Geschichte von Zentralasien
Zentralasien war im Altertum und Mittelalter geprägt von Stammesgesell-
schaften, die teils sehr erfolgreich Großreiche bilden konnten bzw. in den Bereich
der chinesischen, indischen, iranischen und europäischen Hochkulturen einfielen.
Als Beispiele seien die Skythen, Xiongnu, Hunnen, Saken, Wusun, Mongolen
und Timuriden genannt.
Antike
Im 5. Jahrhundert v. Chr. reichte das persische Achämenidenreich unter König
Dareios I. bis nach Zentralasien, wenngleich es an der dortigen Grenze immer
wieder zu Kämpfen mit nomadischen Stämmen kam.
Der Makedonenkönig Alexander der Große eroberte im Verlauf des
Alexanderzugs das Perserreich und errichtete bis 323 v. Chr. ein eigenes
Großreich, das ebenfalls bis nach Zentralasien ins Ferghana-Tal reichte und
vielfältige kulturelle Impulse setzte.
Das Alexanderreich brach bald zusammen und die Nachfolge in Syrien,
Mesopotamien und Iran traten die Seleukiden an.
Der griechische Einfluss im Zeitalter des Hellenismus, der in Zentralasien sehr
wirksam war, zeigte sich sowohl im Seleukidenreich als auch im Griechisch-
Baktrischen Königreich (beide 3.–2. Jahrhundert v. Chr).
Im Zuge des Versuchs der Hellenisierung wurden neue Städte gegründet und
Griechen in kleinerer Zahl angesiedelt; ein relativ gut erforschtes diesbezügliches
Beispiel stellen etwa die Ausgrabungen von Ai Khanoum im heutigen nördlichen
Afghanistan dar.
Im 3. Jahrhundert v. Chr. verloren die Seleukiden die Kontrolle in diesem Raum,
nachdem sich das bereits erwähnte griechisch-baktrische Königreich etablierte und
sich bis nach Nordindien ausbreitete (siehe auch Indo-Griechisches Königreich).
Wenngleich das griechische Baktrien bald im Verlauf von Angriffen verschiedener
Steppenvölker unterging, gab es in der Folgezeit einen wechselseitigen und
produktiven kulturellen und wirtschaftlichen Austauschprozess.[4]
Seidenstraße
Die Entwicklung der Seidenstraße mit ihrer Hochzeit in der Antike ab dem 2.
Jahrhundert v. Chr. bis ins Mittelalter im 13. Jahrhundert n. Chr. prägte zumindest
den Südteil der Region.
Die Seidenstraße erstreckte sich in Zentralasien von der ostiranischen Hochebene
und der Stadt Merw im Westen bis zur Wüste Gobi und der Stadt Dunhuang im
Osten sowie dem Abzweig Richtung Süden nach Kaschmir und Peschawar.
Sie verband drei der wichtigsten asiatischen Kulturräume: Iran, Indien und China.
Das Land ist gekennzeichnet durch Wüsten mit alten Oasenstädten, der Kasachen-
steppe im Westen und der mongolischen Steppe im Osten sowie hohen Gebirgen.
Islamische Expansion und beginnendes Mittelalter
Im Verlauf der Islamischen Expansion drangen die Araber aus dem Westen bis 712
an die Grenzen Chinas und Indiens vor. In Transoxanien eroberten sie die türki-
schen Besitzungen, verbunden mit einer langsamen Islamisierung, wobei den
Arabern allerdings von verschiedenen Stämmen sowie einzelnen sogdischen
Stadtstaaten hartnäckig Widerstand geleistet wurde.
Der Vorstoß nach West- und Zentralindien wurde durch die Niederlage von 738
gegen die Herrscher von Sindh verhindert.
751 besiegten die Araber in der Schlacht am Talas ein chinesisches Heer, da
angeblich weite Teile der Truppen die Araber als Befreier ansahen und zu ihnen
überliefen.
Das arabische Vordringen endete hier, in den folgenden Jahren wurde der
chinesische Einfluss in Zentralasien zu Gunsten des arabisch-islamischen
zurückgedrängt.
Mongolisches-Reich (13. Jh.) und Nachfolgestaaten (bis ins 19. Jh.)
Die Mongolen waren Nomadenvölker, die im 13. Jahrhundert von hochent-
wickelten landwirtschaftlichen und städtischen Kulturen umgeben waren, von
denen jedoch keine über eine starke Zentralgewalt verfügte.
Die Mongolen verbanden diese Regionen dank überlegener Kriegführung zu einer
Art Staatenverband mit politischen wie wirtschaftlichen Interessen. Von 1206 bis
1260 bestand das einheitliche Mongolische Reich, das in mehrere Teilreiche zer-
fiel: Goldene Horde, Tschagatai-Khanat, Reich der Ilchane und das Reich der
Yuan-Dynastie. 1468 kam es nochmals zu einem einheitlichen Reich.
Zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert beherrschte das aus dem Mongolenreich
hervorgegangene Tschagatai-Khanat weite Teile Zentralasiens. Der regierende
Khan hatte seine Residenz in der Stadt Almalyq, dem heutigen Gulja.
Die Dynastie der Timuriden war ein von Timur (Tamerlan) gegründetes, musli-
misches Herrscherhaus, das von 1370 bis 1507 ein Reich in Zentral- und Südwes-
tasien (im Gebiet der heutigen Staaten Afghanistan, Iran und Usbekistan) regierte.
Hauptstadt war anfangs Samarqand, später auch Herat.
Im 16. Jahrhundert dehnten diese ihren Einfluss bis über fast ganz Indien aus, und
begründeten dort das Reich der Moguln (Mongolen), das bis in das mittlere 19.
Jahrhundert Bestand hatte.
Aus dieser Zeit rühren die Gemeinsamkeiten zumindest des nördlichen Indischen
Subkontinents mit Zentralasien her.
In der Folgezeit traten weitere Steppenvölker in Erscheinung:
-
Ab 1447 errichteten die Usbeken das Usbeken-Khanat, auch Khanat von
Buchara genannt. 1512 wurde in Choresm das Khanat Chiwa gegründet, das
1873 von Russland erobert wurde. 1710 bis 1876 bestand das Khanat
Kokand.
-
Ab dem 15. Jahrhundert nannten sich zentralasiatische Steppennomaden
wieder Kasak-Kirgisen. Kasak-Kirgisen bezeichnete Steppennomaden und
Kara-Kirgisen die Bewohner des Berglandes, die in einem lockeren Bünd-
nis standen. Aus den Kasak-Kirgisen gingen später die Kasachen und aus
den Kara-Kirgisen die heutigen Kirgisen hervor. Ab 1640 gerieten die
Kirgisen unter die Herrschaft der Oiraten.
-
Ab dem 15. Jahrhundert werden erstmals die Kasachen erwähnt, die aus
verschiedenen Steppennomaden-Völkern hervorgegangen sind. Die Kasa-
chen versuchten in den nördlichen Steppengebieten, in Konkurrenz zu den
Usbeken, eine eigene Herrschaft zu etablieren. Sie gründeten 1509 das bis
1848 bestehende kasachische Khanat.
-
Die Oiraten waren zu Zeiten Dschingis Khans westmongolischer Stamm,
der als Stammeskonföderation vom 15. bis ins 18. Jahrhundert weite Teile
Zentralasiens kontrollierte. Eine Untergruppe der Oiraten waren die
Dsungaren
Russische Eroberungen (16.–19. Jh.)
Russland hatte ab dem 16. Jahrhundert an seinen südöstlichen Grenzen vom
Kaspischen Meer bis zum Altaigebirge eine lange Linie von Kosakensiedlungen 
errichtet, deren Basen Orenburg, Petropawl, Omsk, Semipalatinsk (heute Semei)
und Ust-Kamenogorsk (heute Öskemen) waren und die Kasachen an Einfällen in
das Wolgagebiet und Westsibirien hindern sollten.
Die Kasachen brachen aber häufig durch die russischen Linien und griffen die
Siedlungen an.
Russland dehnte im beginnenden Zeitalter des Imperialismus sein Einflussgebiet
auf Turkestan aus. Durch die Beseitigung der Kleinen Horde 1822 und der
Mittleren Horde 1824 wurde die kasachische Unabhängigkeit untergraben. In der
Steppe wurden Grenzposten errichtet. Es folgten zunächst erfolglose Expeditionen
gegen das Khanat Chiwa. In den 1840er Jahren wurden die Stützpunkte in die
Steppe vorgeschoben. Russland drang in Gebiete ein, die vom Khanat Kokand
beansprucht wurden, aber praktisch unverteidigt waren. 1853 wurde Kasalinsk
(heute Qasaly) erreicht, ein Jahr später Alma-Ata gegründet. Durch den Krimkrieg
kam es zu einer Unterbrechung des Vordringens.
1864 begannen erneute Operationen und Dschambul (heute Taras), Jassy und
Tschimkent (heute Schymkent) wurden erobert. Die Russen erreichten den Fluss
Tschu und umgaben die Kasachensteppe mit einem Ring von Forts. 1867 wurden
die neu gewonnenen Gebiete als "Oblast Turkestan" einem Militärgouverneur
unterstellt. Danach wurde die Stadt Chudschand erobert, und als Folge erklärte
sich der Khan von Kokand, Khudayar Khan, zum Vasall des Zaren. Ein neuer
Feldzug gegen das Emirat von Buchara schloss sich an, 1868 nahmen die Russen
Samarqand ein.
Die abgetretenen Gebiete wurden in das Generalgouvernement Turkestan
eingegliedert, das am 11. Juli 1867 gegründet worden war. 1873 wurde schließlich
das Khanat Chiwa erobert. Kokand wurde nach einer Phase der Unsicherheit und
nach einem erfolglosen Aufstand 1876 von General Skobelew erobert und als
Oblast eingegliedert.
Auch im Gebiet südlich des Amurdarja hatte Russland bereits Fuß gefasst.
1881–85 wurde das transkaspische Gebiet im Zug eines Feldzugs annektiert, dabei
kamen Aschgabat und Merw unter russische Kontrolle.
Der Osten und Süden (18.–20. Jh.)
1748 wurde in Chorasan die paschtunische Dynastie der Durrani gegründet, deren
Emire als „Herrscher von Chorasan“ zu Vorläufern des heutigen Staates Afghanis-
tan wurden. 1863 fiel Herat endgültig an Afghanistan.
Die russische Expansion südwärts kam 1887 zum Stillstand, als mit dem Kontra-
henten Großbritannien die afghanische Nordgrenze festgelegt wurde, die gleich-
zeitig die Demarkationslinie der Interessen- und Einflusssphären bildete.
Großbritannien hatte 1846 Kaschmir als Protektorat erworben, konnte sich aber in
zwei Kriegen 1839–1842 und 1878–1880 in Afghanistan nicht durchsetzen.
Afghanistan wurde zum Pufferstaat zwischen den beiden imperialen Mächten, was
1907 im Vertrag von Sankt Petersburg bekräftigt wurde (vgl. The Great Game).
Sinkiang
Im Osten gelang es Kaiser Qianlong um 1757 das Gebiet von Sinkiang unter
chinesische Kontrolle zu bringen. Während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
sorgten die Khane von Kokand ständig für Unruhen in den Gebieten um Yarkant
und Kaxgar. 1867 rief der autokratische Warlord Jakub Bek in der Region ein
islamisches Emirat aus. Dem chinesischen General Zuo Zongtang gelang es 1877
den selbsternannten Emir zu vertreiben und die Dsungarei und das Tarimbecken
zur Provinz Sinkiang (chin. „Neue Grenze“) zu vereinen. Russland eroberte 1876
Kokand und integrierte dieses Teilgebiet in das russische Turkestan. Gleichfalls
zählte von 1871 bis 1881 das Ili-Gebiet zu Russland. Bis zur Xinhai-Revolution
1911 galt Sinkiang de facto als Einflusszone des Russischen Reiches, obwohl die
Provinz ein Bestandteil Chinas war.
Nach Gründung der Republik China (1912–1949) dominierten in der Region
verschiedene Warlords, die ab 1921 von der Sowjetunion teilweise finanzielle und
militärische Unterstützung erhielten.
1934 erfolgte die Sowjetische Invasion in Sinkiang. Faktisch war die Provinz
anschließend bis 1944 ein sowjetisches Protektorat.
Zunächst unterstützte die UdSSR den Warlord Sheng Shicai, danach kasachische
Nationalisten, die 1944 nach sowjetischen Vorbild die Republik Ostturkestan
ausriefen.
Bis zur Gründung der Volksrepublik China 1949 unterhielt die UdSSR
Militärbasen in Sinkiang, dominierte die Wirtschaft und führte militärische
Expeditionen im Ili-Gebiet sowohl gegen die Nationalchinesen unter der Führung
von Chiang Kai-shek als auch gegen die chinesischen Kommunisten unter der
Führung von Mao Zedong durch. Erst am 17. Dezember 1949 kam Sinkiang
vollständig wieder unter Kontrolle der chinesischen Zentralregierung.
Mongolei
Nach dem Zusammenbruch der chinesischen Qing-Dynastie im Jahre 1911 erklärte
sich die Äußere Mongolei mit russischer Unterstützung für unabhängig.
China erkannte die Sezession nicht an und unterschrieb erst unter Androhung der
militärischen Besetzung der Mongolei am 5. November 1913 ein russisch-chinesi-
sches Abkommen, dessen Inhalt am 25. Juni 1915 durch den Vertrag von Kjachta
(1915) bekräftigt wurde.
 In diesem verzichtete Russland auf einen Einfluss in der Inneren Mongolei,
während China sich verpflichten musste, der Äußeren Mongolei weitgehende
Autonomierechte einzuräumen.
Nach der Oktoberrevolution nutzten die Nationalchinesen Russlands Schwäche
und gliederten die Äußere Mongolei am 27. November 1919 wieder in die
Republik China ein.
Zwischen 1920 und 1921 besetzte ein Teil der Weißen Armee unter Führung von
Roman von Ungern-Sternberg den größten Teil der Mongolei, der am 13. März
1921 in der Äußeren Mongolei eine unabhängige Monarchie ausrief und nominell
Bogd Khan als Staatsoberhaupt einsetzte.
Am 3. Juli 1921 marschierte die Mongolische Revolutionäre Volksarmee,
bestehend aus 260 Guerillakämpfern, nebst 10.000 sowjetischen Soldaten der
Roten Armee in die Äußere Mongolei ein und besetzte innerhalb kurzer Zeit Urga,
das heutige Ulaanbaatar. 
Die Sowjetunion etablierte daraufhin eine Marionettenregierung, beließ es jedoch
vorübergehend bei einer konstitutionellen Monarchie mit stark eingeschränkten
Rechten Bogd Khans. Nach dessen Tod wurde die Äußere Mongolei am 13. Juli
1924 als erstes sowjetisches Satellitenregime dieser Art zur „Volksrepublik“
erklärt.
Am 26. November 1924 erhielt die Mongolische Volksrepublik eine Verfassung,
die als Ziel eine „sozialistische Transformation unter Umgehung des
Kapitalismus“ festschrieb.
Tibet
Bis Anfang des 18. Jahrhunderts blieb Tibet ein Staatswesen im mongolischen
Einflussbereich. 1717 besetzten Dsungaren die tibetische Hauptstadt Lhasa und
schwächten die Macht der Mongolen.
In Folge gab der mandschurische Kaiser Kangxi 1720 Befehl, nach Lhasa zu
marschieren, setzte den 7. Dalai Lama ins Amt und erklärte Tibet zum Protektorat.
Ab 1727 nahmen die mandschurischer Kaiser direkten Einfluss auf die tibetische
Regierung, ohne ihre Existenz in Frage zu stellen. Phola Tedji (1728–1747) erhielt
als Herrscher Tibets vom Mandschu-Kaiser Qianlong einen königsartigen Titel
und schuf eine eigene tibetische Armee mit 25000 Soldaten.
1751 bis 1756 übernahm der 7. Dalai Lama Kelsang Gyatsho auch die politische
Regierung. Mit der Erweiterung der Machtbefugnisse eines Dalai Lama endete
faktisch des mandschurische Protektorat als Herrschaftsform in Tibet und es
begann das Konstrukt einer Oberhoheit, das über 160 Jahre lang bestand.
     Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralasien)
                  dort gibt es weitere Quellenangaben
Turkestan um das Jahr 1900 (Wikipedia)
Lhasa im Jahr 1938