Leopold Kohr ( 1909 - 1994) war Nationalökonom, Jurist, Staatswissen-
schaftler und Philosoph. Er trat für eine Dezentralisierung sozialer Organi-
sationen ein. Seiner Meinung nach sollten Gruppen (Städte, Länder, Staaten,
Gemeinden etc.) auf eine Größe reduziert werden, in der Funktion noch
möglich ist, aber gleichzeitig den Mitgliedern eine Überschaubarkeit erlaubt.
„Alles ist Gift. Ausschlaggebend ist nur die Dosis.“ – Dieser von Kohr oft
zitierte Spruch von Paracelsus (bekannt als dosis facit venenum) ist
grundlegend für seine „Philosophie der Größe“.
„Die Größe – Kohr meint nicht die absolute, sondern die relative, die zu große
Größe – [...] scheint das zentrale Problem der Schöpfung zu sein. Wo immer
etwas fehlerhaft ist, ist es zu groß. [...] Die Größe – und nur die Größe! – ist das
zentrale Problem der menschlichen Existenz, im sozialen und im physischen
Sinn“ (Das Ende der Großen, Einleitung).
Folglich gibt es für Kohr auch nur eine Rettung: „[...] die Idee und das Ideal der
Kleinheit als einziges Serum gegen die krebsartige Wucherung der Übergröße
[...]“ (a.a.O.).
Darüber hinaus prägte Kohr in seiner Geschwindigkeitstheorie den Slogan
„slow is beautiful“, weil in der Langsamkeit auch die Massenwirkung abnimmt.
Während die Straßen einer Stadt zu normalen Tageszeiten völlig ausreichen,
steht in den Stoßzeiten der Verkehr; während die Theater- und Kinoausgänge
am Ende der Vorstellung völlig ausreichen, sind sie im Falle einer Panik zu
eng.
Leopold Kohrs Philosophie betont die Würde und Vernunft des Individuums,
befähigt, kreativ zu sein und seinen Willen zu gestalten. Eine Masse aus
Individuen aber zerstört die Freiheit und verhält sich nicht wie vernünftige
Wesen, sondern wie leblose Teilchen, die statistischen Gesetzen gehorchen.
Begibt sich der freie Mensch in die Masse, degeneriert er vom Kulturwesen
zum Teil einer physikalischen Gesetzen unterliegenden Einheit.
Der mit Leopold Kohr befreundete Salzburger Philosoph Günther Witzany
vertritt die These, dass sich Kohrs Philosophie idealerweise mit den
soziologischen Analysen von Elias Canetti (Masse und Macht) und Lewis
Mumfords Technikphilosophie (Mythos der Maschine) ergänzt.
Elias Canetti verdeutlicht akribisch das Verhältnis von Menschenmassen zu
ihren Führern und das oft vernunftwidrige Verhalten von Massen, während
Lewis Mumford auf einzigartige Weise die Entmenschlichung in zentralistisch
organisierten und technokratisch regulierten Gesellschaften thematisiert ....
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie,
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