Umsetzen kann man diese notwendigen Maßnahmen durch eine Art „Medien-
lastenausgleich“, der die meinungsbildenden Medien dazu verpflichtet, einen
bestimmten Anteil ihrer Frequenzen und bedruckten Flächen für alternative
Medien zu öffnen, die ansonsten an der Eintrittsbarriere Kapital scheitern. Auf
diese Weise wird erstmals in der Geschichte bewirkt, dass auch andere Mein-
ungen als die der Kapitalinhaber über die Presse sowie über die großen
Fernseh- und Radiosender verbreitet werden können.
Die Bemessung des Prozentsatzes der Ressourcen, die zur Verfügung gestellt
werden müssen, wird so gestaltet, dass dieser sich automatisch aus dem
Verbreitungsgrad des jeweiligen Mediums ergibt. Ein einmalig festgelegtes,
transparentes Rechenmodell regelt dies automatisch in Abhängigkeit von der
Reichweite des jeweiligen Mediums.
Der besondere Vorteil dieser mathematisch festgelegten, automatischen
Regelung liegt in der Transparenz für alle Beteiligten. Dieses Verfahren
schließt auch – im Gegensatz zu einer zentralen Medienaufsicht – Parteinahme
und Machtmissbrauch aus.
Natürlich sollen diejenigen, die ihre Infrastruktur hierfür zur Verfügung stellen
müssen, dafür entschädigt werden. Die Entschädigung der privaten Medien-
inhaber erfolgt durch öffentliche Mittel, die über die öffentliche Zentralbank
bereitgestellt werden. Die Einführung der freien Presse geht also Hand in Hand
mit den anderen Grundlagen der tatsächlichen Neuordnung und ist natürlich
auch nur dann finanzierbar. Wie die anderen Bausteine der tatsächlichen
Neuordnung auch, darf man also auch die freie Presse nicht isoliert unter den
Rahmenbedingungen betrachten, die heute noch herrschen.
Eine Ausnahme bei dieser Betrachtung stellt natürlich der öffentlich-rechtliche
Rundfunk dar, dessen Aufgabe es eigentlich ohnehin sein müsste, die
Menschen neutral mit Wissen zu versorgen. In Zukunft werden politische
Karrieren ganz anders verlaufen als heute, und der Politikertypus, der heute
unter dem Einfluss des Kapitals und der privaten Massenmedien steht, ent-
wickelt sich zum Auslaufmodell. Somit kommt die Kontrolle der öffentlich-
rechtlichen Medien von ganz allein in wesentlich objektivere Hände.