Quelle:  Nelson Mandela, “Der lange Weg zur Freiheit”, 1997,
                    S.Fischer Verlag, 15. Auflage: Mai 2012, S.156 ff.
Die Nationalisten, geführt von Dr.Daniel Malan, einem ehemaligen Geistlichen der
Dutch Reformed Church und Zeitungsredakteur, waren eine von Bitterkeit erfüllte
Partei – Bitterkeit gegenüber den Engländern, die sie jahrzehntelang als minder-
wertig behandelt hatten, und Bitterkeit gegenüber den Afrikanern, die nach Ansicht
der Nationalisten den Wohlstand und die Reinheit der Afrikander-Kultur bedrohten
(...)
Malans Programm war bekannt als Apartheid. Apartheid war ein neuer Name,
jedoch eine alte Idee. Es bedeutet soviel wie „Trennung“ und war die Kodifizierung
aller Gesetze und Vorschriften, die über Jahrhunderte hinweg die Schwarzen
gegenüber den Weißen in einer untergeordneten Position gehalten hatten.
Ein Unterdrückungssystem, das mehr oder minder ein De-facto-Zustand gewesen
war, sollte zu einem De-jure-Zustand gemacht werden. Die oft vom Zufall
abhängende Segretation der vergangenen Jahrhunderte sollte zu einem
monolithischen System konsolidiert werden, das in seinen Details diabolisch, in
seiner Reichweite unentrinnbar und in seiner Macht überwältigend war.
Prämisse der Apartheid war, dass Weiß den Afrikanern, Farbigen und Indern
überlegen waren, und Apartheid sollte dazu dienen, die weiße Vorherrschaft für alle
Zeiten zu sichern.  Wie die Nationalisten es ausdrückten: „Die wit man moet altyd
baas wees („Der weiße Mann muß immer Boß bleiben“). Ihr Programm ruhte auf
einem einzigen Wort: „Baaskap“, wörtlich „Boß-schaft“, ein inhaltsschweres Wort,
das für die weiße Vorherrschaft mit all ihrer Härte stand. 
Die Politik hatte die Unterstützung der Dutch Reform Church, welche die Apartheid
mit ihren religiösen Absicherungen versah, indem sie behauptete, die Afrikaner seien
Gottes auserwähltes Volk, und die Schwarzen seien eine untergeordnete Spezies. In
der Weltsicht der Afrikander gingen Apartheid und Kirche Hand in Hand. 
Schon bald begann die Partei, unter Führung von Dr.Daniel Malan, ihr
verderbliches Programm zu verwirklichen:
Wenige Wochen, nachdem sei an die Macht gekommen war, begnadigte die
nationalistische Regierung Robey Leibbrandt, den Kriegsverräter, der zur
Unterstützung Nazi-Deutschlands Aufstände organisiert hatte.
Die Regierung verkündete ihre Absicht, die Gewerkschaftsbewegung an die Kandare
zu legen und das begrenzte Wahlrecht für Inder, Farbige und Afrikaner abzu-
schaffen. Die Separate Representation of Voters Bill nahm Farbigen ihre
Repräsentation im Parlament.
1949 wurden „Mischehen“ per Gesetz verboten, es folgte schnell der Immorality Act,
der Sexualverkehr zwischen Weißen und Nichtweißen für illegal erklärte.
Der Population und Registration Act klassifizierte alle Südafrikaner nach
Rassenzugehörigkeit, so dass die Hautfarbe das einzige und wichtigste Kriterium zur
Bewertung des einzelnen war.
Malan führte auch den Group Areas Act ein – den er als „wahre Essenz der
Apartheid“ bezeichnete - , der getrennte Wohnviertel für jede rassische Gruppe
forderte. In der Vergangenheit hatten sich die Weißen Land gewaltsam angeeignet,
jetzt sicherten sie es sich durch Gesetzgebung.“
Apartheid-System in Südafrika