Den Karneval feiern Zehntausende, Hunderttausende Menschen in den
Straßen von Rio de Janeiro - etwa bei den großen Paraden im "Sambodrom"
oder bei den Hunderten Straßenpartys und Umzügen, die in der ganzen Stadt
stattfinden.
Doch "Big Brother" schaut den Menschen beim Feiern über die Schulter. Zum
ersten Mal sollen Kameras mit Gesichtserkennung eingesetzt werden, um die
Menschenmassen zu kontrollieren. In Rios Stadtteil Copacabana werden die
Aufnahmen der vorhandenen Verkehrskameras verwendet.
In Salvador da Bahia, im Nordosten des Landes, werden Kameras aufgebaut,
die schon mit der Software zur Gesichtserkennung ausgerüstet sind. "Sicherheit
geht vor", argumentiert Oberst Anselm Brandao, der Polizeichef des Bundes-
staats Bahia. "Das Besondere an diesem Karneval sind die neuen Technologien.
Wir haben Kameras mit Gesichtserkennung. Aber auch Drohnen kommen zum
Einsatz. Und an allen Zugängen stehen Spürhunde bereit."
Das neue System soll bis Aschermittwoch in Betrieb sein. Die Gesichtserken-
nung soll, so die offizielle Begründung, dazu dienen, Straftäter zu identifizie-
ren, nach denen gefahndet wird.
In Rio wird dazu das Facewatch-System verwendet, das auch in Großbritan-
nien schon im Einsatz ist. Im System wurden die Gesichter von 1100 Straftä-
tern hinterlegt, der Computer soll Alarm schlagen, wenn sich einer von ihnen in
Copacabana unter die Feiernden mischt.
In Salvador da Bahia wird eine Software eingesetzt, die auch Behörden in
China nutzen. Dort werden bekanntlich auch kleinere Vergehen wie Müll-
Wegwerfen oder die Missachtung roter Ampeln verfolgt.
Bleibt die Frage, warum der Testlauf ausgerechnet im Karneval startet -
schließlich sind sonst nicht so viele geschminkte, verkleidete und maskierte
Menschen auf den Straßen unterwegs. Die Behörden hoffen, dass die Software
sogar noch hinter die Masken schauen kann und sich von Verkleidung nicht
täuschen lässt.
"Selbst, wenn die Person sich sehr verändert, zum Beispiel an Gewicht
zunimmt oder abnimmt, bleibt die Position der Augen die gleiche. Und der
wichtigste Faktor für eine hochwertige Gesichtserkennung ist nun einmal der
Abstand zwischen den Augen," sagt Matteus Torres, Techniker im Polizei-
Einsatzzentrum von Rio.
Datenschutz-Bedenken kennt man in Südamerika eigentlich generell nicht.
Solche Kameras sind auch nicht ganz neu - in brasilianischen Einkaufszentren
oder Flughäfen gibt es sie schon. Neu ist, dass sie auch im Freien und im
Karneval verwendet werden.
Quelle und gesamter Artikel: https://www.tagesschau.de/ausland/brasilien-
gesichtserkennung-karneval-101.html