Zum Abschluss nun noch eine Rede von Papst Franziskus, die er am 3. Juni 2013
anlässlich des 50. Todestages von Johannes XXIII. vor Pilgern aus Bergamo hielt:
“In Wirklichkeit übermittelte Papst Johannes Frieden, weil sein Gemüt zutiefst im
Frieden war: Er hatte sich vom Heiligen Geist befrieden lassen. Und dieses fried-
volle Gemüt war das Ergebnis einer langen, anspruchsvollen Arbeit an sich selbst,
einer Arbeit, von der sich reichlich Spuren im Geistlichen Tagebuch finden. Wir
können dort den Seminaristen, den Priester, den Bischof Roncalli dabei sehen, wie
er sich auf dem Weg der allmählichen Läuterung des Herzens abmüht. Wir sehen
ihn Tag für Tag, wie er Acht gibt, die dem Egoismus entsprungenen Wünsche zu
erkennen und abzutöten; wie er sich bemüht, die Inspirationen des Herrn zu
erkennen, sich leiten zu lassen von Meistern wie dem heiligen Franz von Sales und
dem heiligen Carlo Borromeo. Wenn wir diese Schriften lesen, sehen wir, wie
diese Seele vor unseren Augen Gestalt annimmt unter der Anleitung des Heiligen
Geistes, der in seiner Kirche, in den Seelen wirkt: Er war es ja, der ihm unter
diesen guten Voraussetzungen den Frieden der Seele geschenkt hat.” (Gaisbauer*,
S.244)
Angelo Roncalli hatte übrigens als Johannes XXIII. sein Pontifikat unter das Motto
Oboedientia et Pax - “Gehorsam und Friede” gestellt.
Der Kölner Erzbischof Josef Frings sagte 1963 in seinen Nachruf auf Papst
Johannes XXIII. “Era buono come il Signore - Er war gut wie der Herr”.
Dabei sah Frings am Anfang wie viele andere Roncalli zuerst nur als “Statthalter
für einen größeren kommenden Papst.” Umso mehr überraschte, dass dieser
Roncalli-Papst wenige Wochen nach seiner Wahl ein Ökumenisches Konzil
ankündigte, das hat Kardinal Frings - wie viele Brüder im Bischofsamt und im
Kardinalsrang - zuerst einmal gründlich verwirrt. Als er dann beobachten durfte,
wie Johannes in der Anfangsphase das Konzil behutsam lenkte, “mit solchem Takt,
mit solchem Geschick, mit solch väterlichen Güte, dass alle davon entzückt
waren”, schloss er Johannes zunehmend ins Herz.”
“Er war gut wie der Herr”. Die eindringlichste und theologisch treffendste
Charakterisierung “des Herrn” finden sich im Hebräerbrief (5,8: “[...] er hat
Gehorsam gelernt”) und im Hymnus des Philipperbriefes (2,8: “Im Gehorsam
gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm”).
Gehorsam ist seitdem ein Schlüsselwort christlichen Glaubens und Lebens. In
Dietrich Bonhoeffers Schrift “Nachfolge” steht der Satz: “Nur der Glaubende ist
gehorsam, und nur der Gehorsame glaubt.”
Gehorsam ist ein immer tieferes Eintauchen in Gott, man könnte auch “Heiligung”
dazu sagen. Heiligung, wie sie von Angelo Roncalli lebenslang angestrebt wurde,
folgt nicht dem Ruf: “Rette deine Seele”, sondern mündet im Dienst eines
Menschen an den Menschen. Christus “wurde ein Mensch und teilte das Leben der
Menschen.” (Gaisbauer*, S.150ff.)