„Allein das Betreten einer romanischen, gotischen oder
barocken Kirche zeigt, dass dem Christentum die Vorstellung
der drei Welten des Schamanismus überhaupt nicht fremd
sind, ganz im Gegenteil. So kann man auf den Altargemälden
genau das sehen: eine dominante Szene in unserer Mittleren
Welt, die sich tatsächlich einmal abgespielt hat; zum Beispiel
die Legende aus der Vita eines Heiligen oder eine Begebenheit,
von der die Bibel berichtet. Unter diesem Bildabschnitt tut sich
die Untere Welt auf. Sie ist bevölkert von Verstorbenen und
meist in der rechten unteren Ecke von Dämonen und Teufeln,
die die Seelen, die Unrecht getan haben, in den Höllenrachen
treiben. Über allem öffnet sich der strahlende Himmel der
Oberen Welt, es erscheinen Engel, Heilige und Selige, nicht
selten auch Gottvater selbst, die von oben die Geschicke der
Menschen betrachten und segnen. Jeder aufmerksame
Beobachter müsste hier innehalten und sich fragen, welche
Idee hinter solchen Bildern an prominenter Stelle steht. Es ist
das Konzept der drei Welten, das in unserem kollektiven
Unbewussten viel fester verankert ist, als wir gemeinhin für
möglich halten. (M.H.*, S.280)