Sabatina James schreibt dazu: „Langsam scheint die Politik zu begreifen, dass
sämtliche Ideen und Maßnahmen zur Förderung der Integration auf Fehlannahmen
beruhten und dass sich ein großer Teil der muslimischen Migranten immer stärker
in eigene Stadtviertel und Moscheen zurückzieht. Jetzt versucht sie das Problem
mit Pauschalumarmungen zu überwinden, indem sie den Deutschen nahelegt, den
Islam zu verstehen, er sei einfach etwas anders, vielleicht gar bunter?
Damit geht ein Wunsch der muslimischen Verbände in Erfüllung, denn sie fordern
seit langer Zeit, dass Deutsche sich mehr Islamverständnis aneignen sollten. Ein
Beispiel dafür liefert die DITIB, die sich mit der Einführung von Islamunterricht
für Muslime an deutschen Schulen nicht zufriedengibt, sondern auch interreligiöse
Kompetenz bei Deutschen einfordert: „Die Kinder werden dazu gar nicht befähigt,
weil sie in der Schule nichts über die Einwanderer in Deutschland lernen. Hier
müssten die Lehrpläne ergänzt werden.“
Zwar lobte der DITIB-Vertreter Selcuk Dogruer die hessische Landesregierung für
die geplante Einführung des islamischen Religionsunterrichts an Grund-
schulen, kritisierte laut Welt im September 2012 aber: „Die nichtmuslimischen
Kinder betrifft das nicht.“
Derlei Statements wecken unangenehme Erinnerungen – etwa an Kenan Kolat,
den  Leiter einer türkischen Gemeinde in Deutschland. War es nicht Kolat, der vor
einigen Jahren Kritik an den Lehrplänen äußerte, weil sie den Völkermord an den
Armeniern thematisierten? Dies „gefährde den inneren Frieden“ türkischer Schüler
und könnte diese unter „psychologischen Druck“ setzen. Ja, so manche historische
Tatsachen sind offensichtlich nur mit viel psychischem Schmerz zu ertragen!  Da-
gegen klingt mehr Islamkompetenz bei deutschen Kindern schon fast therapeu-
tisch!
Wäre es da nicht hilfreicher, an Türken und andere Muslime zu appellieren,
die Chancen, die Deutschland ihnen bietet, zu nutzen? Ist es nicht sinnvoller,
die Imame, Islamgelehrten und islamistischen Eltern zu therapieren, die, durch den
Koran  inspiriert, ihre Kinder von klein auf vor einem ungläubigen und aller Werte
baren Volk warnen und somit einen tiefen Spalt innerhalb der Gesellschaft schaf-
fen? Vielleicht gibt es aber auch nur ein Problem bei der Übersetzung des Begriffs
„Integration“. So mancher Islamfunktionär versteht darunter nämlich nur lamen-
tieren und fordern. (S. 106ff.)
Quelle: Sabatina James, „Scharia in Deutschland -  Wenn die Gesetze des Islam
            das Recht brechen“, Knaur Taschenbuch, September 2015