Asma al-Assad ist die hübsche Ehefrau des umstrittenen syrischen Diktators Baschar al-Assad. Geboren wurde
sie 1975 in London.
Die Frau auf dem Bild in der "Vogue" wirkt zerbrechlich, doch entschlossen. Sie steht
auf einem Berg am Rande von Damaskus, in ein karmesinrotes Kaschmirtuch
gewickelt. "Eine Rose in der Wüste", so betitelte die amerikanische Ausgabe des
Modemagazins ihr Porträt der Ehefrau von Präsident Baschar al-Assad .
"Asma al-Assad ist eine seltene Mischung", heißt es dort, "eine schlanke,
langgliedrige Schönheit mit einem geschulten analytischen Geist, die sich mit
schlauem Understatement kleidet."
Die "frischeste und magnetischste aller First Ladys"
Doch das Hochglanzbild zeigt nur einen Ausschnitt, ein Trugbild, wie so viele Bilder
Syriens. Kurz nachdem der Beitrag über die "frischeste und magnetischste aller First
Ladys" im März 2011 erschien, brachen die Proteste gegen das autoritäre Regime in
Damaskus aus. Und während die "Vogue"-Leser über ihre stilvolle Garderobe
informiert wurden, eröffnete die Armee das Feuer auf friedliche Demonstranten.
Inzwischen hat der Konflikt mehr als 7000 Todesopfer gefordert. Seit Freitag führt
die Armee einen gnadenlosen Feldzug gegen die Protesthochburg Homs.
Es sind Berichte, die so gar nicht zu dem Bild zu passen scheinen, das sich die
Öffentlichkeit von der eleganten First Lady gemacht hatte. Die 36-Jährige galt lange
als das Gesicht eines modernen, liberalen Syrien, das seine verkrusteten Strukturen
aufbricht und sich der Welt öffnet. Asma al-Assad wurde in Acton, im Westen von
London geboren, als Tochter einer Diplomatin und eines renommierten Kardiologen.
Während ihrer Schulzeit an der privaten Eliteschule Queen's College ließ sie sich von
ihren Mitschülern "Emma" rufen. Nach ihrem Studium in Informatik und
Französischer Literatur begann sie eine Karriere als Investment-Bankerin, zunächst
bei der Deutschen Bank, dann bei JP Morgan.
Es gibt widersprüchliche Angaben darüber, wie sie Baschar al-Assad traf. Sie lernten
sich während eines Familienurlaubs in Syrien kennen, sagen die einen. Andere
Quellen behaupten, die Ehe der beiden sei auf traditionelle Art von ihren Familien
arrangiert worden.
Als "Syriens Lady Diana" verehrt
Nach ihrer Hochzeit im Jahr 2000 traf Asma al-Assad in Syrien ein. Ihr Mann hatte
gerade die Präsidentschaft von seinem Vater Hafis übernommen. Anders als ihre
Vorgängerinnen nahm die erst 25-jährige First Lady eine sehr öffentliche und aktive
Position ein.
Wegen ihrer vielen Hilfsprojekte wurde sie als "Syriens Lady Diana" verehrt. Dieses
Bild ist seit dem Beginn des Aufstandes jedoch gekippt, denn Asma al-Assad
schweigt zu den Gräueltaten, für die ihr Mann verantwortlich ist: Daher wird sie nun
nicht mehr mit der britischen "Königin der Herzen" verglichen, sondern mit einer
modernen Marie Antoinette, die im Luxus lebt, während ihr Land im Chaos versinkt.
"Ich habe ihr auf Facebook einmal eine Nachricht geschrieben, um ihr für alles zu
danken, was sie für die Bevölkerung tut", sagt Omar al-Thani, ein demokratischer
Aktivist in Damaskus. "Doch jetzt denke ich, dass sie genauso schlimm wie Baschar
al-Assad ist."
Nicht nur ihr kosmopolitischer Glamour steht im Widerspruch zur mörderischen
Gewalt, mit der ihr Ehemann gegen die Protestbewegung vorgeht. Hinzu kommt,
dass Asma al-Assad selbst aus einer sunnitischen Familie aus Homs stammt.
Der Assad-Clan hingegen gehört der alawitischen Minderheit an. Wie die Frau all
diese Brüche bewältigt, kann niemand wissen: Baschar al-Assad hat den inneren
Kreis der Macht auf seine unmittelbaren Angehörigen beschränkt und somit ein
Regime erschaffen, aus dem nahezu keine Informationen nach draußen dringen.
"Ihr steht kein leichter Ausweg offen"
Der Autor Patrick Seale zählt zu den wenigen, die Einblicke in dieses System
gewinnen konnten. Als Verfasser einer Biografie über Präsident Hafis al-Assad ist er
dem Clan so nahegekommen wie kaum ein anderer westlicher Beobachter. "Ich bin
sicher, dass sie entsetzt ist. Das Ganze ist ein fürchterlicher Schock für sie. Doch ihr
steht kein leichter Ausweg offen", meint der britische Experte.
"Sie hat das Gefühl, sie müsse loyal zu ihrem Mann stehen." Nach Seales
Informationen ist ihr Vater vor einigen Monaten nach Damaskus gereist, um nach ihr
zu sehen. Asma habe sich jedoch geweigert, Syrien mit ihm zu verlassen.
Die ägyptische Zeitung "Al-Masry al-Youm" schrieb in der vergangenen Woche, sie
habe versucht, mit den drei Kindern aus Syrien zu flüchten . Eine Brigade
desertierter Soldaten habe ihren Wagen aber auf dem Weg zum Flughafen
aufgehalten und zum Umkehren gezwungen.
Der Bericht lässt sich nicht prüfen. Es ist nicht das erste Mal, dass Gerüchte über eine
Ausreise der Präsidentenfrau aufkommen. Im vergangenen Mai schrieben mehrere
Zeitungen, Asma habe sich nach London abgesetzt. Die Behauptung erwies sich als
falsch: Asma hat sich seither mehrfach an der Seite ihres Mannes gezeigt.
Zuletzt begleitete sie ihn, mit den Kindern, Anfang Januar zu einer Demonstration
seiner Anhänger in Damaskus. "Baschars Frau und Kinder jubeln für Daddy, den
Diktator", spotteten Regimegegner auf Twitter.
Vogue-Porträt von der Webseite gelöscht
"Vogue" hat das Porträt längst von ihrer Website gelöscht. Doch trotz der peinlichen
Schwärmereien sagt der Beitrag viel darüber aus, welche Rolle Asma al-Assad
innerhalb des Regimes spielt. Denn die "Vogue"-Journalistin war nicht die Einzige,
die dem Charme dieser klugen, schönen Frau erlegen ist.
Die französische Zeitschrift "Paris Match" nannte sie einmal ein "Element des Lichts
in einem Land voller Schattenzonen". Sogar die "New York Times" geriet im Jahr
2005 über das "große, schlanke, junge" Paar in Verzückung: "Sie wirken wie die
Essenz einer säkularen westlich-arabischen Fusion, der elegante Doktor, der
Präsident, und seine bezaubernde in Großbritannien geborene Frau."
Das syrische Regime, das genau in dieser Zeit und wegen seiner Verbindungen zu
militanten Islamisten in die Isolation geriet, konnte die Image-Politur gut
gebrauchen. "Alle diese Artikel sind von ihrem Büro organisiert worden, und es ist
kein Zufall, dass es darin immer um ihre Schuhe ging", sagt Andrew Tabler vom
Washington Institute, der früher als Medienberater für eine von Asma al-Assads
Wohltätigkeitsorganisationen tätig war.
Einem Bericht der Zeitung "The Hill" zufolge hat die syrische Regierung einer US-
Lobby-Firma 5000 Dollar im Monat gezahlt, damit das Porträt in der "Vogue"
zustande kommt.
First Lady in einem Polizeistaat
Zudem kann es ihr nicht entgangen sein, dass sie die First Lady in einem Polizeistaat
ist, wo Dissidenten schon vor dem Ausbruch der Revolte in den Gefängnissen
verschwanden.
Tabler beschreibt die Präsidentengattin als eine sehr selbstbewusste Frau, deren
Persönlichkeit sich im Laufe der Zeit jedoch deutlich veränderte: "Ich habe definitiv
gemerkt, dass sie dem Glamour mehr und mehr verfallen ist." Dass sie sich nicht von
der brutalen Niederschlagung der Proteste distanziert hat, wundert ihn daher nicht:
"Sie interessiert sich mehr dafür, Prinzessin zu sein."
Damit erscheint plötzlich auch ihr soziales Engagement in einem neuen Licht. Nicht
nur, dass all die Louboutin-Schuhe und Chanel-Kostüme irgendwie unpassend
wirken in einem Land, wo weite Teile der Bevölkerung in bitterer Armut leben. Es
kommt auch ein schwerer Verdacht auf, denn Asma al-Assad setzte sich nicht nur
für Waisenkinder, Frauen und die Landbevölkerung ein, sondern auch für eine
Stärkung der Zivilgesellschaft.
Tabler ist sich sicher: "Ihre Organisationen wurden benutzt, um die Zivilgesellschaft
zu kontrollieren, nicht um sie zu fördern."
Quelle: http://www.welt.de/politik/ausland/article13853801/Die-Schoene-und-
das-Biest-Asma-und-Baschar.html