Iranische Revolutionsgarde
Die Iranische Revolutionsgarde oder Sepah, informell auch Pasdaran, (wört-
lich: Armee der Wächter der Islamischen Revolution) ist eine iranische
paramilitärische Organisation zum „Schutz des Regimes“.
Von Ruhollah Chomeini am 5. Mai 1979 aufgestellt, entwickelte sie sich zu
einem wichtigen Akteur während des Ersten Golfkriegs (1980–1988). Derzei-
tiger Kommandeur der Revolutionsgarden ist Generalmajor Mohammad Ali
Dschafari.
Die Organisation wurde von Chomeini gegründet, um eine Vielzahl parami-
litärischer Gruppen zu einer dem Regime gegenüber loyalen Streitmacht
zusammenzufassen.
Die bewaffneten revolutionären Gruppierungen, die sich u. a. aus Mitgliedern
der islamischen Studentenbewegung (Daneschdschuyane Chate Emam) und
radikalen, meist jugendlichen Anhängern Chomeinis, den sogenannten Hezbo-
llahi, zusammenschlossen, unterstanden von 1979 bis 1980 ihrem ersten Kom-
mandanten Abbas Zamani (genannt Abu Scharif). Sie formierten sich erst ab
1980 auf Grund des Ersten Golfkrieges zu einer offiziellen Armee-Einheit.
Bedeutung für die Politik
Die militärische Aufgabe, die der Revolutionsgarde übertragen wurde, wech-
selte nach dem Ersten Golfkrieg. Heute obliegt der Garde u. a. die Aufgabe,
mögliche gegnerische politische Gruppen zu bekämpfen.
Im Kabinett von Präsident Mahmud Ahmadinedschad waren 13 der 21 Minis-
terposten mit ehemaligen Kommandanten der Revolutionsgarde besetzt, dazu
gehörte auch das Geheimdienstministerium. Ahmadinedschad selbst hatte
ebenfalls den Rang eines Kommandanten erreicht.
Am 25. Oktober 2007 beschuldigte die US-Regierung die Quds-Brigaden, die
als militärischer Geheimdienstapparat der iranischen Revolutionsgarde gelten,
hauptverantwortlich für die Herstellung von Bomben am Straßenrand sowie
Planung und Durchführung von gezielten Attentaten im Irak zu sein. Daher
erklärte die US-Regierung die Quds-Brigaden zur terroristischen Verei-
nigung.
Bedeutung für die Wirtschaft
Die Iranische Revolutionsgarde ist wirtschaftlich auf fast allen Gebieten aktiv
und ist als paramilitärische Einrichtung der größte Unternehmer des Landes.
Niemandem außer dem Revolutionsführer Rechenschaft schuldig, unterliegen
die Pasdaran keiner Steuerpflicht und zahlen ebenso bei der Einfuhr keine
Zollgebühren.
Seit der Präsidentschaft Mahmud Ahmadinedschads hat, wie Bahman Nirum-
and berichtet, die Organisation die Konzessionen für mehrere Großprojekte
erhalten, unter anderem für zwei Projekte zum Ausbau der Ölanlagen, einen
Pipelinebau und für den Ausbau der Teheraner Untergrundbahn.
Mehdi Khalaji beschreibt für die vergangenen 16 Jahre 1220 Industrie- und
Bergwerksprojekte, davon 247 laufende.
Die religiöse Stiftung Mostazafan va Dschanbazan (Stiftung der Unter-
drückten und Kriegsveteranen) mit einem Umsatz von zehn Milliarden US-
Dollar im Jahr – entstanden nach dem Ersten Golfkrieg – ist ebenso Vertrags-
partnerin bei der Erweiterung der Teheraner Untergrundbahn mit einem Volu-
men von 2,4 Milliarden US-Dollar.
Auch See- und Flughäfen, über welche nicht verzollte Waren ins Land kom-
men, werden von den Revolutionswächtern kontrolliert. Dies gilt insbesondere
für den größten iranischen Containerhafen in Bandar Abbas, an dessen Spitze
kürzlich ein General der Revolutionsgarden berufen wurde.
Wichtige Pasdaran-Unternehmen (Auswahl)
Zu den Unternehmen, die von den Revolutionswächtern kontrolliert werden,
gehört die Unternehmensgruppe „Chatam-ol Anbia“ (dt.: „Das Siegel der
Propheten“; vollständiger Name: Chatam ol Anbia Gharargah Sazandegi
Nooh). Diese Holding, die mehrere Zehntausend Iraner beschäftigt, führt u. a.
große Infrastrukturprojekte durch, baut Öl- und Gasanlagen, Straßen, Eisen-
bahnen und Metros, Ölleitungen und Flughäfen.
Im Libanon soll sie für den Bau der durch die Hisbollah genutzten Tunnels
verantwortlich sein. Während seiner Zeit als Bürgermeister von Teheran erhielt
die Unternehmensgruppe von Ahmadinedschad den Zuschlag für mehrere
Großprojekte im Wert von 2,2 Mrd Dollar.
Ende April 2009 erwarb die zu Khatam al-Anbia gehörende Firma Sepanir
einen Anteil von 51 Prozent an Sadra, der größten Werft Irans. Der Anteil des
militärischen Sektors an den Unternehmensprojekten wird auf 70 % geschätzt.
Khatam al-Anbia steht seit dem 24. Juni 2008 auf der EU-Sanktionsliste gegen
den Iran.
Weitere Unternehmen im Besitz oder unter Kontrolle der Revolutionsgarden:
Oriental Oil Kish, Ghorb Nooh, Sahel Consultant Engineering, Ghorb-e
Karbala, Sepasad Engineering Co, Omran Sahel, Hara Company,
Gharargahe Sazandegi Ghaem
Telekommunikations- und Mediensektor
Seit den Protesten der iranischen Opposition gegen die manipulierten Präsident-
schaftswahlen im Juni 2009 streben die Revolutionsgarden zudem danach, die
Kontrolle über den Medien- und Telekommunikationssektor massiv auszuwei-
ten:
Im Oktober 2009 kaufte das von den Pasdaran kontrollierte Firmenkonso-tium
Etemad-e-Mobinein 50 % der Aktien der iranischen Telekommunikations-
gesellschaft (TCI) für 5,3 Milliarden Euro von der Regierung, wodurch die
Paramilitärs eine effektive Kontrolle über das nationale Festnetz, alle irani-
schen Internet-Provider sowie zwei Mobilfunkgesellschaften erhielten.
Bis März 2010 ist die Gründung einer eigenen Nachrichtenagentur der Revolu-
tionsgarden unter dem Namen „Atlas“ geplant. Experten zufolge steht schon
heute die iranische Nachrichtenagentur Fars News Agency (FNA), die für
ihre regimefreundliche Propaganda und Desinformation bekannt ist, unter dem
Einfluss der Revolutionswächter: sie lehnt sich in Wortwahl und Sprache stark
an die Pasdaran-Wochenzeitschrift Sobh-e-Sadegh an, die Fars-Redaktions-
leitung und führende Redakteure sind alle frühere Kommandeure der Pasdaran,
die Geschäftsräume von Fars in Teheran sind Eigentum der Garden.
Der Einfluss der Garden bei Fars soll besonders während der Amtszeit Präsi-
dent Ahmadinedschads massiv zugenommen haben, was sich auch in der Ent-
lassung unabhängiger Reporter äußerte. Offiziell bestreitet Fars nach wie vor,
von der Regierung oder den Pasdaran kontrolliert zu werden.
Bei der Gründung der Revolutionsgarde hatte diese eine Größe von etwa
10.000 Mann. Durch den Ersten Golfkrieg übernahm die Garde bis Ende 1980
die Aufgabe, die regulären Truppen, die gerade 1/4 ihrer Kampfkraft aufbieten
konnten, zu verstärken. Bis zum Jahre 1988 betrug die Größe der Revolutions-
garde bis zu 300.000 Mann, seitdem sank die Mannschaftsstärke.
Die Truppenstärke der Pasdaran wurde laut Wikpedia im Jahr 2010 auf 125.000
Mann geschätzt. Die Revolutionsgarde unterhält eigenständige Truppenteile für
Heer, Luftwaffe und Marine (etwa 20.000 Mann) sowie Spezialeinheiten wie
die Quds-Einheit (Truppenstärke 5000 Mann) und die Ashura-Einheiten.
Die bekannteste Untergruppe der Revolutionsgarde ist die Freiwilligenmiliz
Basidsch-e Mostazafin, die im Ersten Golfkrieg Zehntausende Tote bei Selbst-
mordkommandos hinnahm und heute der Unterdrückung der Opposition dient.
Vermutlich verfügen die Garden über 21 Infanterie- und drei Pionier-Divi-
sionen sowie über 15 eigenständige Infanterie-Brigaden, 21 Flugabwehr-Bri-
gaden, insgesamt 42 gepanzerte, Artillerie- und ABC-Abwehrbrigaden.
Im Jahr 2003 erwarb die Luftwaffe der Pasdaran rund zehn Su-25 Frogfoot
zum Teil aus dem ausgelagerten oder erbeuteten Bestand der irakischen Luft-
waffe, zum Teil aus unbekannten Quellen.
Darüber hinaus befinden sich rund zehn Erdkampfflugzeuge des Typs Embraer
Super Tucano/ALX, bis zu 45 Pilatus PC-7-Ausbildungsflugzeuge und 20 Hub-
schrauber des Typs Mi-17 in ihrem Arsenal. Als Transportflugzeuge stehen 20
Yunshuji-12 und Dassault Falcon sowie 15 Iljuschin Il-76 aus irakischen Be-
ständen und zwölf Antonow An-74 zur Verfügung. Auch die iranischen Rake-
ten des Typs Shahab-3 unterstehen den Pasdaran.
Die Marine ist vor allem mit kleinen, wendigen, zum Teil nur mit Maschinen-
gewehren und von der Besatzung mitgeführten Panzerfäusten bewaffneten
Booten ausgerüstet, die eine „Guerilla-Taktik“ im Persischen Golf ermögli-
chen.
In dieser Abteilung ist auch die gesamte iranische Marineinfanterie von rund
5000 Mann enthalten. Ihr Schiffsarsenal umfasst rund 40 leichte Patrouillen-
boote und seit 2002 zehn chinesische Raketenschnellboote der Houdong-Klasse
mit rund 800 Raketen des Typs C-801.
Darüber hinaus betreiben die Pasdaran schätzungsweise fünf bis sieben
Abschusseinrichtungen für Seezielraketen an der Golfküste. Angeblich sind
diese zum Teil mit verbesserten Versionen der C-802 bestückt, die unter der
Bezeichnung Noor (Licht) firmieren. Die Ukraine hat zudem Anfang der 90er
Jahre dem Iran acht Anti-Schiffsraketen vom Typ SS-N-22 Sunburn geliefert.
2002 begann auch der Erwerb chinesischer Hochgeschwindigkeits-Raketen-
katamarane.
Spektakuläre Aktionen der Marineabteilung
29. November 2005: Donald Klein gerät während einer Angeltour mit einem
französischen Skipper angeblich in iranisches Sperrgebiet. Beide wurden
schließlich wegen illegalen Grenzübertritts zu 18 Monaten Haft verurteilt.
23. März 2007: 14 Soldaten und eine Soldatin der Royal Navy wurden von
den Pasdaran im Schatt al-Arab festgenommen, wodurch sich eine diplomati-
sche Krise entwickelte. Die Regierung in Teheran warf den britischen Soldaten
vor, in iranische Hoheitsgewässer eingedrungen zu sein. Nach britischer Dar-
stellung befanden sie sich dagegen in irakischen Gewässern. Irans Präsident
Mahmud Ahmadinedschad begnadigte die Soldaten und die Soldatin am 4.
April 2007.
6. Januar 2008: Ein Beinahe-Schusswechsel zwischen iranischen Schnell-
booten und Schiffen der US-Marine in der Straße von Hormus. Fünf Schnell-
boote der iranischen Revolutionsgarden hatten sich nach US-Militärangaben in
der Straße von Hormus drei amerikanischen Marineschiffen bedrohlich genä-
hert. In einem angeblichen Funkspruch wurde zudem damit gedroht, die Schiffe
in die Luft zu sprengen. Außerdem seien kastenförmige Gegenstände ins Was-
ser gelassen worden. Die US-Regierung sprach von einem ernsten Zwischenfall
während das iranische Außenministerium von einem gewöhnlichen und natür-
lichen Vorgang sprach.
Das vom Pentagon als Beweis vorgelegte Videomaterial bezeichnete ein Pas-
daran-Offizier als Fälschung. Fünf Tage nach dem Vorfall wurde vom Penta-
gon der Vorfall dahingehend relativiert, dass der Funkspruch mit der Drohung,
die amerikanischen Militärschiffe würden in wenigen Minuten explodieren,
nicht von den iranischen Schnellbooten hätte kommen können. Die Reaktion
der Iraner kam schnell. Auch sie veröffentlichten ein Video indem sie die
amerikanischen Anschuldigungen widerlegten. Zudem waren auf dem ameri-
kanischen Video die Funksprüche sehr undeutlich. Auf dem iranischen Video
konnte man eindeutig sehen, dass die Amerikaner ihre Geschütze nicht auf die
iranischen Boote richteten.
Im Rahmen des vom Iran beabsichtigten Revolutionsexports in den 1980er Jah-
ren wurden 1982 bis zu 2000 Kämpfer der iranischen Revolutionsgarde im Li-
banon stationiert, um die schiitischen Milizen während des Libanesischen Bür-
gerkriegs zu unterstützen und die Islamische Revolution nach iranischem Vor-
bild in den Libanon zu tragen.
Die Revolutionsgarde errichtete ihre Trainingslager in der Bekaa-Ebene, von
wo aus sie unter dem Namen „Hezbollah“ oder „Islamische Dschihad Orga-
nisation“ Operationen gegen die vorrückende israelische Armee im Süd-Li-
banon und den christlichen Falange-Milizen in Beirut ausführten.
Unter anderem wurden in der Scheich-Abdullah-Kaserne in Baalbek
libane-sische Kämpfer, die sich später zur Hisbollah formierten, von der
iranischen Revolutionsgarde militärisch und ideologisch ausgebildet. Die
im Libanon stationierten Revolutionsgarden unterstanden während der 1980er
Jahre Hodschatoleslam Ali Akbar Mohtaschami, der als iranischer Botschafter
im Syrien tätig war.
Weitere Kommandeure der Pasdaran im Libanon waren Mohsen Rafiqdust,
Ali-Reza Asgari und der derzeitige iranische Verteidigungsminister Mostafa
Mohammad Nadschar. Nach den Anschlägen auf die US-Botschaft und dem
Anschlag auf den US-Stützpunkt in Beirut 1983, die beide von iranischen Quts-
Brigaden organisiert und von der Hisbollah ausgeführt wurden, starteten die
Franzosen einen Luftschlag gegen Stellungen der iranischen Revolutionsgarden
im Bekaa-Tal.
Die Libanesische Hisbollah gilt als Unterorganisation der Revolutions-
garde und unterhält bis heute mehrere Angehörige der Pasdaran sowie rang-
hohe iranische Offiziere der Quds-Brigaden als Militärberater und Strategen in
ihren Reihen. Die Flagge der Hisbollah ist ebenfalls an dem der iranischen
Revolutionsgarde angelehnt und wurde im Iran entworfen.
Anschlag auf die Revolutionsgarde
Im Oktober 2009 kamen bei einem Selbstmordanschlag der sunnitischen Orga-
nisation Dschundollah (Brigade Gottes) mindestens 31 Menschen zu Tode,
darunter auch fünf ranghohe Kommandeure der Revolutionsgarde.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Iranische_Revolutionsgarde)
dort gibt es weitere Quellenangaben (Stand: April 2019)