Quelle: Joachim Bauer, “Prinzip Menschlichkeit - Warum wir von Natur aus
             Kooperieren”, 6.Auflage 2013, Wilhelm Heyne Verlag, S. 65ff..
Arif Najib von der Universität Tübingen und der bereits an früherer Stelle
erwähnte Jeffrey Lorberbaum von der University of South Carolina unter-
suchten mittels funktioneller Kernspintromographie Personen, die von ihren
Partnern verlassen worden waren. Als Folge hatte sich bei den Probanden eine
schwere Trauerreaktion eingestellt.
Die beiden Wissenschaftler analysierten Veränderungen der Hirnaktivitäten, die
bei diesen Personen mit dem Gefühl des erlittenen Verlusts verbunden waren.
Es zeigte sich eine massive Minderaktivität im Bereich der zentralen Achse des
Motivationszentrums.
Schmerz als Reaktion auf Beziehungskrisen oder Verluste ist keine „Einbil-
dung“. Naomi Eisenberger konnte, ebenfalls mit funktioneller Kernspintomo-
graphie, nachweisen, dass Menschen, die in einer für sie unverständlichen
Weise von anderen aus der Gemeinschaft ausgegrenzt und ausgeschlossen
werden, nicht nur psychologisch, sondern auch neurobiologisch mit einer
Mobilisierung des emotionalen Schmerzzentrums reagieren.
Das Gehirn scheint zwischen seelischem und körperlichem Schmerz nur
unscharf zu trennen. Untersuchungen zufolge erleben Menschen, die sich
allein gelassen fühlen, körperliche Schmerzen stärker als Personen, denen
mitmenschliche Unterstützung zur Verfügung steht. Auch hier zeigt sich, wie
sehr wir neurobiologisch auf Kooperation hin konstruiert sind.