Eine Volkswirtschaft hat den Menschen zu dienen, die sie ausmachen, und
nicht den Kapitalinteressen einiger weniger. Eine reiche Volkswirtschaft wie
die österreichische kann und muss jedem Kind unabhängig von der Herkunft
und dem Vermögen der Eltern die besten Bildungschancen gewährleisten, sie
muss für ihre Alten so sorgen, dass kein Mensch gezwungen wird, im Müll der
anderen nach Brauchbarem zu suchen, sie muss in der Lage sein, beides zu
gewährleisten: individuelle Freiheit und solidarische Absicherung gegen Armut
und Krankheit.
Um dies zu ermögliche, schlagen die Autoren folgende Maßnahmen vor:
Steuerliche Besserstellung von eigentümergeführten Unternehmen
gegenüber managergeführten Unternehmen, die für ihre Eigentümer aus-
schließlich eine Investition mit Hoffnung auf möglichst hohe Rendite darstel-
len. Denn der  Anreiz für Manager und Geschäftsführer in Unternehmen, die
nicht eigentümergeführt sind, ist letztlich das Erzielen höchster Profite in kur-
zer Zeit, während gleichzeitig die Tendenz besteht, Arbeitnehmer schlechter zu
bezahlen, sie schnell zu kündigen und andere negative Maßnahmen zu
setzen…
Beschränkung von Managergehältern auf das maximal Zehnfache des am
schlechtesten verdienenden Mitarbeiters
Das sollte gesetzlich verankert werden. Grund: das könnte der Versuchung,
Löhne und Gehälter zu dumpen, einen Riegel vorschieben.
Offenlegung aller Einkommen
Die Einkommenstransparenz ist ein wesentlicher Schlüssel zu mehr Gerech-
tigkeit, Diese Maßnahme hätte auch zur Folge, dass etwa bei öffentlichen Aus-
schreibungen mehr Transparenz hinsichtlich der Preisbildung der einzelnen
konkurrierenden Unternehmen bestünde.
Tagaktuelle Abfuhr der Umsatzsteuer für Großunternehmen
Konzerne, in denen das Rechnungswesen schon allein wegen der Größe in der
Lage ist, täglich aktualisiert über Umsätze Bescheid zu wissen, müssen tech-
nisch dazu in der Lage sein, die Umsatzsteuer tagaktuell ans Finanzamt zu
liefern. Es ist – im Zeitalter der Digitalisierung – nicht erklärbar, warum für
Riesen dieselben Regeln wie für Zwerge gelten.
Umstellung von Steuervorauszahlung auf Steuernachzahlung bei EPUs und
KMUs
Im Umkehrschluss sollten kleinere und mittlere Unternehmen von der Ver-
pflichtung der Steuervorauszahlung befreit werden, um die Liquidität dieser
Unternehmen zu erhöhen.
Verpflichtung zur Buchführung und zum Zahlungsverkehr  innerhalb
Österreichs
Unternehmen, die in Österreich wirtschaften, sollen gesetzlich dazu ver-
pflichtet werden, ihre Buchhaltung und ihren Zahlungsverkehr innerhalb
Österreichs abzuwickeln. Das würde vor allem die Transaktionen interna-
tionaler Konzerne für den österreichischen Fiskus nachvollziehbar machen.
Nationale Besteuerung von internationalen Kick-Back-Vereinbarungen
Internationale Konzerne schließen oft internationale Verträge für Nieder-
lassungen in Österreich ab. Diese Verträge enthalten oft Kick-Back-Verein-
barungen (also Provisionszahlungen im Falle der Überschreitung bestimmter
vereinbarter Umsatzgrenzen), die aber dann nicht in jenem Land versteuert
werden, in dem sie konsumiert wurden, sondern an der steuerlich günstigsten
Konzernadresse.
Einführung einer progressiven Vermögenssteuer
Seit der Aufhebung der Erbschafts- und Schenkungssteuer durch den Ver-
fassungsgerichtshof verschärft sich die Schieflage zwischen Besitzenden und
Nicht-Besitzenden drastisch. Die Vermögen der reichsten Österreicher steigen
dramatisch an. Im OECD-Vergleich liegt Österreich auf dem beschämenden
drittletzten Platz bei der Besteuerung von Vermögen bei einer gleichzeitig
enorm hohen Besteuerung von Produktivfaktoren. Die Einführung einer  pro-
gressiven Vermögenssteuer bei gleichzeitiger Entlastung von Unternehmen
und Arbeitnehmern würde die Realwirtschaft zugunsten der Finanzmärkte stär-
ken. Die Ausgestaltung einer wieder einzuführenden Erbschaftssteuer muss
sich dann an der Ausgestaltung der Vermögenssteuer orientieren.
Clevere Arbeitszeitverkürzung
Die Digitalisierung und die weitere Automatisierung bedeuten nicht zwingend
eine Katastrophe am Arbeitsmarkt. Wenn immer mehr Tätigkeiten von Robo-
tern verrichtet werden können, dann muss die Arbeit eben wieder gerecht ver-
teilt werden. Die generelle Vier-Tage-Woche oder die Ausweitung des Urlaubs-
anspruchs auf sechs Wochen schafft Platz für Roboter, wo Menschen trotzdem
ihren Job behalten können.
Roboter-Abgabe in Höhe der Lohnnebenkostgen der ersetzten Mitarbeiter
Bill Gates, der reichste Mensch der Welt, schlägt vor, Roboter zu besteuern
und Sozialabgaben für sie zu verlangen. Dieses Geld soll für den Ausbau der
Altersversorgung und der besseren Ausbildung der Kinder investiert werden.
Quote von 25 % auf Eliteschulen für das öffentliche Bildungssystem
Um das Bildungsystem durchlässiger zu gestalten, soll es eine 25 %-Quote für
begabte Kinder aus öffentlichen Schulen geben, damit sie an privaten Elite-
schulen lernen können. Für das Schulgeld soll es ein staatlich finanziertes
Stipendiensystem geben.
Mentoring in Unternehmen
Um einen bestmöglichen Generationsübergang von der dominierenden Baby-
Boomer-Generation zu gewährleisten, sollen Unternehmen steuerlich besser-
gestellt werden, die schon jetzt junge Mitarbeiter aufnehmen, die auf zukünftige
(Leitungs-)Aufgaben vorbereitet werden.
Quelle: Christian Deutsch / Stefan Knoll / Thomas Landgraf, “Bewegt Euch!
              Eine Abrechnung mit der Angststarre der Österreicher”, 2017,
                Carl Ueberreuter Verlag, Wien