Dr.Alabayati schreibt dazu: „Es begann in den 1990er Jahren. Damals versuchte
ich zuerst, auf die islamistische Radikalisierung und ihre dunklen Machenschaften
aufmerksma zu machen, was zur Folge hatte, dass ich immer wieder zu einer
Zielscheibe des Islamisten-Hasses wurde. Aber erst 2014 wurden die bis dahin
vage gehaltenen Drohungen lebensbedrohlich. Ein Foto, das mich im Fadenkreuz
eines Zielfernrohrs zeigte, machte die Runde im Internet, und die IS-Gewalttäter
brachten ihre Drohungen bis zu den Zähnen bewaffnet vor, untermalt mit Bildern
von Enthauptungen. Man kann sich vorstellen, dass einen angesichts solcher
Aktionen spontan Entsetzen befällt. Was ging hier vor? Mitten in Europa,  mitten
in Wien.
Es waren keine fadenscheinigen Drohungen, sondern Todesurteile aus Syrien von
dorthin ausgewanderten blutrünstigen IS-Kämpfern mit tausenden Anhängern in
Österreich und Deutschland auf Facebook. Um einige anzuführen, waren wohl am
schärfsten jene von Firas H., dazu noch die des Tschet-schenen Abdallah Shishani.
Den Anfang hatte ein bosnischer Dschihadist gemacht. Die drei Erwähnten sind
2015 in Syrien und im Irak gefallen.
Die Feindseligkeiten gegen mich zogen immer weitere Kreise. Nach einem
Freitagsgebet 2015 im Islamischen Zentrum sprach ein Islamist in einer Gruppe
radikaler Tschetschenen, Bosnier, Türken, Araber, umgeben von seinen als Leib-
wächter fungierenden Freunden, eine Morddrohung durch ein angekündigtes Mes-
serattentat aus. Durch einen aufmerksamen, mir unbekannten Moslem, der die
Information seinem Hausarzt im Gespräch mitteilte, erfuhr die Polizei davon.
Schließlich machte der Zeuge seine Aussage sogar im Kommissariat.
Zusätzlich wurde mir eine angedrohte Abrechnung via Videobotschaft zugespielt,
die vom Leiter eines islamischen Friedhofs stammte.“ (S.23ff.)
Von da an war für Amer Albayati und seine Angehörigen nichts mehr, wie es
vorher war. Er musste sieben Monate lang unter ständigem Polizeischutz leben:
„Vor meiner Tür waren rund um die Uhr Wega-Polizisten mit  Maschinen-
gewehren und Kampfausrüstung positioniert. Sie bezogen dort regelrecht einen
Außenposten mit allen Schutzeinrichtungen, die ihnen zur Verfügung standen. In
dieser Zeit musste ich eine sehr schwere kugelsichere Weste tragen und war nur in
gepanzerten Limousinen zu Vorträgen oder unaufschiebbaren Terminen unter-
wegs. Von einem Leben in Freiheit, von der Errungenschaft der Meinungsfreiheit
in Europa konnte ich nur träumen.“ (S.16)
Quelle: Amer Albayati, “Auf der Todesliste des IS - Ein Islam-Insider & Reformer
              als bedrohter Warner vor Radikalismus und Terror”, 2016, Seifert Verlag
Mehr dazu siehe ...
Amer Albayata
im Visier der
 IS-Dschihadisten