„An einer Goldmine ist nichts Magisches. Sie ist ein öder, pockennarbiger Ort,
überall Dreck und nirgends Bäume; auf allen Seiten abgesperrt, ähnelt sie einem
Schlachtfeld. Der Lärm war gewaltig und allgegenwärtig: das Rasseln von den
Aufzugsschächten, das Rattern der Bohrmaschinen, das ferne Rumpeln des
Dynamits, die gebellten Befehle. Wohin ich auch blickte, überall sah ich schwarze
Männer in staubigen Overalls, müde und krumme Gestalten. Sie wohnten auf dem
Gelände der Mine in öden Baracken nur für Männer, mit Hunderten von
Betonpritschen, die nur wenige Zentimeter voneinander getrennt waren.
Die Goldförderung auf dem Witwatersrand war eine kostspielige Angelegenheit, weil
das Erz nur in geringem Maße Gold enthielt und tief unter der Erde lag.
Profitabel war die Goldförderung nur durch das Vorhandensein billiger Arbeitskräfte
in Gestalt von Tausenden unentwegt schuftenden Afrikanern, die lange Stunden für
wenig Geld arbeiteten und keine Rechte besaßen - so wurde die Goldförderung
profitträchtig für die sogenannten Mining Houses - Gesellschaften in weisser Hand,
die auf dem Rücken von Afrikanern reich wurden, weit über die Träume eines Krösus
hinaus.
Nie zuvor hatte ich ein solches Unternehmen gesehen, so große Maschinen, eine
solche methodische Organisation und solch zermürbende Arbeit. Hier sah ich zum
erstenmal den südafrikanischen Kapitalismus in Aktion, und ich wusste, dass ich
hier eine neue Art von Erziehung erhalten würde.“
Quelle: Nelson Mandela, “Der lange Weg zur Freiheit”, 1997,
S.Fischer Verlag, 15. Auflage: Mai 2012, S.91 ff.