Frankreich entsendet weitere Truppen
Zentralafrika vor dem Zusammenbruch
Frankreich will 1000 weitere Soldaten in die Zentralafrikanische Republik entsenden,
um die eskalierende Gewalt zu beenden. Bislang unterstützen 400 französische Soldaten
die afrikanischen Truppen vor Ort. Seit dem Sturz des Präsidenten durch Rebellen im
März hat sich die Sicherheitslage im Land dramatisch verschlechtert.
Von Antje Diekhans, ARD-Hörfunkstudio Nairobi
Der Flughafen in Bangui ist einer der wenigen Orte in der Zentralafrikanischen
Republik, die noch gesichert sind. Französische Soldaten sind hier stationiert. Mit
Ferngläsern versuchen sie im Blick zu behalten, was sich in der Hauptstadt abspielt.
Viel mehr kann die Truppe von etwa 450 Mann bisher nicht tun. Jetzt will
Frankreich den Einsatz verstärken und weitere 1000 Soldaten schicken.
Französische Soldaten sichern den Flughafen der Hauptstadt Bangui.
"Die Situation in der Zentralafrikanischen Republik ist Besorgnis erregend", sagte
der französische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian dem Sender Europe 1.
"Wir hören von Exekutionen und Massakern. Frankreich ist bereit, eine afrikanische
Truppe zu unterstützen." Der Einsatz der französischen Armee solle etwa sechs
Monate andauern, so Le Drian.
Rebellen seit März an der Macht
Die Zentralafrikanische Republik hat seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960
eine Reihe von Staatsstreichen erlebt. Wechselnde Herrscher beuteten die
Rohstoffvorkommen wie Gold, Diamanten und Uran aus. Anfang des Jahres
übernahm ein Bündnis von Rebellengruppen die Macht. Ihr Anführer, Michel
Djotodia, erklärte sich zum Präsidenten. Doch seitdem ist die Allianz
auseinandergebrochen. Marodierende Banden morden und plündern überall im
Land.
"Die Sicherheitslage ist katastrophal", sagt der stellvertretende UN-Generalsekretär
Jan Eliasson. "Die Bevölkerung leidet in einem Ausmaß, das wir uns kaum vorstellen
können. Kinder werden zu Soldaten gemacht und die sexuelle Gewalt nimmt zu."
Die Rebellengruppe Séléka hatte im März Präsident Bozizé gestürzt.
Hunderttausende Flüchtlinge
Mehr als 400.000 Menschen sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen
inzwischen auf der Flucht. Viele leben im Busch, wo sie kaum etwas zu essen und
kein sauberes Wasser haben. Seuchen breiten sich aus.
In einigen Dörfern gibt es Trennlinien, um Religionsgruppen auseinander zu halten.
Die Rebellenbewegung setzte sich aus muslimischen Kämpfern zusammen. Die
Bevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik besteht aber zur Hälfte aus
Christen, die sich jetzt ebenfalls bewaffnen. Einwohner von Bangui berichten, dass
Macheten auf offener Straße verteilt werden.
Hilfsorganisationen fürchten um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter. "Die Spannungen
nehmen zu", sagt die Leiterin vom International Rescue Committee, Sarah Terlouw.
"Autos werden überfallen. In Bangui wurde eine Ausgangssperre verhängt." Auch in
der Hauptstadt werde die Sicherheitslage immer schlechter.
Frankreich schickt 1000 Soldaten nach Zentralafrika
A. C. Heckmann, ARD Paris
26.11.2013 13:49 Uhr
Quelle:  http://www.tagesschau.de/ausland/soldaten-zentralafrika100.html