Quelle:  Nelson Mandela, “Der lange Weg zur Freiheit”, 1997,
                    S.Fischer Verlag, 15. Auflage: Mai 2012, S.141 ff.
Die Grundplolitik der Liga unterschied sich nicht von der ersten Verfassung des
ANC von 1912. Doch wir bekräftigten und unterstrichen jene ursprünglichen
Anliegen, von denen viele inzwischen aufgegeben worden waren. Afrikanischer
Nationalismus war unser Schlachtruf, und unser Glaube galt der Schaffung einer
einzigen Nation aus vielen Stämmen, der Beseitigung der weißen Vorherrschaft und
der Bildung einer wirklich demokratischen Regierungsform.
Unser Manifest verkündete:“ Wir glauben, dass die nationale Befreiung der
Afrikaner von den Afrikanern selbst erreicht werden wird … Der Kongreß-
Jugendliga muss das Gehirntrust und das Kraftwerk des Geistes des afrikanischen
Nationalismus sein.“
Das Manifest wies den Gedanken der Treuhänderschaft entschieden zurück, den
Gedanken, dass der weißen Regierung von Südafrika die Interessen der Afrikaner
irgendwie am Herzen liegen könnten. Wir verwiesen auf die lähmende, anti-
afrikanische Gesetzgebung der vergangenen vierzig Jahre, angefangen mit dem Land
Act von 1913, der die Schwarzen um 87 Prozent des Territoriums im Land ihrer
Geburt gebracht hatte, über den Urban Act von 1923, der übervölkerte afrikanische
Slums begründete, die man beschönigend „Native Locations“ nannte, den Color Bar
Act von 1926, der Afrikanern die Ausübung von Fachberufen untersagte, der Native
Administation Act von 1927, der anstelle der höchsten Häuptlinge die britische
Krone zum Obersten Herrscher über alle afrikanischen Gebiete machte, bis hin
schließlich , 1936, zum Natives Representative Act, der Afrikaner am Kap des
allgemeinen Wahlrechtes beraubte und damit die Illusion zerstörte, die Weißen
könnten den Afrikanern erlauben, ihr Schicksal zu bestimmen.
Wir waren äußerst vorsichtig gegenüber dem Kommunismus. Das Dokument
konstatierte: „Wir mögen bei fremden Ideologien Anleihen nehmen, doch wir lehnen
den Gesamtimport ausländischer Ideologien nach Südafrika ab.“ Dies war eine
implizite Zurückweisung gegenüber der Kommunistischen Partei, die Lembede und
viele andere, darunter auch ich, als eine „ausländische“ betrachteten, die für die
afrikanische Situation unbrauchbar sei. Lembede war der Meinung, die
Kommunistische Partei werde von den Weißen dominiert, was das Selbstvertrauen
und die Initiative de Afrikaner unterminiere.”