25.03.13
Zypern
Zyperns Staatsbankrott ist abgewendet
Euro-Gruppe einigt sich auf Zehn-Milliarden-Hilfe - Bankensektor wird drastisch umgebaut
Berlin/Brüssel (dapd). Einigung in letzter Minute: Das finanziell schwer
angeschlagene Zypern bekommt nun doch zehn Milliarden Euro an neuen Krediten.
Das beschloss die Euro-Gruppe in der Nacht zum Montag und wendete damit einen
drohenden Staatsbankrott des Landes ab. Streitpunkt war bis zuletzt die
Zwangsabgabe für Spareinlagen bei zyprischen Banken. Darauf hatten die
internationalen Geldgeber gedrungen. Jetzt sollen nach Angaben von Euro-
Gruppenchef Jeroem Dijsselbloem nur Einlagen von mehr als 100.000 Euro
herangezogen werden.
Die Verhandlungen standen unter einem hohen Zeitdruck. Bis zuletzt wurde
fieberhaft nach einer Lösung gesucht, zeitweilig drohte Zyperns Präsident Nikos
Anastasiades sogar mit einem Rücktritt. Nun ist nicht nur eine Beteiligung des
Bankensektors vereinbart, sondern auch eine Bekämpfung der Geldwäsche, eine
Erhöhung der Körperschaftssteuer und der Kapitalertragssteuer.
Nach Angaben von EU-Währungskommissar Olli Rehn ist ferner die Einsetzung
einer Taskforce für Zypern vorgesehen. Sie soll bei der Umsetzung des neuen
Maßnahmenpakets helfen. Unter anderem ist geplant, den überdimensionierten
Bankensektor bis 2018 auf EU-Niveau abzubauen. Eine grundlegende Reform des
Bankensektors hatte die Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank
(EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) zur Bedingung für die
Milliardenhilfen gemacht.
Hilfspaket umfasst zehn Milliarden Euro
Nach der Brüsseler Einigung können nun die von der Troika aus EU, EZB und IWF
in Aussicht gestellten Finanzhilfen von zehn Milliarden Euro fließen. Dafür wird
Zypern 5,8 Milliarden Euro als Eigenleistung erbringen. Ein formeller Beschluss des
Euro-Rettungsschirms ESM soll Mitte April fallen. Zugleich äußerte die Euro-
Gruppe die Erwartung, dass sich Zypern auch mit Russland über einen finanziellen
Beitrag zur Sanierung der Staatsfinanzen verständigt.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hatte noch am Sonntag vor einem Scheitern
der Rettungsgespräche gewarnt. Das würde auch einen Vertrauensverlust für Europa
insgesamt bedeuten, sagte der SPD-Politiker im ZDF. "Wenn wir ein kleines Problem
nicht stemmen, wer hat dann Vertrauen in uns, dass dann große Probleme bewältigt
werden." Er rief alle Beteiligten zu ernsthaften Schlussverhandlungen in Brüssel auf.
Experten warnten indes vor politischen Zugeständnissen und schlossen selbst einen
Staatsbankrott nicht mehr aus.
Drastische Einschnitte in den Bankensektor
Nicht profitieren von der Zehn-Milliarden-Euro-Hilfe werden die beiden größten
Banken des Landes, die Bank of Cyprus und die Laiki-Bank. Das stellte die Euro-
Gruppe zum Abschluss ihrer Krisensitzung in Brüssel klar. Während die Bank of
Cyprus sich über die Europäische Zentralbank refinanzieren und ihre Anleger zur
Sanierung heranziehen muss, wird die zweitgrößte Bank Zyperns zerschlagen. Hier
ist eine sogenannte Good Bank und eine Bad Bank vorgesehen. Letztere wird
schrittweise abgewickelt.
Der Chef des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, verteidigte eine
Beteiligung der zyprischen Sparer. "Mich ärgert nur, dass die Steuerzahler der noch
gesunden Länder der Eurozone immer noch den Löwenanteil der Lasten tragen
sollen, um die spekulativ in Zypern angelegten Gelder vor Verlusten zu schützen",
sagte er der "Welt am Sonntag". Auch bei Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer
stieß die harte Haltung der Notenbank auf Zustimmung.
(Der Beschluss der Euro-Gruppe:
http://consilium.europa.eu/uedocs/cms_data/docs/pressdata/en/ecofin/ 136487.pdf )
Axel Springer
Quelle:  http://www.welt.de/newsticker/news3/article114733966/Zyperns-Staatsbankrott-
              ist-abgewendet.html