Quelle:  Nelson Mandela, “Der lange Weg zur Freiheit”, 1997,
                       S.Fischer Verlag, 15. Auflage: Mai 2012, S.146 ff.
„Unter der Führung von Dr.Dadoo und G.M.Naicker, dem Präsidenten des Natal
Indian Congress, führte die indische Gemeinde eine Massenkampagne durch, die uns
durch ihre Organisation und ihr Engagement beeindruckte. Hausfrauen, Priester,
Ärzte, Rechtsanwälte, Händler, Studenten und Arbeiter reihten sich in die
vordersten Linien der Protestbewegung ein. Zwei Jahre vernachlässigten die
Menschen ihr eigenes Leben, um den Kampf aufzunehmen. Massenversammlungen
wurden abgehalten; Weißen vorbehaltenes Land wurde besetzt und von Streikposten
blockiert. Nicht weniger als zweitausend Freiwillige warf man ins Gefängnis, und
Dr.Dadoo und Dr.Naicker wurden zu je sechs Monaten Zwangsarbeit verurteilt.
Die Kampagne war auf die Inder beschränkt, und andere Gruppen wurden nicht zur
Teilnahme ermutigt. Trotzdem sprachen Dr.Xuma und andere afrikanische Führer
auf mehreren Versammlungen und sicherten gemeinsam mit der Jugendliga dem
Kampf der Inder ihre volle moralische Unterstützung zu. Die Regierung erließ
weitere harte Gesetze, um die Rebellion niederzuschlagen, doch wir in der Jugend-
liga und im ANC hatten als Zeugen erlebt, wie die Inder gegen die Rassenunter-
drückung eine außerordentliche Protestbewegung zustande gebracht hatten, auf eine
Weise, wie es den Afrikanern und dem ANC noch nie gelungen war.
Ismail Meer und J.N.Singh gaben ihr Studium auf, verabschiedeten sich von ihren
Famlien und gingen ins Gefängnis. Ahmed Kathrada, de noch die High School
besuchte, verhielt sich ebenso. Mit Ismail Meer besuchte ich häufig das Haus von
Amina Pahad, um bei ihr zu Mittag zu essen, und eines Tages legte diese
bezaubernde Frau plötzlich ihre Schürze ab und ging für ihre Überzeugung ins
Gefängnis. Falls ich die Bereitschaft der Inder, sich gegen Unterdrückung zu
erheben, jemals bezweifelt hatte, jetzt war das nicht mehr möglich.“