Die Assads: Vorne Hafis und seine Frau Anissa. Dahinter von links ihre Kinder: Mahir, Baschar,
Bassil (der 1994 bei einem Autounfall ums Leben kam), Madschid (starb 2009) und Buschra
SYRIEN-DRAMA   So brutal regiert die
Familie al-Assad
Lange Jahre galt die innenpolitische Lage in Syrien als weitgehend stabil. Nun ist die
Präsidenten-Familie al-Assad trotz eines umfassenden Unterdrückungsapparates seit
Wochen mit einem offenen Aufstand konfrontiert. Doch statt Reformen auf den Weg zu
bringen, schickt Regierungschef Baschar al-Assad Panzer und lässt auf sein Volk schießen.
Brutal und grausam regiert die Familie das Land am Ostrand des Mittelmeeres seit 40
Jahren und hat dort ihre uneingeschränkte Macht ausgebaut.
Syriens Führungselite entstammt meist der alawitischen Minderheit, einer früher verfolgten
Religionsgemeinschaft am Rande des Islams. Rund drei Viertel der knapp 20 Millionen Syrer
sind sunnitische Muslime. Al-Assads Baath-Partei lässt keine nennenswerte Opposition zu.
Das Regime stützt sich auf eine Armee sowie mehrere Sicherheitsdienste. Syrien gilt als
Polizeistaat, in dem alle Bereiche des öffentlichen Lebens umfassend staatlich kontrolliert
werden.
BILD.de erklärt die Protagonisten im syrischen Machtapparat.
• Hafis al-Assad: Er setzte sich 1971 an die Spitze des Staates und regierte das Land knapp
30 Jahre lang. Auch an seinen Händen klebt das Blut der eigenen Landleute.
1982 ließ Hafis al-Assad wochenlang die Stadt Hama bombardieren, die auch am
vergangenen Sonntag Schauplatz eines Massakers wurde. Hama war damals eine Hochburg
der sunnitischen Muslimbruderschaft, die in Syrien verboten war. Wie viele Opfer es 1982 in
Hama gab, ist bis heute unklar. Die Schätzungen liegen meist zwischen 10 000 und 30 000
Toten.
• Baschar al-Assad: Er trat 2000 die Nachfolge des verstorbenen Vaters an. Der Mann, der
in London Augenmedizin studierte, galt als Hoffnungsträger. Zunächst sah auch alles nach
einem Kurswechsel in der Politik aus. Anders als sein Vater schien Baschar das Land modern
lenken zu wollen. Doch der Schein trog, der Junior-Präsident trat schließlich doch in die
Fußstapfen seines Vaters. Politisch Andersdenkende und Intellektuelle landeten nach wie vor
in den Staatsgefängnissen.
• Asma al-Assad: Auch die Hochzeit mit der schönen, westlich orientierten Asma („Diana
des Orients“) prägten Baschars Image als moderner Präsident. Die beiden lernten sich noch
vor seiner politischen Karriere in London kennen und heirateten im Dezember 2000. Die
Tochter syrischer Eltern (Vater Kardiologe, Mutter Diplomatin) wuchs in Großbritannien auf,
Syrien kannte sie nur als Urlaubsziel. Mit viel Engagement bemühte sich die studierte
Informatikerin vor allem um die jungen Syrer. Zu „aktiven Staatsbürgern“ wollte sie sie
heranziehen. Klingt gut. Doch ihr Einfluss auf ihren Mann ist nicht so groß, dass sie seinen
Feldzug gegen die eigenen Landsleute stoppen kann.
• Mahir al-Assad: Doch der eigentlich Böse ist Baschirs jüngster Bruder Mahir. „Ein
Sadist“, wie die Opposition sagt. Er leitet neben der Präsidenten- auch die Republikanische
Garde und die vierte Panzerdivision. Diese Elite-Einheiten verfügen über eigene
Geheimdienste und seien bestens trainiert und ausgebildet.
Von Kennern wird Mahir als hoch intelligent, gut organisiert und grausam beschrieben, wie
die „Tagesschau“ online berichtet.
Die Arbeitsteilung unter den beiden Brüdern hatte Vater Hafis wohl auch so geplant: Baschar
als eloquenter, mehrsprachiger Präsident und Diplomat auf internationalem Parkett. Mahir als
Mann fürs Grobe.
• Assads Schwager Schaukat: Er führte bis Juli 2009 den Militärgeheimdienst, wurde dann
aber degradiert zum stellvertretenden Generalstabschef der Armee. Doch auch in dieser
Funktion besetzt er noch eine wichtige Position.
• Rami Machluf: Der enge Freund der Familie spielt eine wichtige Rolle in der Wirtschaft
des Landes und gilt als Hauptvertreter der Wirtschaftsinteressen des Landes. Er besitzt
Syriens größten Mobilfunkanbieter, Immobilien, Baufirmen und Duty-free-Shops. Er gilt als
Banker der Assad-Familie.
• Hafis Machluf: Der Bruder des Wirtschafts-Titanen soll Vizechef einer der Geheimdienste
sein.
SCHABIHA-MILIZ
Wichtiges Instrument der syrischen Machthaber ist die Schabiha-Miliz. Sie hat die
„Lizenz zum Töten“ und ist in der Bevölkerung gefürchtet.
Für das bedrängte Regime des Präsidenten Baschar al-Assad sind sie ein Stoßtrupp, der seine
Macht mit Terror gegen das eigene Volk aufrechterhalten soll.
Der Name der Miliz leitet sich von dem arabischen Wort „schaba” für „Phantom” oder
„Gespenst” ab, assoziiert mit ihrer Vorliebe für schwarze Kleidung und schwarze Autos. Die
Freischärler rekrutieren sich aus Angehörigen der alevitischen Glaubensgemeinschaft.
Mit Religion hat ihre Organisation allerdings rein gar nichts zu tun. Es geht eher um
Loyalitäten eines Clans.
Der Kern der Schabiha-Miliz stammt aus dem Umland von Latakia, woher auch die Assads
kommen.
Die „Phantome” handeln meist im Windschatten der regulären Streitkräfte. Haben
deren Militärs ein Dorf oder ein Stadtviertel militärisch unterworfen, schwärmen die
Schabiha aus.
Sie plündern und sie morden. Ihre Aufgabe ist es auch, wie Überläufer berichteten, jene
Soldaten hinzurichten, die sich weigern, auf die eigenen Bürger zu schießen. In Homs, wo
eine starke alevitische Minderheit lebt, sollen sie außerdem einen Bürgerkrieg mit der
sunnitischen, Assad-feindlichen Mehrheit provozieren, mutmaßen Oppositionelle.
Die Mannstärke der Schabiha ist nicht bekannt. Jedenfalls kommen sie nicht aus dem Nichts.
Schon lange vor den Protesten, die Mitte März begannen, erwarben sie sich ihren
zweifelhaften Ruf durch ihre Verstrickung in Schutzgelderpressung, Schmuggel und
Drogenhandel. Als Günstlinge des Regimes durften sie diesen Betätigungen straflos
nachgehen. Jetzt bedanken sie sich bei den Herrschern in Damaskus mit ihren Terror-
Diensten.
1.8.2011
        Quelle:  http://www.bild.de/politik/ausland/baschar-al-assad/so-brutal-regiert-familie-
                     assad-19164922.bild.html#!