Der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ließ eine gefährliche
amerikanische Ideologie erstarken: das neokonservative Denken.
Die Sowjetunion hatte wesentlich dazu beigetragen, ein einseitiges
Vorgehen der USA zu zügeln. Seit dieses Hindernis für Washington
weggefallen ist, arbeiten die Neokonservativen unverhohlen daran,
ihr Ziel einer amerikanischen weltweiten Vorherrschaft durch-
zusetzen. Amerika war nun die »einzig verbliebene Supermacht«,
die »uneingeschränkte Macht«, die überall in der Welt ohne
Einschränkung nach Gutdünken aktiv werden konnte.
1997 entwickelten die Neokonservativen ihr Project for a New American
Century. Und drei Jahre vor den Anschlägen vom 11. September forderten die
Neokonservativen Präsident Clinton in einem Memorandum dazu auf, auf
einen Regimewechsel im Irak hinzuarbeiten und »Saddam Hussein von der
Macht zu entfernen«. Insgesamt planten sie den Sturz von sieben Regierungen
in fünf Ländern.
Die Ereignisse des 11. September 2001 werden von gut informierten Personen
als »das neue Pearl Harbor« bezeichnet, das nach Ansicht der Neokonserva-
tiven notwendig war, um ihre Eroberungskriege im Nahmittelosten beginnen
zu können. Paul O’Neill, Präsident George W. Bushs erster Finanzminister,
erklärte öffentlich, auf der ersten Kabinettssitzung Präsident Bushs habe der
Einmarsch in den Irak auf der Tagesordnung gestanden. Dieser Einmarsch
war bereits vor den Anschlägen vom 11. September 2001 geplant worden. Seit
2001 hat Washington acht Länder ganz oder teilweise zerstört und ist gegen-
wärtig in Syrien und der Ukraine auf Konfrontationskurs gegenüber Russland
gegangen.
Russland kann nicht zulassen, dass in der aus Syrien und dem Irak
bestehenden Großregion ein dschihadistisches Kalifat entsteht, weil dies die
von Muslimen geprägten Regionen der Russischen Föderation destabilisieren
würde. Henry Kissinger selbst hat auf diesen Umstand hingewiesen, und jeder
halbwegs vernünftige Mensch wird dieser Erkenntnis zustimmen.
Aber die machtgierigen und fanatischen Neokonservativen, die die jeweiligen
Regierungen unter Clinton, Bush und Obama kontrolliert haben und kontrol-
lieren, sind so von ihrer eigenen Hybris und Arroganz besessen, dass sie
sogar bereit sind, Russland massiv zu provozieren, indem sie ihre türkischen
Marionetten dazu brachten, ein russisches Kampfflugzeug abzuschießen, und
die demokratisch gewählte Regierung in der Ukraine stürzten, die über gute
Beziehungen zu Russland verfügte, um stattdessen eine amerikanische
Marionettenregierung an die Macht zu bringen.
Vor diesem Hintergrund verstehen wir nun, dass die gefährliche Situation, der
sich die Welt gegenwärtig gegenübersieht, die Folge des arroganten Strebens
der Neokonservativen nach amerikanischer weltweiter Vorherrschaft ist. Die
Fehleinschätzungen und die Gefahren im Zusammenhang mit den Konflikten
in Syrien und der Ukraine gehen ebenfalls auf die neokonservative Ideologie
zurück.
In der jetzigen Situation kann ein Atomkrieg nur auf zweierlei Weise verhindert
werden:
Im ersten Fall würden Russland und China kapitulieren und die Vorherrschaft
Washingtons hinnehmen.
Die andere Möglichkeit bestünde darin, dass in Deutschland, Großbritannien
oder Frankreich unabhängige politische Führungspersönlichkeiten ans Ruder
kommen und den Austritt aus der NATO beschließen.
Dies würde einen Massenaustritt aus der NATO in Gang setzen, und damit
verlöre Washington sein wichtigstes Werkzeug, um Konflikte mit Russland
vom Zaun zu brechen. Daher stellt die NATO gegenwärtig für jedes europä-
ische Land und die gesamte Welt die gefährlichste Kraft weltweit dar.
Quelle und gesamter Artikel: http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/dr-paul-craig-
roberts/warum-der-dritte-weltkrieg-nicht-mehr-fern-ist.html