Gazastreifen
Der Gazastreifen (arabisch Ġazza, hebräisch Retzuat 'Asa, seltener
auch Gasastreifen) ist ein Küstengebiet am östlichen Mittelmeer
zwischen Israel und Ägypten mit Gaza-Stadt als Zentrum. Der
Gazastreifen hat circa 1,7 Millionen Einwohner.
Der Gazastreifen ist Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete
und steht im Inneren formal unter Verwaltung der Palästinensischen
Autonomiebehörde.
Den Namen „Gazastreifen“ und seine geographische Form erhielt er
nach dem ersten arabisch-israelischen Krieg 1948/49, als Israel und
Ägypten ein Waffenstillstandsabkommen unterzeichneten.
Seit 2007 wird der Gazastreifen von der islamistischen Hamas 
kontrolliert. Israel nimmt die Kontrolle der Außengrenzen auf der
nördlichen und östlichen Landseite, der westlichen Seeseite sowie
die indirekte Kontrolle des Personenverkehrs über Videoschaltung
auf der Südseite (in Zusammenarbeit mit Ägypten und der
Europäischen Union) wahr. Auch in der Wasser- und Stromver-
sorgung sowie der Telekommunikation ist der Gazastreifen von
ausländischer Hilfe sowie der Autonomiebehörde abhängig.
Der Gazastreifen besteht, wie die ganze Mittelmeerküste Palästinas, hauptsächlich
aus Sand und Dünen. Lediglich 14 Prozent der Fläche sind für die Landwirtschaft
nutzbar. Seine Länge beträgt 40 km, die Breite zwischen 6 km und 14 km und die
Fläche 360 km². Der Gazastreifen ist damit etwas kleiner als das deutsche
Bundesland Bremen oder die österreichische Hauptstadt Wien bzw. etwas größer
als die unabhängigen Staaten Malta und Grenada. Die mit 105 Metern über dem
Meer höchste Erhebung ist der Abu Auda. Im jährlichen Durchschnitt regnet es
zwischen 150 mm bis 450 mm, allerdings besitzt das Gebiet reichlich
Grundwasser.
Im Süden grenzt der Streifen an den ägyptischen Sinai, im Norden und Osten an
Israel. Das Mittelmeer im Westen wird von Israel kontrolliert. Die Landgrenzen
sind von einem Zaun umgeben.
Im Gazastreifen liegen folgende Städte: Gaza-Stadt, Chan Yunis, Dair al-Balah,
Rafah, Bait Lahiya und Dschabaliya. Bis zur Räumung der jüdischen Siedlungen
(siehe unten) im August 2005 lebten im Gazastreifen etwa 8500 Israelis in 21
jüdischen Siedlungen innerhalb der jüdischen Enklaven.
Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon setzte 2005, nach langen
innenpolitischen Auseinandersetzungen, den Abzug der Israelis aus dem
Gazastreifen – verbunden mit dem Abbau aller israelischen Siedlungen – durch.
Trotz heftiger gesellschaftlicher und politischer Auseinandersetzungen im Vorfeld
leitete Israel am 15. August 2005 schließlich den Abzug aus dem Gazastreifen mit
einem Einreise- und Aufenthaltsverbot für israelische Zivilisten ein.  Damit endete
nach 38 Jahren die Präsenz der Israelis im Gazastreifen, während die Grenzen bis
auf die zu Ägypten nach wie vor unter israelischer Kontrolle verblieben.
Der Abzug wurde von den Palästinensern teils frenetisch mit Freudenschüssen und
Autokorsos gefeiert. Allerdings kam es auch zu Zwischenfällen. So steckten
Palästinenser in mehreren früheren israelischen Siedlungen die Synagogen der
Siedler in Brand, die als einzige Gebäude unzerstört zurückgelassen wurden.
Es folgten heftige innerarabische Kampfhandlungen vereinzelter arabischer Klans
und der Bewegungen Hamas und Fatah untereinander. Der Kampf um die von den
Israelis freigegebenen Gebiete wurde blutig ausgetragen, viele Hundert arabische
Zivilisten starben. Zugleich nahmen die Anschläge auf israelisches Territorium zu,
vermehrt wurden Raketen und Anschläge registriert. Der Aufbau der arabischen
Infrastruktur lahmte weiterhin.
Israels Premier Ariel Scharon hatte am 25. Dezember 2005 die Streitkräfte
angewiesen, Raketenangriffe militanter Palästinenser vom Gazastreifen aus auf
israelische Städte zu unterbinden. Dazu sollte eine 2,5 Kilometer breite Sperrzone
im nördlichen Gazastreifen eingerichtet werden. Diese durfte von Palästinensern
nicht betreten werden.
2006–2007
Im Januar 2006 gewann die Hamas bei den Parlamentswahlen der Palästinen-
sischen Autonomiegebiete mit 76 von 132 Sitzen die absolute Mehrheit. Aufgrund
anschließender internationaler Isolation, die neben einem Stopp der Finanzhilfen
der USA und der EU an die Autonomiebehörde auch Einbehaltung von palästinen-
sischen Steuereinnahmen durch Israel beinhaltete, war die Hamas jedoch
gezwungen, im September 2006 in eine Regierung der Nationalen Einheit mit der
verfeindeten Fatah einzuwilligen.
Die Spannungen zwischen der islamistischen Hamas und der religiös gemäßigteren
aber mit Korruptionsvorwürfen belasteten Fatah hielten jedoch an und erreichten
im Juni 2007 einen neuen Höhepunkt. Im Kampf um Gaza gelang es der Hamas,
die Fatah aus dem Gazastreifen zu vertreiben.
Präsident Mahmud Abbas setzte am 17. Juni 2007 eine neue Regierung unter
Salam Fayyad ein. Dabei wurde er von den USA, der EU, aber auch von der
Arabischen Liga unterstützt. Die Hamas lehnte die neue Regierung ab, ohne jedoch
auf den alleinigen Machtanspruch im Gazastreifen zu verzichten, den sie seitdem
faktisch regiert. In der internationalen Presse wurde der Gazastreifen seitdem
spöttisch mit dem Schlagwort „Hamastan“ bezeichnet.
Am 19. September 2007 erklärte die israelische Regierung den Gazastreifen zum
„feindlichen Gebiet“, um „so den Druck auf die Hamas (zu) erhöhen, damit diese
die inzwischen fast täglichen Raketenangriffe aus dem palästinensischen
Autonomiegebiet unterbindet“. Daher sollte unter anderem die Versorgung des
Gazastreifens mit Elektrizität eingeschränkt werden. Ziel dieser Maßnahmen sei
die Schwächung der Hamas. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen forderte
daraufhin Israel auf, den Beschluss zu überdenken. Israel habe Verpflichtungen
gegenüber der Zivilbevölkerung und dürfe nicht Menschenrechte missachten.
Seit einigen Jahren kommt es im Gazastreifen auch wiederholt zu Bomben-
anschlägen islamistischer Extremisten auf die Einrichtungen der christlichen
Minderheit unter den Palästinensern; dabei wurden u. a. eine Bibliothek sowie
Geschäfte und Internetcafés zerstört.
Am 27. Dezember 2008 begann die israelische Armee als Reaktion auf den
fortwährenden Raketenbeschuss Israels durch die Hamas die Operation
Gegossenes Blei. Begleitet wurde diese militärische Aktion von Bombenangriffen
auf Gebäude, in denen Angehörige der Hamas vermutet wurden. Dabei kamen
mehrere hundert Zivilisten ums Leben, mehrere Tausend wurden während der
Luftangriffe verletzt, sodass Krankenhäuser überfüllt waren und die medizinische
Versorgung erschwert wurde. Die Operation wurde durch einseitige Waffenstill-
standserklärungen durch Israel vom 17. Januar 2009 für zehn Tage und von Hamas
vom 18. Januar 2009 für sieben Tage vorläufig beendet. Israel zog seine letzten
Truppen am Dienstag, dem 21. Januar 2009 ab.
 Am 15. August 2009 rief Abdel-Latif Mussa, der Führer der al-Qaida
nahestehenden Splittergruppe Dschund Ansar Allah, in Rafah ein „Islamisches
Emirat“ aus. Bereits zuvor hatte die Gruppe der Hamas Nachgiebigkeit im Bezug
auf die Durchsetzung der Scharia-Vorschriften vorgeworfen. Im Anschluss daran
kam es zu einem mehrstündigen Feuergefecht zwischen Angehörigen dieser
Gruppierung und Einheiten der Qassam-Brigaden, in dessen Verlauf Mussa sowie
27 weitere Personen, darunter nach amtlichen Angaben sechs Polizisten und zwei
unbeteiligte Zivilisten, getötet wurden.
Bevölkerung
Der Gazastreifen hatte 2012 eine Bevölkerungszahl von circa 1,7 Millionen
Menschen. Das Territorium hat mit rund 5000 Einwohnern pro Quadratkilometer
die Bevölkerungsdichte eines städtischen Verdichtungsgebiets. Der Gazastreifen
ist damit in Bezug auf die Bevölkerungsdichte mit den Städten München (4440
Ew/km²) und Berlin (3942 Ew/km²) vergleichbar, den beiden am dichtesten
besiedelten Städten Deutschlands.
Zwei Drittel bis drei Viertel der Bevölkerung sind Flüchtlinge, die vor dem
Palästinakrieg vor allem in Jaffa und Umgebung lebten, und deren Nachkommen.
Davon leben etwa 492.000 in den acht von der UNRWA verwalteten Lagern.  
Damit leben 22,42 % aller von der UNRWA registrierten palästinensischen
Flüchtlinge im Gazastreifen. Die Bevölkerungsdichte dieser Lager gehört zu den
höchsten der Welt; so leben in dem Lager Beach bei der Stadt Gaza 80.688
Menschen auf einer Fläche von weniger als einem Quadratkilometer (zum
Vergleich: Mumbai 31.214; Gaza-Stadt 14.658; Tokio 13.650; New York 10.532).
Die Geburtenrate und das Bevölkerungswachstum ist eine der höchsten weltweit.
Über die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt, und die Bevölkerungszahl
verdoppelt sich bei der derzeitigen Wachstumsrate etwa alle 15 bis 20 Jahre. Die
Lebenserwartung liegt bei 74,16 Jahren, für Männer bei 72,48 Jahren und für
Frauen bei 75,95 Jahren. Das Durchschnittsalter beträgt 17,9 Jahre (Stand 2012).
Ein Grund für die Zunahme der Bevölkerungsdichte ist auch die Unmöglichkeit,
seinen Wohnsitz ins Westjordanland zu verlegen. Israel gestattet momentan nicht
einmal den temporären Aufenthalt z.B. für Studenten aus Gaza, die in Bir Zait
studieren wollen. Ausnahmen gibt es nur für 16 Personengruppen z.B. Sportler der
palästinensischen Nationalmannschaften für gemeinsames Training und Bewerbe.
Andererseits sehen viele Wissenschaftler in einem Bevölkerungsaustausch
zwischen den palästinenschen Gebieten die Lösung.
Nach Berechnungen der FAO lebten im Jahr 2006 81 % der 1,5 Millionen
Einwohner des Gazastreifens ebenso wie 59 % der 2,4 Millionen Einwohner des
Westjordanlandes unterhalb der Armutsgrenze. Nach FAO-Angaben waren 70 %
der Bevölkerung im Gazastreifen nicht in der Lage, ihren täglichen Nahrungs-
mittelbedarf ohne zusätzliche Hilfe zu decken und hatten nur 2–3 Stunden pro Tag
Zugang zu Wasser.[48] Seit 1949 ist der Gazastreifen wesentlich auf die Versorgung
durch die UNRWA angewiesen. So versorgte die UNRWA Ende 2012 etwa die
Hälfte der Bevölkerung mit Lebensmitteln.[49] Eine Gesundheitsstudie der WHO
vom Juli 2009 kam zu dem Ergebnis, dass Untergewichtigkeit von Säuglingen (1,2
%) und Kindern bis 16 Jahren (1,4 %) im Gazastreifen leicht rückläufig sei und auf
einem akzeptablen Niveau liege, während Übergewichtigkeit von Kindern
zwischen 10 und 16 Jahren mit 15,9 % eine „hohe Verbreitung“ („high
prevalence“) aufweise. Die Studie vermutet als Gründe Bewegungsmangel und
unausgewogene Ernährung.
Seit dem Sechstagekrieg steht der Gazastreifen unter direkter, seit dem Rückzug
des israelischen Militärs und der Schließung israelischer Siedlungen im Jahr 2005
unter indirekter Kontrolle Israels. Israel, aber auch das Nachbarland Ägypten
schränkten den Personen- und Warenverkehr in der Vergangenheit immer wieder
ein und ließen ihn zeitweise gänzlich zum Erliegen kommen, was immer wieder zu
Engpässen in der Versorgung führte und somit die dortige Wirtschaft und den
Arbeitsmarkt zumindest teilweise zusammenbrechen ließ.
Die Industrie des Gazastreifens besteht aus meist kleinen Familienbetrieben, in
denen Textilien, Seife, Schnitzereien aus Olivenholz und Souvenirs aus Perlmutt
hergestellt werden. Die Israelis haben einige moderne industrielle Kleinbetriebe
aufgebaut. Elektrizität wird aus Israel geliefert (welche teilweise unterbrochen und
nur 6 Stunden am Tag geliefert wird). Die wichtigsten Agrarprodukte sind Oliven,
Zitrusfrüchte, Gemüse, Rindfleisch und Molkereiprodukte. Haupt-Ausfuhrartikel
sind Zitrusfrüchte und Schnittblumen, Haupteinfuhrartikel sind Lebensmittel,
Konsumgüter und Baustoffe. Die wichtigsten Handelspartner des Gazastreifens
sind Israel, Ägypten und das Westjordanland
Israelische Siedler hatten während der Zeit ihrer Anwesenheit im Gazastreifen
viele Treibhäuser errichtet und experimentierten mit neuen landwirtschaftlichen
Verfahren. Die Treibhäuser boten Hunderten von Palästinensern Arbeitsplätze. Als
sich die Israelis im Sommer 2005 aus dem Gazastreifen zurückzogen, kaufte die
Weltbank die Treibhäuser und stellte sie den Menschen im Gazastreifen zur
Verfügung, um ihre Wirtschaft anzukurbeln. Wenngleich es auch an einigen Orten
zu Plünderungen und Vandalismus kam, werden nun die meisten dieser
Treibhäuser von palästinensischen Farmern benutzt.
Die durch israelische und ägyptische Grenzschließungen bewirkte wirtschaftliche
Abschnürung, die inzwischen praktisch unterbundenen Zahlungsüberweisungen
über Banken von und an Regierungsstellen in Gaza wegen der weitgehenden
internationalen Isolierung des Hamas-Regimes, der Konflikt mit der im
Westjordanland regierenden Fatah und die mit Angriffen mit Katjuscha-Raketen
begründeten israelischen Militäraktionen haben das Wirtschaftsleben inzwischen
weitgehend zum Stillstand gebracht. Der Gazastreifen ist von Hilfslieferungen
internationaler humanitärer Organisationen und einzelner ausländischer Staaten
sowie vom Schmuggel abhängig, der vor allem über die Sinai-Halbinsel
abgewickelt wird.
Sperrzonen und Grenzübergänge
Die Landgrenzen zu Ägypten und Israel sind mit einem Sicherheitszaun gesichert.
Durch eine von Israel hinter dem Zaun deklarierte 200 bis 300 Meter breite
Sicherheitszone, die nicht betreten werden darf, können 62,6 km² meist
landwirtschaftliche Fläche nicht genutzt werden.
Luft- und Seezugänge
Daneben kontrolliert Israel weiterhin mit seiner Armee den gesamten Zugang zum
Gazastreifen über die Luft (bestehender Flughafen Gaza von Israel teilweise
zerstört und Wiederaufnahme von Flugverbindungen ohne Zustimmung Israels
nicht möglich) und zur See (Bau eines Hochseehafens bzw. Aufnahme
entsprechender Schiffsverbindungen ohne israelische Zustimmung nicht möglich).
Tunnel
Neben den offiziellen Grenzübergängen gibt es ca. 800 Schmugglertunnel
zwischen Ägypten und dem Gazastreifen.
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie,
             dort gibt es weitere Quellenangaben
 
Sandstrand von Gaza
Blick auf Gaza-Stadt (2007)