Russische Föderation seit 1992
Die Russische Föderation übt seit 1992 als größte ehemalige Sowjetrepublik
(Russische SFSR) die völkerrechtlichen Rechte und Pflichten der UdSSR aus. Es
folgten in den ersten Jahren innenpolitische Konflikte über den weiteren Kurs.
In der russischen Verfassungskrise 1993 löste Jelzin per Ukas den Volksdeputierten-
kongress sowie den Obersten Sowjet Russlands auf, die sich seinen Bemühungen
widersetzt hatten, unpopuläre neoliberale Reformen durchzusetzen.
Jelzin ordnete eine gewaltsame Stürmung des Parlamentsgebäudes (Weißes Haus)
an, in dem sich etwa 100 Parlamentarier und weitere Anhänger verbarrikadiert
hatten. Bei der gewaltsamen Niederschlagung eines weiteren Aufstandes gegen ihn
am 3. und 4. Oktober gab es in Moskau 190 Tote. Im Dezember billigte die russische
Bevölkerung per Volksabstimmung die neue Verfassung der Russischen Föderation
(Zweikammersystem, Präsidialverwaltung).
Unter Jelzin wurden in Russland mit Unterstützung westlicher Berater Teile der
Wirtschaft privatisiert und demokratische Reformen durchgeführt. Beide verfehlten
jedoch ihr Ziel und führten zum Zusammenbruch der Industrie, der hohen Inflation,
der Verarmung breiter Bevölkerungsmassen und der Herausbildung einer dünnen
Schicht von einflussreichen Superreichen, die auch Oligarchen genannt wurden.
Bis 1998 rutschte das Land in die Zahlungsunfähigkeit mit der Folge allgemeiner
politischer Destabilisierung. Insbesondere in der Übergangszeit nahmen aufgrund
des Erstarkens regionaler Autonomien nach dem Ende der stark zentralistischen
Sowjetzeit zentrifugale Strömungen an den Rändern des Landes zu. So sah sich seit
Mitte der 1990er Jahre die russische Regierung mit Unabhängigkeitsbewegungen
und Machtkämpfen in zahlreichen Teilrepubliken konfrontiert, insbesondere in
Tschetschenien. Von Frühherbst 1999 bis Anfang 2000 brachten russische Truppen
aber den Großteil Tschetscheniens wieder unter ihre Kontrolle (vgl. Zweiter
Tschetschenienkrieg).
Die chaotischen Jahre unter Jelzin sowie die weggebrochenen Wertevorstellungen
und Lebensweisen durch den Zusammenbruch der Sowjetunion führten zu einer
völligen Verunsicherung der Menschen, was sich auch in der rapiden Verschlechte-
rung vieler demografischer und sozialer Kennzahlen (Geburtenzahlen, Sterberate,
Kriminalität, Alkoholismus etc.) niederschlug. Den Tiefpunkt bildeten eine Reihe
von Katastrophen und markanten Ereignissen um die Jahrtausendwende.
Der Untergang der Kursk im August 2000, das als Stolz der russischen
Nordflotte galt, der Brand des Moskauer Fernsehturms Ostankino, einem
Wahrzeichen der Stadt, der erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnte und
schließlich das Ende der Mir, die im März 2001 im Pazifik versenkt wurde und
Russlands Traum von der Vorreiterrolle im Weltraum beendete, führten bei vielen
Russen in dieser Zeit zu einem demütigenden Gefühl von der Rolle einer Supermacht
auf die eines Schwellenlands zurückgefallen zu sein.
In der Endphase von Jelzins Herrschaft bestand die russische Außenpolitik fast nur
noch aus leeren Drohungen und Reaktionen. Dies betraf z. B. die NATO-Osterwei-
terung (entgegen früheren vertraglichen Vereinbarungen) und den Kosovokrieg.
 
    Quelle: Wikipedia, die freie Enzyklopädie
                   dort gibt es weitere Quellenangaben
Boris Jelzin, Präsident
der Russ.Föderation
   (1991 -  1999)