Gemäß Jürgen Roth fand und findet die Ausbildung der „künftigen Elite“ 
in Deutschland vor allem in Bad Harzburg und in Baden-Baden statt. Hier
wurden in den letzten Jahrzehnten Deutschland (Top-)Manager „ideologisch
getrimmt“:  „ Zum einen in der Harzburger Akademie für Führungskräfte der
Wirtschaft und zum anderen bei den Baden-Badener Unternehmer Gesprächen
(BBUG). Hier findet die Auslese für die Führungskräfte der deutschen
Wirtschaft statt.
Während zu den BBUG nur eine ausgewählte Klientel Zugang hat, ist die
Harzburger Akademie für alle Führungskräfte der Wirtschaft offen. Die in
Bad Harzburg wollen ganz nach oben an die Spitze, die in Baden-Baden sind
dort bereits angekommen. Daher ist in Baden-Baden die „Veranstaltung
geheim, das Beziehungsgeflecht legendär“, schreibt das Manager Magazin.
Für die ideologische wie handwerkliche Prägung deutscher Unternehmer war
die Akademie für Führungskräfte in Bad Harzburg führend, insbesondere in
den Sechziger- und Siebzigerjahren, also sozusagen für die Vätergeneration.
Mehr als 600.000 vorwiegend deutsche Führungskräfte wurden hier aus- und
weitergebildet.
In Bad Harzburg wurde Ende der Fünfzigerjahre der kooperative Führungs-
stil gelehrt und vermittelt. Ziel war die Etablierung einer Partnerschafts-
ideologie, um die Interessensgegensätze zwischen Kapital und Arbeit aufzu-
heben, das Harzburger Modell.
Sein Erfinder war Reinhard Höhn, der in der Stadt im Süden Niedersachsens
ab 1956 seine Akademie für Führungskräfte betrieb. Das Harzburger Modell
wurde als das „einzig bislang bekannte umfassende und in sich geschlossene
Führungskonzept für deutsche Unternehmer“ bewundert.
Dieses Modell beruhte, so die Wissenschaftlerin Barbara Heitzmann in einer
Studie über „Die Genese der „Eigenverantwortung“ in modernen Manage-
mentkonzepten“, auf den Prinzipien der modernen Heeresführung. „Ziel war
es, die Führung des Heeres dadurch zu verbessern und zu optimieren, dass
bestimmte Offiziere explizit damit beauftragt waren, die Heeresführung
durch die Erfassung multipler Erfahrungen, die Erforschung von Tatsachen
und objektiv kritische Analyse zu unterstützten.“
Richard Höhn hatte eine Vergangenheit, über die kaum jemand sprechen
wollte. Denn er war bereits im Jahr 1936 Mitglied der nationalsozialistischen
Akademie für deutsches Recht und Vorsitzender des Ausschusses für Poli-
zeirecht. Drei Jahre später wurde er Abteilungsleiter im Reichssicherheits-
hauptamt. „Von 1941 bis 1943 betreute er die Publikation „Reich – Volksord-
nung – Lebensraum“. „ Zeitschrift für völkische Verfassung und Verwal-
tung“ (….) Der bis zum Opportunismus wandlungsfähige Höhn lehnte den
liberalen Verfassungsstaat und die Demokratie ab und suchte nach rechts-
philosophischen Begründungen für die „Volksgemeinschaft als Artgemein-
schaft des Volkes“ und den „Führerstaat“.
Noch gegen Ende des Krieges trat er für ein hartes Strafrecht gegenüber
Nichtdeutschen ein und vertrat im Jahr 1944 die Auffassung, dass der Eid
auf Adolf Hitler auch über dessen Tod Gültigkeit besäße, so Barbara Heitz-
mann. Er war, schreibt sie, „einer der (im negativen Sinne) profilitiertesten
unter den NS-Rechts- und Staatswissenschaftlern und betrieb eine selbst für
nationalsozialistische Verhältnisse besonders radikale Auflösung rechts-
staatlicher Prinzipien.“
Reinhard Höhn war nicht nur einer der führenden Rechtstheoretiker des
Nationalsozialismus, sondern maßgeblich für die Gestaltung des auf völki-
schen Prinzipien basierenden nationalsozialistischen Polizeirechts verant-
wortlich und trug in einem erheblichen Maße dazu bei, dass im Polizeirecht
rechtsstaatliche Prinzipien durch eine freie Interpretation der Gesetze im
Sinne des Nationalsozialismus nach und nach abgeschafft wurden.
Soweit die Vergangenheit eines der Männer, die mit dem Harzburger Modell
eine ganze Managergeneration geprägt haben. (S.43ff.)
Doch niemand interessierte sich anscheinend für diese Tatsache. Erst 13
Jahre nach Höhns Tod, im Jahr 2013, beschäftigte sich zum ersten Mal der
Soziologe Stefan Kühl von der Universität Bielefeld ausführlich mit der Rolle
der Soziologie im Nationalsozialismus. In diesem Zusammenhang stellte er
die entscheidende Frage, wer von den vielen Soziologen, die in Bad Harzburg
Vorträge hielten, jemals den „führenden Staatsrechtler des NS-Regimes und
Abteilungsleiter im Reichssicherheitshauptamt und nach dem Krieg Leiter de
Bad Harzburger Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft“ nach seiner
Vergangenheit gefragt hätte. Kein einziger! Es ist ebenso wenig bekannt, dass
jemals einer der Tausenden Unternehmer, die von Bad Harzburg aus in führ-
ende Positionen der Wirtschaft aufgerückt sind, dessen Rolle während des
Nationalsozialismus erfragt oder gar hinterfragt hätte.
Das ist bezeichnend und führt, was das Problem ethischer Verhaltensnormen
in der Wirtschaft angeht, zu den Baden-Badener Unternehmer Gesprächen 
(BBUG), wo die unternehmerischen Generationen der Söhne und Enkel auf
ihre Karrieren vorbereitet werden. Wenn man nach dem Virus der Ideologie
des Neoliberalismus und der entdemokratisierten Wachstumsgesellschaft 
suchen würde, hier würde man ihn finden. (S.46)
Die Baden-Badener Unternehmer Gespräche (BBUG)
Gemäß Jürgen Roth haben in dem im 19. Jahrhundert erbauten Palais Biron 
seit der Gründung im Jahr 1955 mehr als 3000 Unternehmer an den „Ge-
sprächen“ teilgenommen.
Die Teilnahme ist jedoch nicht einfach, denn man kann sich nicht bewerben,
um dabei zu sein, sondern wird empfohlen, interviewt, zwei Jahre beo-
bachtet.
Über 4000 Manager sind in diesem elitären Zirkel inzwischen miteinander
vernetzt. Im Vorstand der BBUG sitzen unter anderem Martin Blessing,
Vorstandschef der Commerzbank, und Werner Schnappauf von der Bank of
America Merrill Lynch Berlin. Übrigens saß Ex-Siemenschef Heinrich von
Pierer hier ebenfalls einmal im Vorstand.
Zu den Mitgliedern zählen rund 120 von Deutschlands bedeutendsten
Unternehmern aus der Industrie und Finanzwirtschaft, fast alle deutschen
DAX-30-Konzerne sind mit dabei. Sie „repräsentieren das Rückgrat des
Wertschöpfungsnetzwerks der deutschen Volkswirtschaft“, wie es auf der
Webseite der BBUG zu lesen ist.
Drei Wochen gemeinsam in intimster Atmosphäre, das verbindet, da werden
Freundschaften gestiftet und Netze geknüpft, die für die Zukunft der Teil-
nehmer von überragender Bedeutung sind. Sie verstehen sich selbst als
„Netzwerk der Vordenker“, als „ordnungspolitisches Gewissen der 
deutschen Wirtschaft“.
Im Palais werden die zukünftigen Spitzenkräfte der deutschen Wirtschaft
umfassend auf ihre herausgehobene und übergreifende Verantwortung im
Unternehmen vorbereitet, das ist die offizielle Leseart. „Längst haben sich
die Unternehmergespräche zu einer Kaderschmiede für die Jungstars der
Wirtschaft gemausert“, schreibt Klaus Werte. „Eine Einladung zu dem
Seminar gilt als Ritterschlag – und als Empfehlung für höchste Ämter.“ Wer
hier die Einladungen verschickt, der entscheidet, wer es zu etwas bringen
kann im Big Business.
Häufig geht es bei den Diskussionen um sehr lobenswerte Themen, zum
Beispiel um „Wirtschaft und Menschenbild“ oder die „Spannung zwischen
ökonomischer Macht und sozialer Verantwortung“. Vielleicht sind die
Unternehmer ja guten Willens – im kleinen Kreis. Leider scheinen dieses
Ethos  und die unternehmerische Praxis nicht immer kompatibel zu sein.
Da ist von sozialer Verantwortung wenig zu spüren, wenn es um die Frage
geht, was wichtiger ist: der Aktienkurs und die maximale Gewinnschöpfung
oder das Wohlergehen der Mitarbeiter oder Menschen im Allgemeinen. Die
blühenden Geschäfte des „Rückgrats des Wertschöpfungsnetzwerks der
deutschen Volkswirtschaft“  mit Diktatoren und Despoten würde Bände der
Scham füllen.
Die eingeladenen Referenten kommen auf jeden Fall gerne nach Baden-
Baden. Bei den Gesprächen im Jahr 2013 waren zum Beispiel als prominente
Gäste anwesend: Peter Ramsauer von der CSU, die konservativen SPD-Poli-
tiker Hubertus Heil, Olaf Scholz und Nils Schmid, der CDU-Europaabge-
ordnete Elmar Brok und Vertreter aus Gesellschaft, Kultur und Wissen-
schaft.
Karl Ludwig Kley, der Vorstandsvorsitzende der BBUG, stellt auf jeden Fall
fest: „Denn was wir uns, gerade bei den BBUG, immer wieder bewusst
machen sollten: Wirtschaft(en) und Gewinnstreben, Wandel und Innovation
sind niemals Selbstzweck. Unternehmerisches Handeln rechtfertigt sich am
Ende immer nur durch den Wertschöpfungsbeitrag für den Verbraucher und
für die Gesellschaft – durch einen positiven Beitrag zum „Wie“ des Lebens.
Dieser Zusammenhang gilt aber auch umgekehrt: Ohne Gewinnstreben und
Wandel werden wir langfristig nicht so gut leben können wie heute.“
Jürgen Roth schreibt dazu abschließend: „Der exklusive Rahmen im Palais
Biron beflügelt vielleicht den kritischen Geist. Wenn da nicht der Realitäts-
schock wäre. Den beschreibt Katharina Weinberger, Ökonomin mit lang-
jährigen Konzernerfahrungen: „Ende des letzten Jahrtausends wurde der
Profit endgültig zum Maß aller Dinge. Die Konzernbosse, die bei der Jagd
nach Rendite vorrangig auf die Kostenkeule setzten, enttarnten die Mitar-
beiterInnen als vorrangige Kostenquellen und damit oberste Profitfeinde. Sie
sahen ihre Belegschaft nicht mehr als „Humankapital“, das pfleglich zu be-
handeln sei, weil es als Schlüssel zu Umsätzen einen Wert darstelle, sondern
als Ballast, den es abzuwerfen oder wenigstens zu „flexiblisieren“ galt. Jetzt
wollen die (Un)Verantwortlichen noch einen Schritt weiter gehen. Künftig
sollen so gut wie alle Arbeditskräfte, auch im mittleren Management, „just-
in-time“ sein, wie ein Zapfhahn zum Auf- und Zudrehen. Die Belegschaft soll
von einem fixen zu einem völlig variablen Kostenfaktor werden. Alle Risiken
werden auf die ArbeitenehmerInnen verlagert.“ (S.47ff.)
Quelle: Jürgen Roth, “Der stille Putsch”, Taschenbuchaus-
       gabe 6/2016, Wilhelm Heyne Verlag, München