Quelle: Nelson Mandela, “Der lange Weg zur Freiheit”, 1997,
       S.Fischer Verlag, 15. Auflage: Mai 2012, S.19 ff.
“Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, wurde ich Hirtenjunge und hatte auf Schafe und
Kälber aufzupassen. Ich lernte die fast mystische Verbindung kennen, welche die
Xhosa zum Vieh haben, nicht nur als Lieferant von Fleisch und Milch oder auch
Reichtum, sondern als eine Art Gottessegen und Glücksquell. Hier lernte ich auch,
mit einer Steinschleuder Vögel vom Himmel zu holen,  wilden Honig und Früchte
und essbare Wurzeln zu sammeln, süße Milch direkt aus dem Euter eine Kuh zu
trinken, in den klaren, kalten Flüsschen zu schwimmen und mit Schnur und
geschärften Drahtstücken Fische zu fangen.
Ich lernte, mit dem Stock zu kämpfen – für jeden afrikanischen Jungen auf dem
Land eine unerlässliche Fähigkeit - , und übte mich in den verschiedenen Techniken:
wie man einen Schlag pariert, wie man in eine Richtung fintiert und in einer anderen
zuschlägt; wie man sich mit schneller Beinarbeit von einem Gegner löst. Aus dieser
Zeit rührt meine Liebe zum Veld, zu offenen Weiten, zu den einfachen Schönheiten
der Natur, der klaren Linie des Horizonts.
Damals spielten wir mit selbstgemachten Spielzeug. Wir formten es aus Lehm und
bildeten Tiere und Vögel nach. Aus Baumästen fertigten wird sogenannte
Lastschleppen, die von Ochsen gezogen wurden.
Die Natur war unser Spielplatz. Im Gelände um Qunu gab es viele große glatte,
Felsbrocken, auf denen wir hinunterrutschten. Dies taten wir wieder und wieder, bis
unser Hinterteil so wund war, dass wir darauf nicht mehr sitzen konnten.
Ich lernte, auf jungen Kälbern zu reiten, und wenn man erst mehrmals abgeworfen
worden war, hatte man den Bogen raus.”