Wie recht er damit hatte, enthüllte während des Ersten Weltkriegs ein    
US-Kongressabgeordneter. Oscar Callaway, ein eigenwilliger konservativer
Kongress-abgeordneter aus Texas, gab im Februar 1917, zwei Wochen bevor
Präsident Woodrow Wilson den Kongress zur Kriegserklärung gegen
Deutschland aufrief, vor dem US-Repräsentantenhaus zu Protokoll:
„Im März 1915 brachten die Leiter der zu J.P.Morgan gehörigen Unter-
nehmen – die großen Bosse aus Stahlindustrie, Schiffsbau und Rüstung –
zwölf hochrangige Köpfe aus der Zeitungswelt zusammen und gaben ihnen
den Auftrag, die einfluss-reichsten Zeitungen in den Vereinigten Staaten
auszusuchen, und zwar so viele, dass sie die Politik der Tagespresse generell
beherrschten … Sie erachteten es als ausreichend, sich die Kontrolle über 25
der größten Zeitungen zu erkaufen … Es kam zu einer Einigung: die politi-
sche Linie der Zeitungen wurde gekauft, bezahlt werden sollte monatlich;
jede Zeitung erhielt einen Chefredakteur, der die Aufsicht über die Bericht-
erstattung zu Einsatzbereitschaft, Militarismus, Finanzpolitik und anderen
Fragen von nationaler und internationaler Bedeutung führen sollte, die als
zentral für die Interessen der Käufer (J.P.Morgan & Co – W.E.) galten.“
Callaway fuhr in seiner Beschreibung fort, wie J.P.Morgan  & Company
durch seine Kontrolle über  einige wenige ausgewählte, einflussreiche
Zeitungen die öffentliche Meinung in den USA beherrschte: „Dieser Vertrag
existiert für die heutige Zeit, und ihm gemäß werden die Nachrichtenspalten
der Tagespresse gefüllt mit Argumenten für Einsatzbereitschaft sowie
Falschdarstellungen über den derzeitigen Zustand von Armee und Marine
der Vereinigten Staaten und über die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit,
dass die USA durch das feindliche Ausland angegriffen werden.
Dazu gehörte es auch, alles zu unterdrücken, was den Wünschen der
Auftraggeber  zuwiderlief. Wie sorgsam diese Anordnung eingehalten wird,
zeigt sich an der Berichterstattung der Tagespresse im ganzen Land seit
März 1915. Sie setzen jedes Mittel ein, um öffentlich Stimmung zu machen
und den Kongress zu zwingen, immense Beschaffungen für Army und Navy
zu bewilligen, immer unter dem Vorwand der Notwendigkeit. Ihr Stand-
ardargument lautet, dies sei „Patriotismus“. Sie nutzen jedes nur erdenkliche
Vorurteil und jede Passion des amerikanischen Volkes.“
J.P.Morgan & Company wurde 1915 zum offiziellen Financier der britischen
und französischen Regierung bei der Beschaffung amerikanischen Kriegs-
geräts von US-Firmen – ein direkter Verstoß gegen Woodrow Wilsons
zynische Zusicherung strikter Neutralität. Auch Wilson war ein Lügner,   
ein mörderischer Lügner, denn er wusste ganz genau, was Morgan tat. (...)
Morgans von den amerikanischen Medien verbreitete Lügen verführten
Amerika dazu, sich wider besseren Wissen einzureden, was in Morgans
lügnerischer Presse zu lesen war: Das Deutsche Reich bedrohe ihre Existenz,
deshalb sei es gerecht-fertigt, die eigenen Söhne auf das Schlachtfeld in
Frankreich zu schicken, um dort für ihr Land zu sterben. In wahrer Selbst-
hypnose glaubten sie selbst an die Lüge, es sei, wie Wilson sagte, „ein Krieg,
der die Welt zu einem sicheren Ort für die Demokratie macht.“
Dieser eingängige Slogan war eine zynische Lüge, verbreitet von The
Inquirey, einer geheimen Gruppe von Beratern um Präsident Wilson. Ihre
Mitglieder, darunter Edward Bernays und Amerikas führender Journalist
Walter Lippmann, entwickelten die Propagandaoffensive, um das Land für
den Krieg zu gewinnen.
Niemand machte sich die Mühe zu fragen, was das noble Ziel eigentlich sein
sollte, „die Welt zu einem sicheren Ort für die Demokratie zu machen“.
Hätte es jemand getan, er hätte gemerkt, dass es in Wirklichkeit darum ging,
für das amerikanische Bankhaus J.P.Morgan & Co. Auf den Leichen der
Kriegsopfer in Europa – Deutschen, Franzosen, Italienern, Engländern,
Belgiern, Polen, Russen – ein europäisches Imperium zu errichten. Die
bezahlten Lügen amerikanischer Journalisten machten Morgans Krieg um
die Herrschaft über Europa möglich.“
Quelle: F.William Engdahl, “Die Denkfabriken - Wie eine unsichtbare
              Macht Politik und Mainstream-Medien manipuliert.”
               2015, Kopp Verlag, S.17ff.