Nicht alle "Gelbwesten" protestieren in Paris, auch in der Provinz gibt es
Protestaktionen. Was macht die Menschen bloß so wütend?
Ein schwerer Lkw fährt durch den Kreisverkehr vor Soissons im Nordosten Frank-
reichs. Der Fahrer hupt. Er unterstützt die Proteste der "Gelbwesten", obwohl er
mindestens eine Stunde im Stau stand. Ein Mann ist auf dem Weg zur Arbeit. "Das
ist schon legitim, was die machen", sagt er, "es wird nur nichts bringen."
Das glauben Yvette und Chantal ganz und gar nicht. Die beiden Rentnerinnen, 72
Jahre, stehen am Kreisverkehr, sie tragen "Gelbwesten", ein fester Blick: "Wir sind
gegen diese Regierung, wir haben unsere Forderungen gestellt", sagen sie. "Wenn
die Regierung die nicht erfüllt, dann bleiben wir hier, bis Weihnachten und
länger." Ihre Kinder und Enkel sollen es besser haben.
Yvette bekommt 1000 Euro Rente im Monat. Sie will sich nicht beklagen. Auch
die Kälte mache ihr nichts aus. "Wir machen Feuer, und da hinten gibt es eine
Hütte, wir weichen nicht."
"Schauen Sie sich doch mal diese Leute an der Regierung an, wie die sich die
Taschen vollstopfen", schimpft Alain, "und dann dieser Präsident, dieser arrogante
Kerl, der uns verachtet und als Nichtsnutze beschimpft, die sind alle sowas von
hochnäsig und hören uns einfach nicht zu" Alain würde den Präsidenten am
liebsten in die Wüste schicken, er glaubt ihm kein Wort.
"Es reicht, wir haben jahrelang die Linken gewählt, die Rechten, und jetzt sitzen
wir in der Scheiße." Für wen er bei der letzten Wahl gestimmt hat? "Ich habe die
Extremen gewählt, also nicht die Extremen, Marine Le Pen. 50 Jahre haben uns die
anderen das Blaue vom Himmel versprochen, und nichts ist passiert."
Am Kreisverkehr sammelt sich das einfache Frankreich, das Frankreich der Dörfer,
das sich der Digitalisierung und der Globalisierung hilflos ausgeliefert sieht, dem
eine gemeinsame Idee von Frankreich abhandengekommen ist.
Die gelben Westen bieten eine neue Heimat: "Wir haben seit dem 17. November
ständig neue Leute kennengelernt", schwärmt die 30-jährige Amelie. Sie steht an
einer Tonne, in der Holz brennt und wärmt sich. "Wir sind eine große Familie,
trotzen Wind und Wetter, das ist herzlich hier und gesellig, das ist das Wichtigste."
"Das gallische Volk", steht auf einer Hütte auf einem Schild. Es ist ein
kriegerisches Volk, hier wollen sie nicht weichen, sondern sich organisieren.
Gerade haben sie einen Sprecher gewählt: Frederic, 42, ehemals Lkw-Fahrer.
"Macron sollte zurücktreten, der ist kein legitimer Präsident."
Wer könnte ihn ersetzen? "Jemand, der das Volk im Blick hat und zwar mehr als
Europa, der mehr an Frankreich, an die Franzosen denkt."
Quelle und gesamter Artikel: https://www.tagesschau.de/ausland/gelbwesten-125.html
Hier nochmals die Forderungen der “Gelbwesten” im Detail...