Michael D’Antonio schreibt dazu: „Private Internate hatten seit langem die
Eliten der Nation gefördert. Die überwiegend im Nordosten der Staaten ange-
siedelten Einrichtungen boten Orte, wo die Kinder der Reichen und Mächtigen
gemeinsam für ihren zukünftigen Platz in der Welt ausgebildet werden konnten.
Zwar wurden sie auch von Oberschichtfamilien genutzt, doch alle militärischen
Jungeninternate nahmen mit einer größeren Wahrscheinlichkeit Schüler auf,
die eine härtere Hand als etwa Exeter oder Andover brauchten.
Auf diesen Schulen mussten Kadetten bereits im Alter von sechs Jahren eine
Uniform tragen, Befehlen gehorchen und sich einem extrem reglementierten
Tagesablauf unterwerfen.
Die von Natur aus konservativen Militärschulen boten eine noch stärkere Iso-
lation von der Außenwelt als die gewöhnlichen Internate. Männer, die diese
Einrichtungen leiteten, waren überzeugte Anhänger der Körperstrafe und be-
hinderten die Entwicklung von Individualität. Außerdem forderten sie zumin-
dest eine äußere Bezeugung von Respekt ein, selbst von Schülern, die sich
weigerten, ihnen wirklich Respekt zu zollen.
Im besten Fall bewahrten altmodische militärische Eirnichtungen die Schüler
vor Kriminalität. Im schlimmsten Fall trieben sie die Jungs geradezu zu Straf-
taten, indem sie diese einer Kultur aussetzten, die Herrschaft, Gewalt und
Subversion von Autoritäten wertschätzte.
Diese Erfahrung wird ausgezeichnet in Pat Conroys Roman „Lords of Disci-
pline (Stolz und Ehre)“ geschildert, der das Leben an einer Militärschule be-
schreibt, die der Citadel in South Carolina gleicht. Conroy schreibt darüber
zwar ebenso voller Entsetzen wie voller Zuneigung, doch andere Autoren
haben eine weit schärfere Einschätzung dieser Institutionen geliefert.
In seinen Erinnerungen mit dem Titel „Breakshot“ (Eröffnungssschluss) stellte
der ehemalige Mafioso Kenny Gallo  fest, dass seine Erlebnisse an einem mili-
tärischen Internat ihn veränderten, von „einem undisziplinierten Lausbuben zu
einem richtigen Gesetzlosen“. Über seine Karriere an der Army and Navy Aca-
demy in Kalifornien schreibt Gallo: „Ich nehme an, man kann mit Recht sagen,
dass meine „normale“ soziale Entwicklung an der Militärschule abbrach, als
ich dreizehn war; ich hörte auf, mich zu einem  gesunden, erwachsenen Bürger
zu entwickeln und fing an, anfangs zur Selbstverteidigung und dann zum Spaß,
mein Talent als Raubtier zu entfalten.“ (S.83ff.*)
Dass die Kinder der „Eliten“ in solchen Internaten ausgebildet wurden (und
immer noch werden ?) ist eigentlich bedenklich, vor allem in Hinblick auf eine
humane, gerechte  Gesellschaft.
Richard Hofstadter, der 1963 ein Buch über dieses Thema verfasst hat (= „Anti-
Intellecutalism in America Life“ /„Anti-Intellektualismus im amerikanischen
Leben“) beobachtete etwa, dass in solchen US-Erziehungsanstalten „im Na-
men der Kindesentwicklung großen Wert auf die Persönlichkeit und soziale
Anpassung gelegt wurde, während der Charakter und Intelligenz vernach-
lässigt wurden.
Unter dem Einfluss der „Propheten der Machbarkeit in der Wirtschaft“,   
schrieb Hofstadter, brachten die Lehrer ihren Schülern „weder Shakespeare
noch Dickens bei, sondern wie man einen Geschäftsbrief schreibt.“  Ein Dis-
trikt in Staat New York legte so großen Wert darauf, erfolgreiche junge Men-
schen auszubilden, dass jeder Schüler einen Kurs der Selbstverbesserung
besuchen musste, wo sie etwas darüber lernen, wie „man mit der Menge   
tickt“ und „wie man Anklang findet“. (S.89*)
*)  Michael D’Antonio, „Die Wahrheit über Donald Trump“,
     2016, Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin