Die Schule befand sich in einem einräumigen Haus westlichen Stils auf der anderen,
Qunu abgewandten Seite des Hügels. Am Tag vor meinem ersten Schultag – ich war
inzwischen siebeneinhalb Jahre alt – nahm mich mein Vater beiseite und erklärte
mir, für die Schule müßte ich ordentlich gekleidet sein.
Bis dahin hatte ich, wie alle Jungen in Qunu, nur eine Wolldecke getragen, über eine
Schulter geschlungen und an der Hüfte zusammengesteckt. Mein Vater nahm eines
seiner Hosenpaare und schnitt die Hosenbeine in Kniehöhe ab. Er befahl mir, die
Hose anzuziehen, was ich auch tat, und sie hatte ungefähr die richtige Länge, war
jedoch um die Hüften viel zu weit. Daraufhin nahm mein Vater ein Stück Schnur und
straffte die Hose an der Teile. Ich muss einen komischen Anblick geboten haben,
doch nie habe ich ein Kleidungsstück besessen, auf das ich stolzer gewesen wäre als
auf meines Vaters abgeschnittene Hose.
Am ersten Schultag gab meine Lehrerin, Miss Mdingane, jedem von uns einen
englischen Namen und erklärte, von nun an sei das der Name, auf den wir in der
Schule zu hören hätten. Dies war üblich unter den Afrikanern jener Tage und geht
zweifellos auf das britische Vorurteil gegenüber unserer Erziehung zurück. Die
Erziehung, die ich erhielt, war eine britische, in der britische Gedanken, britische
Kultur, britische Institutionen automatisch als höherwertig angesehen wurden. So
etwas wie eine afrikanische Kultur kam nicht vor.
Afrikaner meiner Generation – und selbst heute noch – haben im allgemeinen
sowohl einen englischen als auch einen afrikanischen Namen. Weiße waren nicht
fähig oder nicht gewillt, einen afrikanischen Namen auszusprechen, und hielten es
für unzivilisiert, überhaupt einen zu haben.
An jenem Tag erklärte mir Miss Mdingane, mein neuer Name sei Nelson. Warum sie
mir diesen Namen gab, weiß ich nicht. Vielleicht hatte es etwas mit dem großen
britischen Seefahrer Lord Nelson zu tun, aber das wäre reine Vermutung.