Laut dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) leiden rund
870 Millionen Menschen weltweit an Hunger, etwa jeder achte (12 %).
An den Folgen von Hunger und Unterernährung sterben mehr Menschen als an
HIV/AIDS, Malaria und Tuberkulose zusammen. Jedes Jahr sterben etwa 8,8
Millionen Menschen an Hunger, was einem Todesfall rund alle drei Sekunden
entspricht (Stand 2007).  Häufig sind Kinder betroffen, jedes vierte ist in
Entwicklungsländern untergewichtig.
Die meisten Hungernden leben in Asien und der Pazifikregion (524 Millionen),
gefolgt von Afrika südlich der Sahara (206 Millionen). Auch in Lateinamerika
(52 Millionen), dem Nahen Osten (38 Millionen) und vielen osteuropäischen
Ländern ist Hunger ein Problem. Die meisten Hungernden leben in Entwick-
lungsländern (820 Millionen).
Ursachen des Welthungers
Einig ist man sich darüber, dass Hunger verschiedene Ursachen hat. Welchen
davon jedoch wie viel Bedeutung beizumessen ist, ist je nach politischem
Standpunkt und Interessenzugehörigkeit umstritten.
Politische, soziale und ökonomische Faktoren
Hunger entsteht heute selten dadurch, dass es rein mengenmäßig zu wenig
Nahrung gibt. Verschiedene soziale, politische und ökonomische Faktoren sind
dafür verantwortlich, dass die Nahrung nicht zu denjenigen gelangt, die sie
brauchen.
50 % der Hungernden sind Kleinbauern, die hauptsächlich von dem leben, was
sie selbst anbauen. Da sie arm sind, können sie bei Bedarf keine ausreichen-
den Nahrungsmittel hinzukaufen und sind von Hunger bedroht, wenn ihre
Ernte schlecht ausfällt oder – wenn sie Produkte zum Verkauf anbauen, um
vom Erlös Nahrungsmittel zu kaufen – sie keine existenzsichernden Preise für
ihre Waren erzielen können.
20 % der Hungernden sind Landarbeiter ohne eigenes Land, weitere 20 % leben
in städtischen Elendsvierteln, die restlichen 10 % sind Fischer und Viehzüch-
ter. Auch sie sind aufgrund ihrer Armut für Hunger anfällig.
In vielen Ländern wird die Situation durch Naturkatastrophen (Klimaschwank-
ungen, Dürre, Überschwemmungen etc.), durch bewaffnete Konflikte, Korrup-
tion und schlechte Regierungsführung verschärft.
Eine Studie der UNCTAD (United Nations Conference on Trade and Develope-
ment) zeigt, dass eine Ursache für Hungerkrisen darin liegt, dass die Märkte
nicht gemäß der Effizienzmarkthypothese funktionieren, d.h., dass sie durch
Anlegerverhalten verzerrte Preissignale senden, die nicht die Knappheit eines
Nahrungsmittels wiedergeben.
In Entwicklungsländern tragen Nahrungsmittelspekulationen oft zu schwan-
kenden und teuren Preisen bei.
Familien in Entwicklungsländern müssen oft bis zu 70 % ihres Einkommens für
Nahrungsmittel ausgeben. Wenn die Nahrungsmittelpreise steigen und sie
mehr Geld für Essen ausgeben, haben sie weniger Mittel für Bildung, Gesund-
heit, Kleidung und Wohnkosten zur Verfügung.
Nach Ansicht verschiedener Beobachter ist der Welthunger nicht von mangeln-
der Produktion verursacht, sondern von ungerechter Verteilung. 
Laut UNO  werden jedes Jahr 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel in den Müll
geworfen, was rechnerisch etwa viermal so viel ist, wie nötig wäre, um das
Hungerproblem in der Welt zu lösen. Allein die in den Industrienationen weg-
geworfene Menge von 300 Millionen Tonnen jährlich würde reichen, um alle
hungernden Menschen zu ernähren.
In den Industrieländern wird Hunger als gesellschaftliches Problem diskutiert.
Es ist allerdings insgesamt weniger gravierend als in den Entwicklungslän-
dern. Die Ursachen sind indes ähnlich: zunehmend ungleiche Einkommens-
entwicklung sowie in einigen Industrieländern eine relativ hohe Arbeits-
losigkeit.
In den USA hungerten im Jahr 2005 10,8 Millionen US-Bürger. Insgesamt waren
es gar 35 Millionen, also jeder achte US-Amerikaner, die „Schwierigkeiten
hatten, sich zu ernähren“. Offiziell gibt es jedoch keine „Hungernden“, da die
US-Regierung seit dem November 2006 stattdessen von Menschen mit „sehr
geringer Nahrungssicherheit“ spricht.
Welthandelsstrukturen
Die Strukturen des Welthandels sind eine weitere Ursache für den Hunger in
den Entwicklungsländern. Der Welthandel wird durch die Industrieländer
dominiert. Der Anteil von Westeuropa am weltweiten Export betrug 2000 39,5%,
der Anteil von Nordamerika 17,1 %. Der Anteil Afrikas dagegen lag 2000 bei
2,3%.
Die Industrieländer propagieren einen freien Welthandel und drängen daher die
Entwicklungsländer dazu, Importbeschränkungen aufzugeben und ihre einhei-
mische Landwirtschaft nicht mit Subventionen zu unterstützen. Die Industrie-
länder selbst subventionieren ihre Landwirtschaft jedoch massiv und fördern
mit Exportsubventionen den Export von Produktionsüberschüssen in
Entwicklungsländer („Agrardumping“).
Diese Überschüsse werden dort zu somit künstlich verbilligten Preisen ange-
boten und konkurrieren mit der Landwirtschaft der Entwicklungsländer. Ein-
heimische Bauern verlieren als Folge ihre lokalen Absatzmärkte, müssen ihre
Produktion auf den eigenen Bedarf beschränken oder ganz einstellen. Dadurch
können ganze Länder von Importen abhängig werden. So war Mexiko einst ein
führender Produzent von Mais in Lateinamerika, muss jedoch heute fast die
Hälfte seines Maisbedarfs aus den USA importieren.
Daneben beschränken die Industrieländer mit Handelsbarrieren den Import
landwirtschaftlicher Produkte aus Entwicklungsländern.
Die Industrie ist in den meisten Entwicklungsländern schwach entwickelt. Viele
Entwicklungsländer sind vom Export eines einzigen Rohstoffes abhängig.
Diese wirtschaftlichen Strukturen stammen aus der Kolonialzeit, in der die
Industrieländer ihre Kolonien zum Export von Rohstoffen und gleichzeitig zur
Abnahme ihrer Industriegüter gezwungen hatten.
2001 waren 95 % aller Exporte von Guinea-Bissau Cashewnüsse. 76 % des
Exports von Burundi war 2001 Kaffee. 72 % aller jamaikanischen Exporte war
Aluminium. Entsprechend schwer werden diese Länder von Preisschwankun-
gen dieser Produkte getroffen, wie der Verfall des Kaffeepreises und die Folgen
für Kaffeebauern auf der ganzen Welt („Kaffeekrise“) deutlich machten.
Die Staatsverschuldung der Entwicklungsländer führt dazu, dass die
betreffenden Länder einen großen Teil ihrer Wirtschaftsleistung für
Zinszahlungen an das Ausland aufbringen müssen. Dadurch stehen ihnen
weniger Mittel für Entwicklung und Armutsbekämpfung zur Verfügung.
Lösungsansätze:
Die Lösung des Problems Welthunger ist komplex. Ein Patentrezept gibt es
nicht. Je nach Region müssen die dortigen sozialen, politischen, wirtschaft-
lichen, ökologischen und geographischen Bedingungen berücksichtigt
werden.
Die FAO geht davon aus, dass genug Nahrungsmittel produziert werden
können, um den Welthunger zu reduzieren. Es sei möglich, sowohl die
Ursachen als auch die Auswirkungen wirksam zu bekämpfen.
Einerseits müssen Nahrungsversorgung und Einkommen der Armen gesteigert
werden, indem deren Produktivität erhöht wird. Andererseits sind Maßnahmen
erforderlich, die diese Menschen kurzfristig versorgt. Außerdem müssen die
Regierungsstrukturen in den betroffenen Ländern gestärkt werden, um eine
nachhaltige und gleiche Grundversorgung zu gewährleisten.
Da ein großer Teil der Nahrungsmittel für die Viehzucht eingesetzt wird und
dort über einen ungünstigen Wirkungsgrad verfügt, ist eine Fokussierung auf
vegane und vegetarische Lebensmittel von Vorteil.
Methoden zur Eindämmung des Bevölkerungswachstums sind bessere
sexuelle Aufklärung und Familienplanung. Auch allgemeine Bildungs-
programme für Mädchen und Frauen können dazu beitragen, das Bevöl-
kerungswachstum einzudämmen; laut Studien der Weltbank ist die Gebur-
tenrate bei Frauen ohne Schulbildung dreimal höher als bei Schulabsol-
ventinnen. Kontrovers beurteilt werden staatlich verordnete Maßnahmen wie
die Ein-Kind-Politik Chinas; im dicht bevölkerten afrikanischen Ruanda, wo die
Geburtenrate bei etwa sechs Kindern pro Paar liegt, bestehen Pläne für eine
„Drei-Kinder-Politik“.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Verbesserung der landwirtschaftlichen
Produktionsmethoden, insbesondere die Förderung produktiverer und
umweltschonender Anbautechniken und entsprechende Bildungsprogramme
für Bauern.
Die Bekämpfung der Desertifikation soll verhindern, dass landwirtschaftlich
nutzbares Land verloren geht. Bei sogenannten innovativen Food for Work-
Projekten vom UN-Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen werden
Projektteilnehmer von WFP für ihre geleistete Arbeit mit Nahrungsmitteln
bezahlt, damit sie in Zukunft sich selbst, ihre Familien und Gemeinden selbst
versorgen zu können. So können die Kleinbauern mehr Nahrungsmittel
produzieren als ihre Familien benötigen, die daraus entstandenen Überschüsse
verkaufen und mehr verdienen, wenn sie bessere Anbaumethoden lernen.
Undemokratische Strukturen und schlechte Regierungsführung stehen in
vielen Entwicklungsländern der Bekämpfung des Hungers im Weg.
Gezielte Förderungen für demokratische Reformen und Programme zur
Bekämpfung von Korruption durch internationale Organisationen könnten in
diesem Bereich eingesetzt werden.
Das International Food Policy Research Institute vergleicht in seinem Welt-
hunger-Index die Lage von 119 Entwicklungsländern und osteuropäischen
Transformationsstaaten in den letzten 25 Jahren, um den politischen Willen
gegen Hunger zu stärken.
In zwei Dritteln der Länder hätten sich magere Erfolge gezeigt. Zehn afrikani-
sche Staaten stehen am Schluss der Liste, Burundi zuallerletzt: Sie alle leiden
(indirekt) an Krieg(sfolgen).
Stabile Länder wie Ghana und Nachkriegsländer wie Mosambik, Äthiopien und
Angola hätten in den letzten zehn Jahren „beeindruckende Fortschritte“ erzielt.
Besonders in Asien zeigt sich, dass positive wirtschaftliche Entwicklung eine
bessere Stellung im Welthungerindex bewirkt, wo in Landwirtschaft, Bildung
und Gesundheitsvorsorge investiert wird. Indien sei Beispiel für schlechte
Regierungsarbeit – mit vielen unterernährten Kindern trotz Wirtschaftsboom.
Viele internationale Hilfsorganisationen setzen immer mehr auf
Schulspeisungsprogramme. Durch kostenlose Schulmahlzeiten steigt die Zahl
der Kinder und vor allem der Mädchen, die zur Schule geschickt werden,
deutlich an. Gleichzeitig können sich Kinder, denen der Magen nicht vor
Hunger knurrt, besser auf den Unterricht konzentrieren. So haben sie die
Chance, den Kreislauf aus Hunger und mangelnder Bildung zu durchbrechen.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen unterstützt jährlich über
20 Millionen Kinder in Entwicklungsländern mit Schulmahlzeiten.
Ein weiterer Schritt könnte eine Reform der Welthandelsstrukturen sein, etwa
der Abbau der milliardenschweren Exportsubventionen, mit denen die Indus-
trieländer ihre landwirtschaftlichen Überschüsse verbilligt in Entwicklungs-
länder exportieren und so in Konkurrenz zu der einheimischen Kleinland-
wirtschaft treten.
Weitere Maßnahmen könnten Schuldenerlasse, höhere und effizientere
Entwicklungshilfen und die Sicherstellung gerechter Rohstoffpreise sein.
Darüber hinaus wird oft ein verbesserter Zugang für landwirtschaftliche
Produkte aus Entwicklungsländern zu den Märkten der Industrieländer
gefordert.
Ob höhere landwirtschaftliche Exporte den Hungernden helfen, ist jedoch
fraglich. Meist kommen die Exporterlöse lediglich einer kleinen Schicht von
Großgrundbesitzern zugute. In vielen Ländern ist der Landbesitz sehr ungleich
verteilt, die Mehrheit der Hungernden sind landlose Landarbeiter und Klein-
bauern. Landreformen wären vielerorts ein Ansatz, um die Ursachen von
Hunger und Armut anzugehen.
Nicht unwichtig bei der Bekämpfung des Welthungers ist die Nahrungsmittel-
verschwendung in den Industrieländern. Von den 80 Kilogramm Lebensmitteln,
die jeder Deutsche im Jahr wegwerfen, seien 50 Kilogramm vermeidbar.
Einzelne Forscher untersuchen auch Grundeinkommenskonzepte zur
Bekämpfung des Hungers. Frankman und Busilacchi denken zur Finanzierung
eines solchen transnationalen Grundeinkommen eine global erhobene
Ökosteuer oder eine Börsentransaktionssteuer an.
 Eine Studie der NGO FIAN befindet, dass sich das Transfervolumen im
Grundeinkommensfall eher noch verringern würde.
Würde gemäß dieser Studie ein Land wie Deutschland weniger als den Betrag,
den es sowieso schon an Entwicklungshilfe zahlen müsste, nämlich 0,24 % des
Bruttoinlandsprodukts, in einen internationalen Grundeinkommensfond für Er-
nährung einzahlen, könnte der Hunger mit einem Schlage ausradiert werden.
Hunger und Armut
Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie (https://de.wikipedia.org/wiki/Welthunger)
             dort gibt es weitere Quellenangaben