Sabatina James beschreibt die Situation in Deutschland folgendermaßen:
„Rund fünf Prozent der deutschen Bevölkerung sind Muslime. Ihre Zahl wird auf
etwa 4,3 Millionen geschätzt. Auch fünfzig Jahre nach dem Beginn der Zuwander-
ung aus muslimischen Ländern in die deutsche Gesellschaft führt ein Großteil der
Muslime ein durch ihre Herkunft bestimmtes Eigenleben.
Obwohl die Ursachen dafür längst bekannt sind, ist kaum etwas unternommen
worden, um diese zu beseitigen. In den sechziger und siebziger Jahren des vergan-
genen Jahrhunderts bezogen die Zuwanderer jene Wohnquartiere, die von den
Deutschen auf die Suche nach neuem Wohnraum zurückgelassen wurden. Das
waren zumeist Altbauwohnungen in historischen Arbeitervierteln, wo sie zum Teil
bis heute leben. Beispiele hierfür sind der Berliner Bezirk Kreuzberg, die Duisbur-
ger Stadtteile Marxloh und Hochfeld oder auch Köln-Ehrenfeld.
In diesen Vierteln entstanden eigene soziale Netzwerke, aus denen letztlich Paral-
lelgesellschaften erwuchsen. Parallelgesellschaft  bedeutet, dass die Menschen in
ihren Wohnvierteln alles finden, was sie zum Leben benötigen: Es gibt türkische
oder arabische Ärzte, Rechtsanwälte und Supermärkte. So kommen vor allem die
Frauen kaum in Kontakt mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft. Und auch die
Kinder wachsen in ihrem engeren Umfeld  in einem kulturellen Klima auf, das
eher demjenigen gleicht, das ihre Eltern in Anatolien, Nordafrika oder Mittelasien
verlassen haben.“ (S.7ff.)
Und weiter: „Vor fünfzig Jahren vertraten die meisten Politiker noch die These,
dass sich Muslime in der zweiten, spätestens in der dritten Generation von selbst
integrieren, vielleicht sogar assimilieren. Dies erwies sich jedoch als Fehlannahme.
Später unternahm man viele vermeintlich integrationsfördernde Maßnahmen, die
bis heute andauern.
Vergeblich, denn kein Sprachkurs, kein runder Tisch, kein Integrationsbeauftragter
und keine Islamkonferenz konnten verhindern, dass sich muslimische Parallelge-
sellschaften immer mehr zu Gegengesellschaften entwickeln, in denen Salafisten
ungestört ihre Anhänger um sich scharen.“ (S.11)
Quelle: Sabatina James, „Scharia in Deutschland -  Wenn die Gesetze des Islam
            das Recht brechen“, Knaur Taschenbuch, September 2015