Weihnachten 2011 zeigte sich, dass Prinz Philipp nicht mehr der Jüngste war. Er
musste wegen einer verstopften Koronararterie operiert werden. Und so verkündete
er im Juni 2011, zu seinem 90.Geburtstag, dass er fortan „kürzertreten“ wollte
und seine Repräsentationsaufgaben deutlich reduzieren werde.
So kam es, dass erstmals auch Prinz Harry im März 2012 einen zehntägigen
Staatsbesuch in Belize, den Bahamas und Jamaika durchführen durfte, gefolgt
von einer Handelsmission nach Brasilien.
Dieser Staatsbesuch war nicht von vorneherein ein garantierter Erfolg, denn
Jamaikas republikanischer Premierminister hatte kurz zuvor für die Unabhäng-
igkeit vom britischen Königshaus plädiert.
Für Harry wurde dieser erste offizielle Staatsbesuch ein voller Erfolg. Der gutaus-
sehende, freundliche Prinz, der stets offen und entspannt wirkte, eroberte die
Herzen im Sturm, sodass eine regelrechte „Harry-Mania“ ausbrach.
Katie Nicholl schreibt zu diesem ersten offiziellen Staatsbesuch von Prinz Harry:
„Es lag nun an Harry zu beweisen, dass er das Zeug zum Staatsmann hatte. Sofort
nach seiner Landung in Belize wurde er nach Belize-Stadt gebracht, um dort den
Premierminister und andere Würdenträger zu treffen. In seinem maßgeschneider-
ten Anzug wirkte Harry wie gemacht für die Rolle, und er beeindruckte seine Gast-
geber mit seiner Begeisterung für das Land und die Kultur. Auf einer Straßenparty
trug er ein typisch belizisches Hemd, probierte den örtlichen Rum und zeigte zu
traditioneller kreolischer Musik sein Können auf der Tanzfläche. Sogar bei einem
so wichtigen, offiziellen Staatsbesuch wirkte Harry die meiste Zeit entspannt und
locker. Er war freundlich und selbstbewusst, und vor allem bereit, hart zu arbeiten.
Wenn man ihm zusah, wurde schnell deutlich, dass er sich in informellen Situati-
onen am wohlsten fühlte: wenn er sich niederkniete, um mit Kindern zu reden und
Witze zu machen. Harry hatte sich zwar deutlich darüber geäußert, dass ihm der
Promi-Aspekt des Prinzendaseins ganz und gar nicht gefiel, aber an seinen Star-
qualitäten gab es keinen Zweifel.
Während seines Besuchs in Nassau, der Hauptstadt der Bahamas, trug er zum
ersten Mal die Tropen-Galauniform der Blues and Royals. Mit seiner weißen Uni-
formjacke und den dunklen Hosen mit dem typischen Seitenstreifen, die Brust
voller Orden – darunter auch der „Diamond Jubilee“-Orden der Queen, den Harry
mit ihrer besonderen Erlaubnis tragen durfte – war er von Kopf bis Fuß ein echter
Prinz.
„Ich habe mich sofort in Prinz Harry verknallt, er ist total süß“, verkündete Anas-
tasia Pierre, die 23-jährige amtierende Miss Bahamas. „Es freut uns sehr, dass
Prinz Harry uns besucht.“
Die „Harry-Mania“ verbreitete sich in der gesamten Karibik, in der der
Prinz ein Riesenhit war. Er schrieb seine Reden selbst, und als er in Nassau
eine Ausstellung zum diamantenen Thronjubiläum der Königin eröffnete, sprach
er davon, wie stolz es ihn machte, dieses Land im Namen seiner Großmutter besu-
chen zu dürfen. Er sagte, seit ihrem ersten Besuch 1966 seien die Bahamas „ein
ganz besonderer Ort für Ihre Majestät.“ Als Harry mit den Worten schloss, er
hoffe, dies sei nur sein erster Besuch von vielen, jubelte die Menge begeistert.
In Kingston, der Hauptstadt Jamaikas, schaffte Harry das scheinbar Unmögliche:
Er bezauberte Premierministerin Portia Simpson Miller mit seinem Charme. Er
küsste sie zweimal auf beide Wangen und nannte sie scherzhaft sein „Date für
heute Abend.“ In einem Interview mit CNN musste die Premierministerin zuge-
ben, dass Harry ihr Herz gewonnen hatte. „Wir sind alle ein bisschen in ihn
verliebt, er ist ein wunderbarer Mensch“, strahlte sie. (S.160ff.*)
Dass Harry imstande war, die Menschen zu begeistern, lag sicher auch an seiner
lockeren, humorvollen Art. So sorgte er für eine spaßige Showeinlage, als er den
Sprinter Usain Bolt zu einem spontanen Wettrennen über dreißig Meter herausfor-
derte.
Es war kurz vor der Olympiade 2012 und Harry und seine Gastgeber scherzten
miteinander darüber, wer wohl mehr Medaillen gewinnen würde: Großbritannien
oder Jamaika. „Hoffentlich holen wir uns ein paar Goldmedaillen mehr als ihr“,
schmunzelte Harry, ein Botschafter der Spiele, als er ein paar der jamaikanischen
Athleten traf, die an den Spielen teilnehmen würden.
Im Wettkampf mit Usain Bolt musste sich Harry etwas ausdenken. Er wartete, bis
Uain ihm den Rücken zukehrte, und rannte dann los, so schnell er konnte. Der er-
staunte Bolt blieb weit hinter ihm zurück. Als Harry mit triumphierend in die Luft
gestreckte Armen die Ziellinie überquerte und breitem Grinsen Usains berühmte
„Blitz“-Pose einnahm, fragte Bolt fassungslos: „Was war denn das?“ Danach for-
derte er den Prinzen zu einer Revanche bei der Londoner Olympiade auf. „Sorry,
da muss ich arbeiten“, witzelte Harry.
Der Hoffotograpf Chris Jackson, der diesen Moment mit der Kamera festgehalten
hatte, erinnert sich: „Es war spontan und lustig. Harry war enorm entspannt, ob-
wohl ein riesiger Druck auf ihm gelastet haben muss, denn dies war schließlich
sein erster Staatsbesuch. Er schaffte es, selbst den förmlichsten Situationen ein
bisschen Spaß und Leichtigkeit zu verleihen. Wir schoben das auf die sogenannte
Harry-Magie.“ (S.162*)
Sogar von den sonst so kritischen Medien wurde Harrys Staatsbesuch gelobt. Die
britischen Zeitungen beschrieben Harrys Reise als „Großen Durchbruch eines mo-
dernen Prinzen“. Und ein Mitglied des Hofes kommentierte damals: „Er verbindet
Fleiß, emotionale Intelligenz, Flexibilität, Gutmütigkeit und Energie, um diese
Staatsbesuche zu Erfolgen zu machen. Im Laufe der Jahre hat er von seinem Vater,
seiner Mutter, der Queen und seinem Bruder viel gelernt, und sie alle haben ihn gut
beraten.“ (S.163*)