) 
besetzte er das seit 1944 vakante Amt des Staatssekretärs - des Regierungschefs
des Vatikanstaates - wieder, führte wieder regelmäßige Audienzien für die
Verantwortlichen der Kurie ein, ernannte neue Kardinäle, um deren Kollegium zu
verjüngen. Auch die traditionelle Verstrickung des Vatikan in die italienische
Politik versuchte er zu lösen; er wolle eine Kirche die den Menschen an sich dient,
nicht nur insofern sie katholisch sind, sagte er 1962.
Als wichtiger Beitrag zur Kirchenreform sind auch Johannes' sieben Enzykliken 
zu werten, darunter Mater et Magistra, Mutter und Lehrerin, zur katholischen
Soziallehre von 1961, in der er die Würde des Einzelnen als Grundlage der
gesellschaftlichen Institutionen betonte.
Schlüsselwort war deshalb der Begriff der Subsidiarität, wonach Aufgaben
möglichst vor Ort, von den Betroffenen, durch lokale Glieder erledigt werden und
zentralistische Eingriffe abzuwehren sind;
diese Idee der katholischen Soziallehre, wurde damit weithin bekannt und
inzwischen auch offiziell von den Beschlüssen der Europäischen Gemeinschaft
übernommen.
Johannes kritisierte die soziale Ungerechtigkeit in weiten Teilen der Welt und die
ungerechte Lohnpolitik in den Industrieländern, er empfahl Mitbestimmung in den
Betrieben und Vermögensbeteiligung für die Arbeitnehmer.
1963 erschien Johannes' Enzyklika Pacem in Terris, Friede auf Erden, in der er
in moderner Sprache und an alle Menschen guten Willens gerichtet zur internatio-
nalen Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit aufforderte, die Idee eines
gerechten Krieges ablehnte und im Gegensatz zu seinen Vorgängern die Men-
schenrechte ausdrücklich anerkannte.
Seine Aufgeschlossenheit für die Ökumene zeigte 1960 sich in der Gründung des
Sekretariats für die Einheit der Christen, in Kontakten zur Orthodoxen Kirche, zu
Vertretern des Protestantismus und zum Ökumenischen Rat der Kirchen, zu Juden
und Muslimen.
Das Wesentliche ist der grundlegende Wandel in den Beziehungen zwischen der
römisch-katholischen Kirche und den anderen Kirchen, der den Beginn eines
wahren Dialogs gesetzt hat, erklärte der Generalsekretär des Ökumenischen
Weltrates der Kirchen, Visser't Hooft.
Einstellung zur Politik:
In den zuvor vom Vatikan misstrauisch betrachteten Vereinten Nationen erkannte
Johannes ein gottgewolltes Zeichen der Zeit.
Auch in der internationalen Politik wirkte er ausgleichend, er traf mit führenden
Vertretern der Großmächte wie den amerikanischen Präsidenten Dwight D.
Eisenhower und dem katholischen John F. Kennedy zusammen; dem
Schwiegersohn des sowjetischen Präsidenten Chruschtschow, Adschubej, gewährte
er eine Privataudienz, in manchem bereitete er der Politik der Ostpolitik mit der
Aussöhnung mit den kommunistischen Ländern den Weg.
Weil er auch von den sowjetischen Machthabern sehr geschätzt wurde, konnte er
in der bedrohlichen Kubakrise 1962 vermitteln.
In der italienischen Innenpolitik blieb er neutral, unterstütze nicht mehr wie seine
Vorgänger die Konservativen und beendete die Exkommunikation aller Mitglieder
der Kommunistischen Partei.
Zu Johannes' wissenschaftlichen Werken zählen die fünfbändigen Studien über
Karl Borromäus.
Sein Geistliches Tagebuch und andere geistliche Schriften - 1965 posthum
veröffentlicht - und seine Briefe an die Familie - 1969 erschienen - weisen
Schlichtheit und Demut seines geistlichen Lebens aus.
Aufgrund seiner persönlichen Ausstrahlung, seines Engagements für den Frieden,
seiner Toleranz und seines Optimismus wurde er nicht nur innerhalb der
katholischen Kirche hoch verehrt; die zuvor hohe Hemmschwelle vor der
unnahbaren Autorität des Amtes minderte er erfolgreich, wodurch er dem Glauben
Türen beim Volk öffnete.
Er wollte kein großer Redner, Diplomat, Wissenschaftler oder Organisator sein,
sondern ein guter Hirte nach dem Vorbild von Petrus; er lehrte nicht, sondern lebte
eine neue Form des Papstamtes.
viele Dokumente von Johannes gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Quelle:  http://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Johannes_XXIII.html
Cardinal Angelo Giuseppe
Roncalli, Patriarch of Venezia
Papst Johannes XXIII. im
Gespräch mit Häftlingen
im Gefängnis Regina Coeli
in rom, 26.12.1958