Euro-Islam ist ein Begriff, der 1991 von Bassam Tibi in die wissenschaftliche
Diskussion eingeführt wurde und eine bestimmte säkularisierte Form des Islams
beschreibt, die sich dadurch herausbilden soll, dass in Europa lebende Muslime
Pflichten und Prinzipien des Islam mit Werten der modernen europäischen Kultur
kombinieren.
In der Folgezeit wurde das Konzept in den westlichen Ländern viel diskutiert.
Bassam Tibi griff das Konzept 2002 erneut auf und warb für den „Euro-Islam“ als
integrationspolitischen Weg.
Später wurde der Begriff „Euro-Islam“ auch für die reform-salafistische Position 
von Tariq Ramadan verwendet.
Bassam Tibis „Euro-Islam“
Bassam Tibi versteht unter Euro-Islam eine europäisch-islamische Synthese im
Rahmen der Europäisierung des Islam und darüber hinaus auch den Abschied von
der Schari'a und Dschihad, welche die Integration von Muslimen in Europa
behindern.
Euro-Islam bedeutet für ihn, dass in Europa lebende Muslime die Trennung von
Religion und Staat akzeptieren. Als Gegensatz dazu sieht er als Konfliktszenario
eine Ghettoisierung der Muslime mit ungeheurem Gewaltpotential für das 21.
Jahrhundert. Der Euro-Islam bietet seiner Auffassung nach in der globalen Migra-
tionskrise eine Alternative zum Ghetto-Islam, der von seiner Enklave aus lang-
fristig auf eine Islamisierung Europas abzielt.
Um einen Erfolg der Integration der Muslime im Sinne des „Euro-Islam“ zu
sichern, ist nach Tibi auch ein Mitwirken der europäischen Politik notwendig. Sie
müsse klare Leitlinien für den Integrationsprozess setzen, indem sie Personen wie
Tariq Ramadan und Nadeem Elyas nicht als Vertreter eines europäischen Islam
anerkenne, und sie müsse nach dem Vorbild Frankreichs den Euro-Islam und seine
Vertreter gegen reform- und integrationsfeindliche Kräfte unter den Muslimen
fördern.
Verwendung für die Position Tariq Ramadans
Johannes Twardella verwendete den Begriff „Euro-Islam“ 2006 für die Position
des islamischen Intellektuellen Tariq Ramadan, der ebenfalls für eine neue
europäisch-muslimische kulturelle Identität eintritt. 
In seinem Buch „Muslimsein im Westen“ forderte Ramadan die Partizipation am
gesellschaftlichen Leben sowie kulturelle Projekte im Einklang mit der europäi-
schen Kultur und der muslimischen Ethik.
Um seine Auffassung der Stellung des Islam in Europa zu verdeutlichen, prägte er
den Neologismus Dar asch-Schahada (Gebiet des Glaubensbekenntnisses), das
unter der Bedingung der Religionsfreiheit den traditionellen Gegensatz zwischen
islamischer Welt und dem nicht-islamischen Dār al-Harb (Gebiet des Krieges)
aufbrechen soll. Dadurch soll die Notwendigkeit eines Dschihad entfallen.
Allerdings lehnt Ramadan anders als Bassam Tibi die Scharia nicht grundsätzlich
ab, sondern tritt lediglich für ein Moratorium für übertrieben harte Strafen ein.  
Ramadans Ideen sind unter Nicht-Muslimen umstritten. Während einige seinen
Versuch loben, den Islam ohne Identitätsverlust in die moderne europäische Ge-
sellschaft zu integrieren, kritisieren ihn andere als letztlich „fundamentalistisch“
oder „antisemitisch“.
Dagegen macht Ramadan selbst geltend, dass er sich durch seine Kritik an den
Strafen der Scharia bei buchstabengetreuen Muslimen Feinde gemacht hat bis hin
zu einem Einreiseverbot nach Saudi-Arabien.
Ramadan selbst lehnte den Begriff „Euro-Islam“ allerdings ab und verwendete ihn
auch nicht für seine eigene Position. Auch Tibi verwahrte sich dagegen, den
Begriff „Euro-Islam“ für die Vorstellungen Tariq Ramadans zu verwenden, da
diese durch dawa und Beibehaltung der Scharia auf eine Islamisierung hinaus-
liefen.
Die Unterschiede zwischen sich und Ramadan arbeitete er 2010 in einem Beitrag
zu der von Zeyno Baran herausgegebenen Aufsatzsammlung The Other Muslims:
Moderate and Secular heraus.
Auch der US-amerikanische Schriftsteller Paul Berman sah klare Unterschiede
zwischen den Positionen Tibis und Ramadans.
Begriffsprägung schon durch C. H. Becker?
Der Nahosthistoriker Wolfgang G. Schwanitz meint, dass der Begriff „Euro-Islam“
1909 bereits durch den Islam-Wissenschaftler Carl Heinrich Becker geprägt
wurde. Becker erörterte in seinem Aufsatz „Vom afrikanischen Islam“ die Frage,
„Ist der Islam eine Gefahr für unsere Kolonien?“ 
Er meinte: „Da nun Afrika, wenn nicht alle Anzeichen täuschen, an den Islam
verloren ist, so scheint mir die Europäisierung des Islam der Weg zu sein, auf dem
sich die Entwicklung Innerafrikas in langen Jahrhunderten vollziehen wird... so
ist... der Islam nicht als Gefahr für die europäische Zivilisation zu betrachten.
Schwierigkeiten wird er allerdings noch lange Zeit bereiten, aber das sind Fragen
der praktischen Politik. Doch im Grunde ist der Islam nur ein Feind des
Christentums, aber nicht der Zivilisation.“
Es ist jedoch bisher noch kein Nachweis darüber erbracht worden, dass Becker den
Begriff „Euro-Islam“ auch selbst verwendete.
Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Euro-Islam)
                dort gibt es weitere Quellenangaben (Febr.2017)